Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Töchter von Ilian
Autorin: Jenny-Mai Nuyen
Erscheinungsdatum: 13.03.2019
Verlag: Fischer Tor (Link zur Buchseite des Verlag)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783596299973
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„Die Töchter von Ilian“ ist eine High-Fantasy von Jenny-Mai
Nuyen. Die Geschichte ist in einem mittelalterlichen Setting angesiedelt. Nur
das „Kleine Volk“ (Zwerge) und das „Alte Volk“ (Elfen) haben ihre festen
Siedlungsplätze, die Stämme der Urier (Menschen) sind ständig unterwegs, wohl
auch durch harte Gebietskämpfe bedingt. Eine Karte, die sich sowohl vorne wie
auch hinten unter der Klappe der Broschur verbirgt, gab mir als Leser einen
Überblick über die Welt von Ilian, dem Land der Quellen. Die Welt war früher
ein Reich ohne Krieg.
Die junge Welgreta vom Kleinen Volk hat sieben Jahre als
Schülerin bei ebenso vielen Wyken, den Weisen Frauen der Welt, zugebracht. Nach
ihrer Lehrzeit kehrt sie ohne Stelle wieder in ihre Heimat zurück und verliebt
sich dort beim Erntefest in den wandernden Erzähler Fayanu vom Volk der Elfen.
Die ihm anvertraute Aufgabe besteht darin, die verschollenen Iliaden zu finden,
das sind vier magische Artefakte, die einst in den Händen der Wyken waren. Ihre
spezielle Wirkkraft verstärkt sich durch Verschenken. Doch ihre Kraft ist
geschwunden weil die Weisen Frauen sich schwer taten, sie herzugeben. Ein
Artefakt besitzen zur Zeit die Elfen, ein weiteres führt Fayanu mit sich, das
er später Welgreta schenkt. Die Zwergin erkennt die Zaubermacht des Artefakts
und setzt sich zum Ziel, die Welt wieder im Frieden zu einen. Doch das
Schicksal hat für die beiden Liebenden einen ganz anderen Weg wie den
gewünschten vorgesehen.
Jenny-Mai Nuyen hat für ihre Fantasy eine eigene Welt
geschaffen. Ihr Erzählstil enthält viele Details, so dass ich mir die
handelnden Personen wie auch die Gegend sehr gut vorstellen konnte. Die Anzahl
ihrer Figuren erfordert ein gewisses Maß an Konzentration, um sie dem richtigen
Volk zuzuordnen. Dabei hilft eine Aufzählung der wichtigsten handelnden
Personen zu Beginn des Buchs. Schwungvoll flechtet die Autorin immer wieder
Geschichten ein, die von ihren Völkern über Generationen weitergegeben wurden.
Jedes Volk hat seine eigenen rituellen Handlungen, seine Sprache, seine
Essgewohnheiten und vieles mehr.
Die Charaktere gehen ihren Zielen nach, die meist beeinflusst
sind von Macht und Einfluss. Es wird integriert und Versprechen gegeben, die
nicht eingehalten werden, teilweise auch ohne Verschulden der Person. Um zu
Ansehen und Ruhm zu gelangen wird immer wieder auf grausame Art mit viel
Blutvergießen Krieg geführt. Die Führung bleibt dabei in den Händen der Männer.
Die Autorin schafft nicht nur starke Frauenfiguren, sondern setzt einzelne oder
auch Frauengruppen in ihrer Verletzlichkeit als taktische Ware zwischen den
Völkern und Stämmen ein. Welgreta wird sich deren Rolle bewusst und durch sie
setzt Jenny-Mai Nuyen sich mit den Rechten der Frauen und auch denen des
einfachen Volks in ihrer Fantasywelt auseinander. Sie gestaltet überhaupt im
ganzen Roman die Handlungen der einzelnen Personen für den Leser
nachvollziehbar.
„Die Töchter von Ilian“ von Jenny-Mai Nuyen ist eine detailreich erzählte, verschlungene
Geschichte mit vielen Ausschmückungen, die durch etliche unvorhersehbare
Wendungen ihre Spannung bis zum Schluss aufrechterhält. Aufgrund der teilweise
brutalen Kriegskämpfe empfehle ich das Buch erst ab 16 Jahren. Wer kein Problem
mit blutigen Machtkämpfen hat und Liebe in vielen Facetten, Magie, Hinterlist
mag und die Sehnsucht nach Frieden teilt, dem empfehle ich gerne diese High-Fantasy
mit düsterer Grundstimmung.