Samstag, 16. März 2019

[Rezension] Rückwärtswalzer - Vea Kaiser


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Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger
Autorin: Vea Kaiser
Hardcover: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 7. März 2019
Verlag: Kiepenheuer & Witsch

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Lorenz Prischinger ist Schauspieler und lebt in Wien. Seine Karriere ist in letzter Zeit jedoch ins Stocken geraten, und in Kombination mit seiner ungebrochenen Kauflust steht er nun vor einem Schuldenberg. Notgedrungen zieht er bei Tante Hedi und Onkel Willi ein, in deren Küche auch Hedis Schwestern Mirl und Wetti ständig anzutreffen sind. Warum die drei so viel Zeit miteinander verbringen, darüber hat Lorenz sich bislang nicht viele Gedanken gemacht. Als Willi überraschend stirbt, soll er seinem Wunsch entsprechend im Familiengrab in Montenegro beigesetzt werden. Doch auch die Tanten sind knapp bei Kasse, sodass sie kurzerhand beschließen, die Überführung auf eigene Faust mit Willis Panda zu erledigen. Von Wien bis Montenegro sind es schließlich nur 1029 Kilometer…

Gleich im ersten Kapitel begegnet der Leser dem Schauspieler Lorenz Prischinger, für den es derzeit nicht gut läuft. Er ist hoch verschuldet und kann daran nichts ändern, da seit einiger Zeit die Engagements ausbleiben. Auch seine Freundin will nichts mehr von ihm wissen. Lorenz‘ Situation wird mit tragisch-komischem Tonfall geschildert und ich war neugierig, ob es ihm gelingt, aus der Misere herauszukommen.

Als vorübergehende Maßnahme zieht Lorenz bei seiner Tante Hedi und seinem Onkel Willi ein. Hedi und ihre Schwestern Mirl und Wetti verhalten sich Lorenz gegenüber stets wie Glucken, die ihn mit Unmengen Paniertem versorgen. Sie machten auf mich einen weltfremden und kauzigen Eindruck, zum Beispiel fahren sie alle kein Auto trotz bestandener Führerscheinprüfung und waren noch nie im Ausland.

Doch nicht immer haben die Tanten ihre Tage gemeinsam in der Küche verbracht. Der Roman springt nach jedem Kapitel in der Gegenwart einmal in die Vergangenheit und gibt aufschlussreiche Einblicke in die Geschichte der Familie Prischinger. Die drei Frauen sind gemeinsam mit ihren beiden Brüdern auf einem Wirtschaftshof aufgewachsen, in dessen Gasthaus russische Besatzungssoldaten lebten. Sie alle hat es schließlich hinaus in die Welt gezogen, wo es immer wieder Momente gab, in denen sie wegweisende Entscheidungen treffen mussten und die der Leser miterleben darf. Doch nicht alle alten Geschichten werden bereitwillig geteilt. Man merkt schnell, dass es gewisse Themen gibt, die bewusst umschifft werden und bis heute emotional nicht aufgearbeitet wurden.

Sowohl die Rückblenden als auch die Kapitel in der Gegenwart, in denen schließlich ein skurriler Roadtrip auf dem Programm steht, konnten mich begeistern. Vea Kaiser ist es gelungen, eine in erster Linie unterhaltsame Geschichte zu schreiben, die trotz reichlich schräger Situationen nicht ins alberne abrutscht und auch viele Momente beinhaltet, die mich berühren konnten und nachdenklich gestimmt haben. Dieses Familienepos ist ein Lesehighlight, das ich uneingeschränkt weiterempfehle!
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