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Liebes Kind
Autorin: Romy Hausmann
Autorin: Romy Hausmann
Broschiert: 432 Seiten
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2019
Verlag: dtv
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In einer abgelegenen Hütte im Wald hält ein Mann eine Frau und zwei
Kinder gefangen. Ihr Tagesablauf ist komplett von ihm abhängig und sie müssen
jede seiner Regeln befolgen, um nicht bestraft zu werden. Doch dann gelingt der
Frau die Flucht. Sie stolpert auf die Straße, wird angefahren. Gemeinsam mit
ihrer Tochter wird sie ins Krankenhaus gebracht. Das Mädchen gibt an, dass ihre
Mama Lena heißt. Handelt es sich etwa um Lena Beck, die vor über dreizehn
Jahren spurlos verschwand. Voll banger Hoffnung machen sich Lenas Eltern auf
ins Krankenhaus. Was sie dort finden, wirft jedoch mehr Fragen auf, als es
beantwortet…
In der Beschreibung dieses Buches wird die jahrelange Gefangenschaft
einer Frau in einer Hütte im Wald angedeutet. Damit wird das Thema angedeutet,
ich hatte aber dennoch nur eine geringe Vorstellung, was mich genau erwarten
wird. Beschreibungen dieses jahrelangen Schreckens? Insofern wurde ich
überrascht, als das Buch nicht in der Hütte beginnt, sondern im Krankenhaus.
Die Gefangene ist nämlich geflohen. Weil sie von einem Auto erfasst wurde, ist
sie noch nicht ansprechbar, und ihre Tochter Hannah redet in Rätseln. Was ist
wirklich vorgefallen?
Die einzelnen Informationsstücke, die man als Leser zu Beginn erhält,
wollen nicht so recht zusammenpassen, weshalb meine Neugier geweckt war, mehr
darüber herauszufinden, was vorgefallen war. Immer wieder denkt Hannah an das
Leben in der Hütte und die klaren Regeln zurück, zum Beispiel, dass sie immer
ihre leeren Hände zeigen muss, wenn ihr Papa kommt und man alles tun muss, was
ein Erwachsener sagt. Sie scheint all diese Regeln tief verinnerlicht zu haben
und ihre Lebensweise ist so selbstverständlich für sie, dass sie nur wenig Lust
hat, die neugierigen Fragen im Krankenhaus zu beantworten. Ihre Sicht auf die
Welt ist so verdreht, dass es sie mir beim Lesen leid tat und es gleichzeitig
gruselig war, ihre Gedanken zu lesen.
Neben Hannah kommen im weiten Verlauf ihre Mama und ihr Großvater zu
Wort. Beide stehen vor einer völlig veränderten Situation, müssen das erlebte
verarbeiten und versuchen, sich neu zu arrangieren. Ein Prozess, der mit ganz
unterschiedlichen Gefühlen verbunden ist: Angst und Wut spielen eine große
Rolle, aber auch Hilflosigkeit und Schuldgefühle. Das packte mich beim Lesen
emotional. Zwischendurch gibt es auch immer wieder Rückblicke in das Leben in
der Hütte. Hier findet die Autorin einen guten Weg, um die erschreckende
Gefangenschaft zu schildern, dabei aber nicht in Effekthascherei abzudriften.
Das Erzähltempo des Thrillers ist ruhig. Neue Informationen und
Erkenntnisse, auf die ich wartete, kamen nur tröpfchenweise. Gleichzeitig
verhalten sich die Protagonisten aufgrund ihrer seelischen Verfassung immer
wieder irrational und verhindern damit ein Vorankommen der Aufklärung. Die
Geschichte geriet dadurch ins Stocken und mich störte vor allem ein Logikfehler
rund um die Spurensicherung, durch den die Geschichte überhaupt in der Form
funktioniert. Ein weiterer großer Twist zeichnet sich ab einem gewissen Zeitpunkt
ab, die Umsetzung kommt aber für meinen Geschmack zu spät und kann das
Potenzial nicht ganz nutzen.
In „Liebes Kind“ wird ein erschreckendes Szenario beschreiben, das für
die verschiedenen Protagonisten unterschiedliche Konsequenzen hat. Der Leser
begleitet sie beim Versuch, ihr Leben neu zu ordnen, während ihre Gedanken
immer wieder in die Vergangenheit zurückkehren. Die emotionalen Szenen ließen
mich nicht unberührt. Den Handlungsverlauf fand ich jedoch nicht ganz rund. Ein
solides Thriller-Debüt für Leser von emotionaler Geschichten, die ihre düsteren
Geheimnisse langsam Preis geben.