Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Frauen von Salaga
Autorin: Ayesha Harruna Attah
Übersetzerin: Christiane Burkhardt
Erscheinungsdatum: 11.03.2019
Verlag: Diana (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783453292192
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Der Roman „Die Frauen von Salaga“ ist der Debütroman der in
Ghana geborenen Ayesha Harruna Attah, die heute im Sengal lebt. Ihre
Schilderungen basieren auf den wahren Erlebnissen ihrer Ururgroßmutter, die den
Hintergrund für die Geschehnisse rund um Aminah, eine der Protagonistinnen,
bilden. Das Cover des Buchs schwelgt in intensiven Farben die auch bei der
Gestaltung afrikanischer Waxprints Anwendung finden. Der Titel führte mich
direkt nach Afrika in eine Region, in der noch keine Erzählung der von mir gelesenen
Bücher spielte. Ich freute mich daher nicht nur auf gute Unterhaltung sondern
auch auf eine kulturelle Reise. Die Geschichte spielt um das Jahr 1890 in der
britischen Kronkolonie Goldküste, dem heutigen Ghana.
Aminah ist 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einem
kleinen Oasendorf. Am liebsten möchte sie Schumacher werden wie ihr Vater, der
immer wieder zum Verkauf seiner Ware mit Karawanen auf Reisen geht. Doch
während einer seiner Abwesenheiten wird das Dorf überfallen und verbrannt,
Menschen und Vieh werden verschleppt. Nach einer Zeit als Sklavin auf einem
Gehöft wird sie auf dem Markt von Salaga erneut zum Kauf angeboten. Hier
begegnet sie der kaum älteren Wurche, der Tochter eines Stammesführers, die wie
Aminah davon träumt, eines Tages in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu
können. Taktik ist ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Führungsmacht.
Daher wird für Wurche gegen ihren Willen eine Ehe arrangiert. Bei
gelegentlichen Ausflügen nach Salaga verliebt sie sich in Moro, einen jungen
Sklavenhändler, mit dem sie sich fortan heimlich im Hinterzimmer eines Landlords
trifft. Bei einem ihrer Ausflüge trifft sie hier auf Aminah und beschließt
spontan, sie zu kaufen.
Ayesha Haruna Attah hat mir mit ihrer Geschichte eine mir
unbekannte Kultur näher gebracht. Zunächst benötigte ich einige Zeit, ehe mir
die fremden Bezeichnungen und Eigennamen geläufig wurden. Die Beschreibung von
Kleidung, Mahlzeiten, Geräuschen, Gerüchen und auch verschiedene Ansichten der
Stammesmitglieder brachten mir das Leben an der Goldküste kurz vor dem 20.
Jahrhundert näher. Der Roman ist in einer für die Gegend wechselhaften Epoche
angesiedelt, während der die Stämme, die führende Ethnie der Aschanti, die
Briten, Deutsche und Franzosen um die Vormacht kämpften. Daraus ergibt sich ein
buntes Sprachengemisch.
Obwohl die Autorin Handlungen schildert, die für uns
verwerflich sind, versucht sie nicht zu werten und ihre eigenen Emotionen nicht
einfließen zu lassen. Doch vor allem ihren beiden Protagonistinnen gesteht sie
tiefgreifende Gefühle zu. So konnte ich an manchem inneren Konflikt von Aminah
und Wurche teilhaben wie beispielsweise bei der Klärung der Frage, ob man einen
Sklavenhändler trotz seiner anstößigen Tätigkeit lieben kann und darf. Sowohl
Aminah wie auch Wurche haben keine Chance sich gegen ihr Los aufzulehnen. Es
wird deutlich, dass vielfach das Leben des Einzelnen fremdgelenkt und -geleitet
wird und in der Bevölkerung eine gewisse Schicksalsergebenheit vorherrscht. Gezeigt
wird auch, dass der wachsende Einfluss der Europäer die Einheimischen zu neuen
Lebensweisen zwingt.
„Die Frauen von Salaga“ beschreibt eine bewegten
Zeit in der Kronkolonie der Goldküste. Gekonnt verknüpft Ayesha Harruna Attah
das Leben zweier junger Frauen mit unterschiedlichem Rang. Beide besitzen
Träume, die durch das vorherrschende Patriarchat bedroht werden. Einige
unvorhersehbare Wendungen gestalten den Roman abwechslungsreich und lesenswert.
Gerne empfehle ich das Buch weiter.