Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung (Band 2 der Fotografinnen-Saga)
Autorin: Petra Durst-Benning
Erscheinungsdatum: 08.04.2019
Verlag: Blanvalet (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Lesebändchen
ISBN: 9783764506636
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„Die Fotografin – Die Zeit der Entscheidung“ ist der zweite
Teil der Saga um eine Fotografin und ihrer Berufsausübung zu Beginn des letzten
Jahrhunderts mit voraussichtlich fünf Bänden von Petra Durst-Benning. Die
Titelfigur und Protagonistin Minna Reventlow, genannt Mimi, ist eine fiktive
Figur, die 1879 geboren wurde und in Esslingen als Tochter eines Pfarrers und
seiner Frau aufgewachsen ist. Der zweite Band spielt in den Monaten April bis
Dezember im Jahr 1912. Die Handlung knüpft nahtlos an den ersten Teil an und spielt
durchgehend in der Leinenweberstadt Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Eine
Vorkenntnis der vorigen Bands ist nicht unbedingt erforderlich, steigert aber
das Lesevergnügen.
Mimi hat sich bei ihrem Onkel Josef häuslich niedergelassen
und verantwortet die Pflege für den Erkrankten. Immer mehr wächst sie in die
Ortsgemeinschaft hinein und findet Freunde. In ihrer Zeit als Wanderfotografin
hat sie in Ulm Johann kennengelernt und sich mit ihm befreundet. Er ist in
Laichingen aufgewachsen, hat aber einige Jahre in Amerika gelebt. Jetzt ist er
wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt und arbeitet wie die meisten
männlichen Bewohner des Dorfs als Weber für den Unternehmer Gehringer, wo er
seine Kollegen im Laufe der Zeit von der Notwendigkeit einer Gewerkschaft
überzeugen möchte. Gehringer nutzt seine Macht als Arbeitgeber immer mehr aus.
Sogar Mimi versucht er, für sich einzuspannen. In ihrer Freundschaft kommt sie
Johann gefühlsmäßig immer näher und denkt zum ersten Mal nach einigen
Enttäuschungen darüber nach, eine Familie zu gründen. Das Jahr 1912 wird für
die Fotografin zu einer Zeit der Entscheidung, bei der sie zwischen
Wanderschaft und Ortsansässigkeit mit Verstand und Gefühl entscheiden muss.
Mimi ist dem Misstrauen der Ortsbewohner mit ihrer offenen,
selbstbewussten Art entgegengetreten und hat sich auch von Rückschlägen nicht
von ihrem Vorhaben, sich um ihren todkranken Onkel zu kümmern und dennoch ihren
Beruf auszuüben, abbringen lassen. Auch im zweiten Band macht Petra
Durst-Benning es ihrer Protagonistin nicht immer leicht. Durch den
eingetretenen Alltag wird Mimi immer mehr geerdet. Sie lernt die Notwendigkeit
kennen, den eigenen Haushalt selbst zu führen, denn mit ihrem geringen
Verdienst kann sie sich kaum Hilfe leisten. Neben dem Kochen lernt sie auch zu gärtnern,
was nochmal einiges Geld einspart. Ihre für die damalige Zeit moderne Weise,
Personen auf Fotos zu arrangieren, trifft nicht bei jedem auf Zustimmung. Auch
die Öffnung ihres Ateliers am Sonntag wird kritisiert. Selbst ihr Onkel bemängelt
ihre Einmischung bei Problemen der Nachbarn, Freunden und Bekannten. Mimi ist
sich dessen zwar durchaus bewusst, doch sie bleibt sich selber treu und handelt
manchmal nur nach ihrem Herzen. In einer Nebenhandlung lässt Petra
Durst-Benning den Sohn einer Laichinger Witwe den Wunsch verspüren, an der
Kunstschule in der nächstgelegenen Stadt Stuttgart studieren zu wollen. Dieser
Zweig der Geschichte zeigt deutlich die Unterschiede zwischen dem Leben in einer
quierligen Stadt und einem beschaulichen Ort auf.
„Die Fotografin – Die Zeit der Entscheidung“ von Petra
Durst-Benning steht dem ersten Band der Reihe in nichts nach. Das Thema
Fotografie wird auch diesmal wieder von Fotos aus dem eigenen Bestand der
Autorin untermalt, die im Anhang zu finden sind. Obwohl ihre Figuren nur fiktiv
sind, wirkt dank der guten Recherche die Erzählung lebendig. Die Handlung ist
vorstellbar, bewegend und unterhaltsam. Daher empfehle ich den Roman gerne
weiter und freue mich auf die Fortsetzung.