Sonntag, 19. Mai 2019

Rezension: Alles still auf einmal von Rhiannon Navin


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Alles still auf einmal
Autorin: Rhiannon Navin
Übersetzerin: Britta Mümmler
Erscheinungsdatum: 18.04.2019
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783423262170
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Es ist „Alles still auf einmal“ während der erst sechs Jahre alte Zach im Wandschrank seines Klassenraums sitzt. Rhiannon Navin erzählt in ihrem nach dieser beunruhigenden Wahrnehmung betitelten Buch von einem Amoklauf in einer sechsstufigen Grundschule in den USA. Dabei bleibt sie an der Seite ihres Ich-Erzählers Zach. Der Beginn des Romans führte mich als Leserin mitten hinein in das Geschehen. Zachs Lehrerin hat geistesgegenwärtig reagiert, als der Amoklauf begann, und ihre Schüler aufgefordert, sich im Schrank zu verstecken. Ihre Schüler der ersten Klasse überleben, doch Andy, der vier Jahre ältere Bruder von Zach, ist eines der Todesopfer. Der Verlust treibt einen Riss in die Beziehung der Eltern, nicht nur durch den Tod des Sohns, sondern auch durch einen schon bestehenden Konflikt und das Ansinnen von Zachs Mutter auf Vergeltung.

Sehr detailliert schildert die Autorin die Situation mit allen Sinneswahrnehmungen des Jungen. Glaubte ich vorher noch, so wie Zach, die Schüsse zu hören, war die eintretende Stille erschreckend. Doch noch intensiver zu spüren ist die Empfindung der angespannten Atmosphäre der folgenden Zeit bis das Ausmaß des Verbrechens bekanntgegeben wird. Obwohl für seine Eltern der Verlust sofort erfahrbar ist, wird Zach das Fehlen des Familienmitglieds noch nicht bewusst. Lange hält er am Präsens in seiner Erzählung fest, wenn er sich an gemeinsame Erlebnisse mit seinem Bruder erinnert. Die zunehmenden Auseinandersetzungen der Eltern führen zu einer veränderten Stimmung in Zachs Zuhause, die seine Gefühlswelt noch weiter aufwühlt. Sein daraus resultierendes Verhalten kann er sich selbst nicht erklären, mein Mitgefühl wurde dadurch noch verstärkt.

Rhiannon Navin schildert in „Alles still auf einmal“ einfühlsam ein Ereignis, dass niemand selbst erleben möchte. Eindringlich, realistisch und nachvollziehbar schreibt sie aus der Sicht eines Jungen, der zunächst nur am Rande die Situation erlebt, es sich später aber zeigt, wie tief seine Familie dadurch betroffen ist. Trotz des kindlichen Alters des Ich-Erzählers ist die Geschichte nicht kindisch. Es ist emotional berührend und bewegend wie die junge und noch heile Welt des Sechsjährigen zerbricht. Der Roman macht betroffen und bleibt in Erinnerung, darum empfehle ich ihn gerne weiter.

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