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Enteignung
Autor: Reinhard Kaiser-Mühlecker
Hardcover: 224 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. Februar 2019
Verlag: S. FISCHER
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Nach mehr als zwanzig Jahren kehrt ein Journalist nach Zeiten erfolgreicher
politischer Berichterstattung aus aller Welt in sein Heimatdorf zurück. Dort
arbeitet er für die Lokalzeitung, schreibt die Glosse und Berichte über
Vorfälle wie den nächtlichen tödlichen Treppensturz eines alten Mannes. Mit der
Lehrerin Ines beginnt er eine Affäre, ist jedoch nicht der einzige Mann in
ihrem Leben. Er verschafft sich unter falschen Namen eine Anstellung auf dem
Hof ihres anderen Liebhabers. Dieser hat sich bislang geweigert, eine Aushilfe
anzustellen, und schuftet mit seiner Frau lieber rund um die Uhr. Immer tiefer
wird der Journalist in das Leben auf dem Hof und die damit verbundenen Sorgen
hineingesogen.
Zu Beginn lernt der Leser den in die Heimat zurückgekehrten
Journalisten kennen. Er lebt im Haus seiner verstorbenen Tante und geht lustlos
der Arbeit für die Lokalzeitung nach. Bei der Recherche für einen Artikel
trifft er auf seinen ehemaligen Klassenkameraden Flor, mit dem er nie eng
befreundet war und der ihn nicht erkennt. Dieser betreibt inzwischen gemeinsam
mit seiner Frau Hemma einen Hof. Vor einiger Zeit wurde ihm vom Amt ein Stück
lang weggenommen, auf dem Windräder aufgestellt werden sollen. Dort hat Flor
den Schriftzug „Enteignet“ mit Holzlettern aufgestellt, die der Journalist
immer sieht, wenn er seinem Hobby nachgeht und über die Landschaft fliegt.
Die Handlung nimmt langsam ihren Lauf. Dabei wird nicht explizit
gesagt, warum der Protagonist überhaupt zurückgekehrt ist, was er in seiner
Heimat will und sucht. Er stolpert in eine Affäre hinein und beginnt, auf dem
Hof des anderen Liebhabers zu arbeiten. Bei all dem fand ich keinen Zugang zur
Motivation des Protagonisten, ich konnte mich nicht in ihn hineinversetzen und
seine Entscheidungen nachvollziehen. Die Ereignisse ließen mich unberührt, als
Außenstehende blickte ich aufs Geschehen und fragte mich, wie lang der
Protagonist seine Lügen aufrecht erhalten will und was genau ihm das bringt.
Auch der wortkarge Umgang der Personen miteinander hat nicht dazu beigetragen,
in die Geschichte hineinzufinden.
Der Autor schafft immer wieder Sinnbilder, die für mich aber kein
großes Ganzes ergaben. Ich hatte das Gefühl, dass mir der Zugang zu einer
tieferen Ebene des Romans verschlossen blieb. Die Geschichte weckte in mir aber
auch kein Verlangen, das zu ändern. Selbst die dramatischen Entwicklungen zum
Ende hin fielen irgendwie enttäuschend aus. Mich konnte dieses Buch leider
nicht überzeugen.