Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Nachts schweigt das Meer
Autorin: Kate Penrose
Übersetzerin: Birgit Schmitz
Erscheinungsdatum: 22.05.2019
Verlag: Fischer Taschenbuch
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur (Leseexemplar)
ISBN: 9783596703494
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Kate Penrose ist das Pseudonym der britischen Autorin Kate
Rhodes. Ihren Kriminalroman „Nachts schweigt das Meer“ siedelt sie auf den
Scilly-Inseln an, die südwestlich von Cornwall liegen. Eine Karte der
Inselgruppe ist vorne in der Klappe der Broschur zu sehen und zum Auffinden der
Handlungsorte sehr nützlich. Der vorliegende Fall spielt auf Bryher, der
kleinsten der fünf bewohnten Inseln der Gruppierung. Es ist der erste Band einer Serie von angedachten fünf Teilen von denen jeder auf einer anderen Insel davon spielt. Kate Penrose nimmt sich die
Freiheit und setzt die fiktiven Unterkünfte der handelnden Personen an für die
Geschichte passende Plätze. Ihre Beschreibungen der tatsächlichen rauen, kargen
Weide- und Ackerlandschaft der Insel ist beeindruckend und atmosphärisch dicht.
Die Vergangenheit der Inseln als ideales Versteck für Schmuggler und
Angriffspunkt für Piraten lässt Kate Penrose in ihre Erzählung mit
hineinfließen.
Auf Bryher leben weniger als einhundert Einwohner, 72 von
ihnen sind Anfang März vor Ort als die erst 16 Jahre alte Laura Trescothick
ermordet wird. Im Prolog las ich über den Tathergang, der Mörder blieb mir aber
bis zum Schluss unbekannt. Detective Inspector Benesek Kitto, kurz Ben gerufen,
hat bisher Undercover für die Londoner Polizei ermittelt. Ben ist eigentlich für eine Auszeit in seine
Heimat Bryher zurückgekehrt, bietet sich aber nach der Tat als Ermittler mit
Kenntnis über Land und Leute an. Zwischen den Kapiteln zum vorliegenden Fall gibt
es immer wieder eine in kursiver Schrift gesetzte Handlung, in der die kräuterkundige
Inselbewohnerin Rose Austell und ihr Sohn eine große Rolle spielen.
Aufgrund der besonderen Lage ist es von Beginn an klar, dass
nur einer, der sich im Augenblick auf Bryher befindlichen Personen den Mord
begangen haben kann. Ben obliegt die zäh verlaufende Befragung der Anwesenden,
von denen ihm viele bekannt sind und mit denen er zum Teil auch befreundet ist.
Nicht nur für mich zogen sich die Ermittlungen in die Länge, denn auch Kate
Rhodes lässt den Ich-Erzähler Ben nebenbei bemerken, dass er auch nach etlichen
Befragungen kein brauchbares Ergebnis vorweisen kann. Dadurch herrscht eine
angespannte Stimmung auf der Insel, die in den Schilderungen der Autorin
spürbar wird. Schließlich folgen noch weitere Straftaten.
Die Figuren sind gut ausformuliert. Manche leben sehr gerne
auf Bryher, andere möchten lieben auf dem Festland wohnen. Es ist verständlich,
warum man sich ein Leben außerhalb der Inseln aufgrund der einsamen Lage wünscht
und genauso ist es nachvollziehbar, warum es einen Künstler reizt, sich hier
zum Malen niederzulassen. Auf der Insel gibt es unangenehme Zeitgenossen
genauso wie sympathische. Erst zum Ende des Buchs erfolgt die unvermittelte
Auflösung der Tathergänge, deren Erklärung mich leider nicht vollständig
überzeugen konnte.
Insgesamt gesehen ist „Nachts schweigt das Meer“ ein solider
konstruierter Krimi mit einigen Längen aufgrund der sich hinziehenden
Befragungen. Das besondere Flair der Insel Bryher konnte die Autorin mir
vermittelt, es trägt aber nicht zur Spannung der ruhig verlaufenden
Kriminalhandlung bei.