Titel: Der Wal und das Ende der Welt
Autor: John Ironmonger
Übersetzer: Tobias Schnellter und Maria Poets
Erscheinungsdatum: 27.03.2019
Verlag: S.Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN: 9783103974270
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Der Prolog des Romans „Der Wal und das Ende der Welt“ von
John Ironmanger macht neugierig. Der Autor schildert darin in der Retrospektive
vergangene Ereignisse an einem unbezifferten Tag im Herbst an dem sowohl ein
nackter Mann am Strand des kleinen Dorfs St. Piran in Cornwall aufgefunden
wurde als auch ein Finnwal eben dort gestrandet war. Alljährlich wird bis heute
oder morgen – denn es ist nicht klar, in welchem Jahr wir uns befinden - am
ersten Weihnachtstag im Gedenken daran ein großes Walfest gefeiert. Nach dem
Lesen der Einleitung war ich natürlich gespannt darauf zu erfahren, was damals
passiert ist. Erst später wurde mir bewusst, dass John Ironmanger dem Leser hier
bereits Hoffnung auf ein gutes Ende seiner Geschichte mit auf den Weg gegeben
hat, denn es ist eine erschreckende Dystopie, die er im folgenden aufzeigt.
Joe, 30 Jahre alt, ist Analyst bei einer Bank in London.
Seine Abteilung setzt auf fallende Kurse, die sich aus einer Reaktion auf eine
bestimmte Krise ergeben. Nur kurze Zeit nachdem er am Strand von St. Pirans aufgefunden
wurde, mobilisiert er genügend Bewohner des Orts dazu, sich mit aller Kraft gemeinsam
dafür einzusetzen, dass der gestrandete Wal zurück ins Meer findet. Das 300
Seelen-Dorf ist nur über eine versteckt zu erreichende, einzige schmale Straße zu
erreichen. Joe erfährt hier einen Zusammenhalt der Einwohner, wie er sie sich
vorher kaum vorstellen konnte. Und dann erinnert er sich wieder an den Grund
seines Besuchs in St. Piran, der mit dem von ihm berufsmäßig bedienten Softwareprogramms
zusammenhängt und ein Horrorszenarium vorausgesagte.
John Ironmanager zeigt uns als Leser auf eine ganz eigene
Weise auf, wie viel Bedeutung heute dem Wissen zukommt, dass wir durch
Auswertungen von Daten erhalten, die wir online erfasst haben. Die Vielfältigkeit
der Möglichkeiten wie beispielsweise der Textanalyse von Tagesnachrichten
beeindruckt. Doch können wir uns auf statistische Mittel, die aus einer großen
Menge gleichartigen Verhaltens als Reaktion auf bestimmte Ereignisse eine
potentielle zukünftige Handlung vorhersagen, grundsätzlich verlassen? Ist
Menschlichkeit vorhersagbar? Der Beginn der Geschichte ist beängstigend als
genau das eintrifft, was Joe erwartet hat. Die Entwicklung kam mir bekannt vor,
denn genau wie ich sollte jeder Leser bereits von der Gefährlichkeit eines Grippeerregers
gehört haben. Ich empfand den weiteren Ablauf und die Zusammenhänge als überaus
realistisch dargestellt, was mich sehr beunruhigte. John Ironmonger kreiert
verschiedenste Charaktere, die gemeinsam eine Dorfgemeinschaft abbilden mit
Figuren wie sie in unserer Vorstellung dazugehören.
In seinem Roman „Der Wal und das Ende der Welt“ schafft John
Ironmonger starke Bilder, die lange im Gedächtnis bleiben. Er schneidet einige
Themen an, allem voran die Möglichkeit der Vorhersage menschlichen Verhaltens, die
mich als Leser zum Nachdenken brachten. Welche Bedeutung dem Wal in der
Geschichte zukommt sollte jeder selbst herausfinden, indem er das Buch liest,
denn gerne empfehle ich es uneingeschränkt weiter.