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Bella Ciao
Autorin: Raffaella Romagnolo
Übersetzerin: Maja Pflig
Hardcover: 528 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. März 2019
Verlag: Diogenes
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Im Jahr 1946 kehrt Mrs. Giulia Masca für einen Besuch nach Borgo Di
Dentro zurück. In diesem kleinen italienischen Städtchen ist sie aufgewachsen,
bevor sie vor fünfundvierzig Jahren heimlich und mit einem Kind im Bauch über
Genua nach Amerika fuhr. Inzwischen ist sie eine gemachte Frau, die sich nun
mit den Erinnerungen ihrer Kindheit und Jugend konfrontiert sieht. Was ist wohl
aus ihrer Mutter geworden, die auf ihre Briefe nie geantwortet hat? Und was hat
ihre ehemals beste Freundin Anita erlebt, von der Giulia damals im Stich
gelassen und hintergangen wurde?
Zu Beginn des Buches trifft Giulia im italienischen Städchen Borgo Di
Dentro ein. Gemeinsam mit ihrem Sohn Michael ist sie aus geschäftlichen Gründen
von Amerika nach Europa gekommen, ihr Heimatdorf ist ein kurzer Zwischenstopp. Beim
Anblick ihres Geburtshauses kommen zahlreiche Erinnerungen an die Oberfläche.
Der Leser wird mitgenommen ins Jahr 1900, wo Giulia wie ihre Mutter Assunta und
ihre beste Freundin Anita in einer Spinnerei arbeitet. Der Lohn reicht gerade
so für das allernötigste, weshalb ein Streik begonnen wurde. Doch während die
Arbeiterinnen sich davon vieles erhoffen, müssen sie erst einmal die Zeit ganz
ohne Einkommen durchstehen.
Giulia wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, hat sich mit ihrem Leben
aber arrangiert. Deshalb war ich gespannt, was sie dazu bewegen wird, alles
hinter sich zu lassen. Bald erahnt man den Grund und ich konnte ihren
Entschluss schließlich nachvollziehen. Ich hoffte und bangte mit ihr, dass sie
in Amerika nicht in die falschen Hände gerät. Die Entwicklungen in New York
laufen verhältnismäßig schnell ab. Gleichzeitig wird die Situation in Italien
aus unterschiedlichen Perspektiven ausführlich weiter erzählt.
Der Roman nimmt den Leser in ruhigem Tempo mit durch all die Jahre bis
zu Giulias Rückkehr. Dabei muss man konzentriert lesen, um bei den häufigen und
nicht explizit gekennzeichneten Sprüngen durch Raum und Zeit nicht den Faden zu
verlieren. In Italien erlebt Anita und ihre Familie den ersten Weltkrieg, das
entschlossene Agieren der Kommunisten gegen die Unterdrückung und schließlich
das Erstarken der Faschisten. Giulia in Amerika muss sich mit ihrem Status als
Einwanderin arrangieren und erlebt mit, wie ihr Sohn deshalb immer wieder
ausgegrenzt wird.
Insgesamt liegt der Schwerpunkt der Handlung auf den Ereignissen in
Italien und fokussiert sich im letzten Drittel vor allem darauf, was in Borgo
Di Dentro während des zweiten Weltkriegs geschieht. Ich fand es schade, dass
die Handlung in Amerika eher zweitrangig ist. Hier hätte ich gern mehr
erfahren, während mit die Kriegsjahre in Italien zu ausführlich beschrieben
waren. Giulias Rückkehr nach Italien bildet nur den Rahmen, um in die
Vergangenheit einzutauchen. Auch davon hatte ich mir mehr erhofft. Lange
Gespräche such man vergeblich, die Autorin lässt die Charaktere vor allem durch
ihre Handlungen sprechen. Ich erhielt Einblicke in die Gedanken- und Gefühlwelt
der Erzählenden, große Emotionen wurden bei mir jedoch nicht geweckt.
In „Bella Ciao“ wird eine komplexe Familiengeschichte erzählt, in der
die Charaktere sich aller Rückschläge zum Trotz nicht unterkriegen lassen. Mir
haben die starken Frauenfiguren gefallen und ich erhielt interessante Einblicke
ins Italien während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insbesondere die
Beschreibung der Kriegsjahre zog sich für mich jedoch in die Länge und ich
hätte mir ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen den Geschichten von Giulia und
Anita gewünscht. Ein Buch für alle Leser von Familiengeschichten, die sich für Einblicke
in die italienische Geschichte von 1900 bis 1946 interessieren.