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Unter uns die Nacht
Autorin: Becky Chambers
Übersetzerin: Karin Will
Übersetzerin: Karin Will
Taschenbuch: 464 Seiten
Erscheinungsdatum: 27. März 2019
Verlag: FISCHER Tor
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Vor Jahrzehnten haben die Menschen die Erde verlassen und leben seither
auf den Schiffen der Exodus-Flotte. Von den anderen Spezies der Galaktischen
Union werden sie als rückständig wahrgenommen und bleiben in der Flotte unter
sich. Doch immer mehr zieht es hinaus zu Planeten und Abenteuern. Wie viele
andere beschäftigen sich Kip, Tessa, Eyas, Isabel und Sawyer mit der Frage, was
das Leben auf einem Siedlerschiff ihnen bieten kann.
Die ersten beiden Romane von Becky Chambers aus dem Wayfarer-Universum
haben mir sehr gut gefallen, weshalb ich unbedingt auch das dritte Buch lesen
wollte. Nachdem man als Leser in den ersten beiden Büchern auf zahlreiche
unterschiedliche Spezies gestoßen ist, verbringt man nun die meiste Zeit mit
Menschen. Denn diese haben auf den Siedlerschiffen der Exodus-Flotte eine neue
Heimat gefunden. Viele von ihnen leben wie ihre Vorfahren noch immer dort und
folgen denselben Prinzipien und Regeln, während vor allem die jüngere
Generation zunehmend zu neuen Ufern aufbricht.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der fünf Protagonisten
geschrieben. Kip steht kurz vor dem Abschluss und muss sich entscheiden, was er
danach tun will. Tessa sortiert Teile in der Frachtstation und kümmert sich um
ihre beiden Kinder, während deren Vater die meiste Zeit im All unterwegs ist.
Eyas ist eine Hüterin, die sich um das würdevolle Kompostieren der Toten
kümmert und der die Menschen auch im Privaten mit einer Mischung aus Respekt
und Unbehagen begegnen. Isabel arbeitet im Archiv und bekommt Besuch von einer
Harmagianerin, deren Spezies zu den fortschrittlichsten gehört. Und Sawyer ist
nach dem Verlust seines Jobs aus dem Zentralraum zur Flotte gekommen, um dort
etwas Neues auszuprobieren.
Alle fünf Charaktere lernt man im Laufe des Buches genauer kennen und
erhält Einblicke, was sie in positivem und negativem Sinne bewegt. Ich erfuhr
so einiges darüber, wie das Leben auf den Schiffen organisiert ist und mit
welchen Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass es auch noch lange so weitergehen
kann. Dabei schlägt das Buch eine philosophische Richtung ein und thematisiert
Aspekte wie Heimat, Gemeinschaftsgefühl und Ausgrenzung, Bewahren des Alten und
Durst nach Neuem. Ich wurde ins Nachdenken gebracht und war neugierig, welche
Entscheidungen die Protagonisten bezüglich ihrer eigenen Zukunft treffen
werden.
Mir fehlte in diesem Band jedoch eindeutig das Tempo. Gleich zu Anfang
des Buches kommt es zu einem größeren Zwischenfall, nach welchem die Geschichte
aber gleich vier Standards in die Zukunft springt. Danach wird in ruhigem Ton
das Leben der Protagonisten erzählt, wobei große Überraschungen und spannende
Momente ausbleiben. Man erfährt ausführlich, wie die menschliche Gesellschaft
sich auf den Schiffen organisiert hat. Schade fand ich, dass man bis auf
Isabels Besucherin leider keine Außerirdischen trifft. Erst spät im Buch kommen
größere Dinge in Bewegung, doch auch hier werden Momente der Ungewissheit
schnell aufgelöst. Deshalb ist „Unter uns die Nacht“ für mich der bislang
schwächste Wayfarer-Roman und eher für Leser interessant ist, die Interesse an
philosophischer Fantasy haben.