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Rückwärtswalzer oder Die Manen der Familie Prischinger
Autorin: Vea Kaiser
Hardcover: 304 Seiten
Erscheinungsdatum: 7. März 2019
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
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Lorenz
Prischinger ist Schauspieler und lebt in Wien. Seine Karriere ist in letzter
Zeit jedoch ins Stocken geraten, und in Kombination mit seiner ungebrochenen
Kauflust steht er nun vor einem Schuldenberg. Notgedrungen zieht er bei Tante
Hedi und Onkel Willi ein, in deren Küche auch Hedis Schwestern Mirl und Wetti ständig
anzutreffen sind. Warum die drei so viel Zeit miteinander verbringen, darüber
hat Lorenz sich bislang nicht viele Gedanken gemacht. Als Willi überraschend
stirbt, soll er seinem Wunsch entsprechend im Familiengrab in Montenegro
beigesetzt werden. Doch auch die Tanten sind knapp bei Kasse, sodass sie
kurzerhand beschließen, die Überführung auf eigene Faust mit Willis Panda zu
erledigen. Von Wien bis Montenegro sind es schließlich nur 1029 Kilometer…
Gleich im
ersten Kapitel begegnet der Leser dem Schauspieler Lorenz Prischinger, für den
es derzeit nicht gut läuft. Er ist hoch verschuldet und kann daran nichts
ändern, da seit einiger Zeit die Engagements ausbleiben. Auch seine Freundin
will nichts mehr von ihm wissen. Lorenz‘ Situation wird mit tragisch-komischem
Tonfall geschildert und ich war neugierig, ob es ihm gelingt, aus der Misere
herauszukommen.
Als
vorübergehende Maßnahme zieht Lorenz bei seiner Tante Hedi und seinem Onkel
Willi ein. Hedi und ihre Schwestern Mirl und Wetti verhalten sich Lorenz
gegenüber stets wie Glucken, die ihn mit Unmengen Paniertem versorgen. Sie machten
auf mich einen weltfremden und kauzigen Eindruck, zum Beispiel fahren sie alle
kein Auto trotz bestandener Führerscheinprüfung und waren noch nie im Ausland.
Doch nicht
immer haben die Tanten ihre Tage gemeinsam in der Küche verbracht. Der Roman
springt nach jedem Kapitel in der Gegenwart einmal in die Vergangenheit und
gibt aufschlussreiche Einblicke in die Geschichte der Familie Prischinger. Die drei
Frauen sind gemeinsam mit ihren beiden Brüdern auf einem Wirtschaftshof
aufgewachsen, in dessen Gasthaus russische Besatzungssoldaten lebten. Sie alle
hat es schließlich hinaus in die Welt gezogen, wo es immer wieder Momente gab, in
denen sie wegweisende Entscheidungen treffen mussten und die der Leser
miterleben darf. Doch nicht alle alten Geschichten werden bereitwillig geteilt.
Man merkt schnell, dass es gewisse Themen gibt, die bewusst umschifft werden
und bis heute emotional nicht aufgearbeitet wurden.
Sowohl die
Rückblenden als auch die Kapitel in der Gegenwart, in denen schließlich ein
skurriler Roadtrip auf dem Programm steht, konnten mich begeistern. Vea Kaiser
ist es gelungen, eine in erster Linie unterhaltsame Geschichte zu schreiben,
die trotz reichlich schräger Situationen nicht ins alberne abrutscht und auch
viele Momente beinhaltet, die mich berühren konnten und nachdenklich gestimmt
haben. Dieses Familienepos ist ein Lesehighlight, das ich uneingeschränkt
weiterempfehle!