Rezension von Ingrid Eßer
englischer Originaltitel: Summer of Secrets (Verlag: Headline Review)
deutscher Titel: Das Leuchten jenes Sommers (Verlag: Wunderlich, ab 16.04.2019)
Autorin: Nikola Scott
rezensierte Buchausgabe: englische Originalausgabe im Taschenbuch
ISBN: 9781472241184 (deutsche Ausgabe: 9783805200387)
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Der Roman „Das Leuchten eines Sommers“ von Nikola Scott
spielt auf zwei Zeitebenen. Chloe MacAllister, die in der Gegenwart in London
lebt, ist die Protagonistin eines der beiden Erzählstränge. Sie ist Fotografin
und verheiratet. Gerade erst hat sie festgestellt, dass sie schwanger ist, als
sie den Auftrag erhält, Madeline Hamilton für ein Foto ins rechte Licht zu
setzen. Aber ihr Mann hat sich von ihr gewünscht, dass sie ihm ein gemütliches
Heim bereitet und von weiterer Arbeit absieht. Gewissensbisse kämpfen mit
Chloes Selbstwertgefühl aufgrund dieses Arrangements.
Madeline, genannt Maddy, ist die Autorin eines bekannten
Kinderbuchs, das auch Chloe und ihren Bruder in ihrer Kindheit begeistert hat.
Mit Maddy beginnt der Roman und an ihrer Seite begab ich mich 70 Jahre zurück in
die Vergangenheit bis ins Jahr 1939 auf das Anwesen Summerhill, das an der
kornischen Küste gelegen ist. Kurz vor Kriegsbeginn kehrt ihre 21-jährige
Schwester Georgiana, von Maddy Georgie gerufen, von einem längeren Auslandsaufenthalt
äußerlich verändert nach Hause zurück. Für Maddy war ihre sechs Jahre ältere
Schwester fast wie eine Mutter und nach dem tödlichen Unfall des Vaters wurde
ihr Verhältnis zueinander noch enger. Georgie hat einige neue Freunde aus
London mit nach Summerhill gebracht, darunter Victor, in den sie verliebt ist.
Obwohl Maddy sich zunächst über die Verbindung freut, ahnt sie aufgrund der folgenden
Ereignisse, dass Victor ein Geheimnis verbirgt.
Der Roman beginnt eher ruhig. So konnte ich beide Frauen in
ihrer jeweiligen Zeit in ihrem Umfeld besser kennenlernen. Nicht nur der
aufziehende Krieg liegt belastend in der Luft, sondern auch etwas zunächst
nicht Greifbares, das sich im Gemüt von Maddy widerspiegelt. Georgie bringt im
Gegensatz dazu pure Lebensfreude nach Summerhill. Maddy erscheint in der neuen
Situation eher als Störfaktor, doch ihre Feinfühligkeit und ihr Mitgefühl
erweisen sich letztlich als wegweisend.
Chloe stammt aus einer Handwerkerfamilie, ihr Ehemann ist
Arzt und hat ein hohes Einkommen. Von vielen wird sie um die Dinge beneidet,
die sie sich leisten kann. Auch bei der Beschreibung von Chloe lag von Anfang
an etwas in der Luft, dass nicht in Einklang stand mit ihrem angepassten Leben,
eine gewisse Furcht vor den Dingen, die die Zukunft mit sich bringen wird. Mehr
und mehr zeigte sich jedoch die Stärke der beiden Protagonistinnen. Das
Schicksal der beiden Frauen ist verbunden mit jeweils einem Mann, dessen
Fassade erst im Laufe der Zeit zu bröckeln beginnt und bis dahin für viele
bewegende, oft überraschende Momente sorgt.
Nikola Scott lässt Maddy in der Ich-Form erzählen, so dass
ich mich mit ihren Gefühlen noch besser verbinden und ihre Empfindungen noch
stärker nachvollziehen konnte, was wichtig war, gerade in einer längst
vergangenen Zeit deren gesellschaftliche Konventionen sich von unseren heutigen
stark unterscheiden. Sowohl Maddy wie auch Chloe sind Sympathieträger und daher
hoffte ich für beide auf einen versöhnlichen Schluss. Der Autorin gelingt eine
sehr gute Charakterisierung und Weiterentwicklung ihrer Figuren.
Das erste Buch der Autorin „Zeit der Schwalben“ hat mir
schon sehr gut gefallen, der vorliegende Roman ist nach meiner Meinung sogar
noch besser. Nikola Scott fesselte mich als Leserin an ihre Geschichte durch
unerwartete Wendungen und aufzudeckende Geheimnisse. Sie zeigt, dass Liebe
viele Wege gehen kann und sich nicht immer nur positiv äußert. „Das Leuchten
eines Sommers“ ist verständnisvoll geschrieben und berührend durch zwei
fiktiven Frauenschicksalen auf unterschiedlichen Zeitebenen. Sehr gerne
empfehle ich den Roman uneingeschränkt weiter.