Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Alles still auf einmal
Autorin: Rhiannon Navin
Übersetzerin: Britta Mümmler
Erscheinungsdatum: 18.04.2019
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783423262170
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Es ist „Alles still auf einmal“ während der erst sechs Jahre
alte Zach im Wandschrank seines Klassenraums sitzt. Rhiannon Navin erzählt in
ihrem nach dieser beunruhigenden Wahrnehmung betitelten Buch von einem Amoklauf
in einer sechsstufigen Grundschule in den USA. Dabei bleibt sie an der Seite
ihres Ich-Erzählers Zach. Der Beginn des Romans führte mich als Leserin mitten
hinein in das Geschehen. Zachs Lehrerin hat geistesgegenwärtig reagiert, als
der Amoklauf begann, und ihre Schüler aufgefordert, sich im Schrank zu
verstecken. Ihre Schüler der ersten Klasse überleben, doch Andy, der vier Jahre
ältere Bruder von Zach, ist eines der Todesopfer. Der Verlust treibt einen Riss
in die Beziehung der Eltern, nicht nur durch den Tod des Sohns, sondern auch
durch einen schon bestehenden Konflikt und das Ansinnen von Zachs Mutter auf
Vergeltung.
Sehr detailliert schildert die Autorin die Situation mit
allen Sinneswahrnehmungen des Jungen. Glaubte ich vorher noch, so wie Zach, die
Schüsse zu hören, war die eintretende Stille erschreckend. Doch noch intensiver
zu spüren ist die Empfindung der angespannten Atmosphäre der folgenden Zeit bis
das Ausmaß des Verbrechens bekanntgegeben wird. Obwohl für seine Eltern der
Verlust sofort erfahrbar ist, wird Zach das Fehlen des Familienmitglieds noch
nicht bewusst. Lange hält er am Präsens in seiner Erzählung fest, wenn er sich
an gemeinsame Erlebnisse mit seinem Bruder erinnert. Die zunehmenden
Auseinandersetzungen der Eltern führen zu einer veränderten Stimmung in Zachs
Zuhause, die seine Gefühlswelt noch weiter aufwühlt. Sein daraus resultierendes
Verhalten kann er sich selbst nicht erklären, mein Mitgefühl wurde dadurch noch
verstärkt.
Rhiannon Navin schildert in „Alles still auf einmal“ einfühlsam
ein Ereignis, dass niemand selbst erleben möchte. Eindringlich, realistisch und
nachvollziehbar schreibt sie aus der Sicht eines Jungen, der zunächst nur am
Rande die Situation erlebt, es sich später aber zeigt, wie tief seine Familie
dadurch betroffen ist. Trotz des kindlichen Alters des Ich-Erzählers ist die
Geschichte nicht kindisch. Es ist emotional berührend und bewegend wie die
junge und noch heile Welt des Sechsjährigen zerbricht. Der Roman macht
betroffen und bleibt in Erinnerung, darum empfehle ich ihn gerne weiter.