Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Liebes Kind
Autorin: Romy Hausmann
Erscheinungsdatum: 28.02.2019
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Vorab-Leseexemplar
ISBN: 9783423262293
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Dass der Titel des Thrillers „Liebes Kind“ von Romy Hausmann
nicht wirklich liebevoll gemeint ist, sieht man gleich anhand der
Covergestaltung, denn die Buchstaben sind in zerlaufenden schwarzen Buchstaben
geschrieben. Sie stehen über einer geschlossenen Gitterbox, die auf mich beim
Anblick beängstigend wirkte, weil ich mich fragte, was darin eingeschlossen
wurde. Der Thriller hat drei Protagonisten: Lena, Hanna und Matthias, die in
unregelmäßigen Wechseln jeweils einen Teil der Geschichte in Ich-Form erzählen.
Die frühere Lehramtsstudentin Lena ist seit vierzehn Jahren
in einer Hütte im Wald gefangen und kümmert sich um ihre beiden Kinder, 11 und
13 Jahre alt, die sie gemeinsam mit ihrem Entführer hat. Ihm obliegt die
Aufgabe, seiner Arbeit nachzugehen, um mit den Einnahmen seine Familie zu
versorgen und vor der Umwelt zu beschützen. Das ältere der beiden Kinder ist
Hannah. Sie begleitet ihre Mutter ins Krankenhaus nachdem Lena ein
Ausbruchversuch gelingt und damit ungeahnte Folgen auslöst. Matthias ist der
Vater von Lena, der seit ihrem Verschwinden die Hoffnung nicht aufgegeben hat,
dass Lena doch noch zu ihren Eltern zurückkehren wird.
Romy Hausmann bietet mit ihrem Thriller-Debüt eine anhaltend
spannende Unterhaltung. Sie blickt auf vielfältige Art und Weise in die
Abgründe des Einzelnen. Ihre Figuren handeln in einigen Fällen irrational, für
mich manchmal vielleicht unlogisch, jedoch innerhalb der Möglichkeiten, die zur
Verfügung stehen. Aus der Situation heraus, im Abgleich mit den bisherigen
eigenen Erfahrungen der einzelnen Charaktere, ergeben sie dennoch durchaus Sinn.
Beeindruckend erschienen mir die Handlungen von Lena, die ihren Kindern mit viel
Liebe, ihrer Fantasie und den wenigen, ihr zur Verfügung stehenden Dingen, eine
begreifbare Welt gestaltet. Aus der Extremsituation des beschränkten,
abgeschlossenen Raums heraus und über viele Jahre hinweg ist aber eine gewisse psychische
und körperliche Schädigung nicht abzuwenden. Die Erzählung ist aus dieser Sicht
verstörend und erzeugt daher Unbehagen über den gesamten Thriller hinweg.
Wer nach einem von Beginn bis zum Ende hin spannenden
Thriller sucht, dessen Handlung berührend, erschreckend und bestürzend ist, ist
bei „Liebes Kind“ von Romy Hausmann genau richtig. Gerne empfehle ich das Buch
an alle Thrillerfans weiter.