Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Marina, Marina
Autorin: Grit Landau
Erscheinungsdatum: 02.05.2019
Verlag: Droemer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783426281994
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Der Roman „Marina, Marina“ wurde nach dem gleichlautenden
italienischen Hit der 1960er Jahre von Rocco Granata benannt, der ebenfalls in
Deutschland ein sehr großer Erfolg war. Auch die Protagonistin des Romans von Grit
Landau, dem Pseudonym einer deutschen Autorin, heißt Marina. Überhaupt spielt
Musik eine große Rolle im realen Leben der Autorin wie auch in ihrem Roman. Die
Geschichte, die sie in ihrem Buch erzählt, beginnt im Jahr 1960, spielt in
Episoden und endet zunächst 1968. Jedes Jahreskapitel ist mit einem Hit aus den
italienischen Charts dieser Zeit betitelt und umfasst ein oder mehrere
Unterteilungen. Die Lieder sollten fast jedem Leser bekannt sein und sorgten
während des Lesens bei mir für Ohrwürmer.
Nicht nur die handelnden Figuren sind fiktiv, sondern auch
der Handlungsort Sant’Amato an der ligurischen Riviera. Grit Landau hat den Ort
in der Nähe von Imperia angesiedelt und mit zahlreichen Dorfbewohnern
besiedelt. In Imperia habe ich vor ein paar Jahren selbst Urlaub gemacht und so
habe ich mich durch die Beschreibungen der Autorin gerne wieder daran zurück
erinnert an die vielen engen Straßen, das quirlige Miteinander und das karge
Hinterland. Vor allem zwei Familien spielen im Roman eine bedeutende Rolle: Zum
einen ist es die Familie des Lanteri, die Oliven anbaut und verarbeitet, zum
anderen die Familie Vassallo, die im Ort einen Friseursalon betreibt. Alle
anderen Charaktere, denen im Buch eine mehr oder weniger wichtige Rolle
zukommt, stehen zu ihnen in verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher
Beziehung. Zu Beginn der Geschichte findet sich zur besseren Übersicht und für
ein kurzes Nachschlagen während des Lesens eine nützliche Auflistung der
Charaktere.
Marina Vasallo stammt eigentlich aus ärmlichen Verhältnissen
in Rom. Sie ist ihrem Gatten an die Riviera gefolgt. Gemeinsam haben sie zwei
Kinder im Teenageralter. Nini, der halbwüchsige Sohn des Olivenbauern Davide
Lanteri, ist unglücklich in sie verliebt. Aber niemand weiß, dass Marina
ihrerseits ihr Herz an jemand anderen verschenkt hat. Außereheliche Affären
wurden damals mit Strafen belegt und so scheint es für Marina und ihren
Geliebten keine Zukunft zu geben. Grit Landau lässt auch ein Erlebnis in ihren
Roman einfließen, das ihre Mutter in den 1960 selbst erlebt hat, und verbindet es
mit einer weiteren romantischen Liebesgeschichte.
Zunächst ist es eine kleine Herausforderung sich an die
italienischen Wörter zu gewöhnen, die die Autorin einflechtet, die allerdings
eine typische Stimmung wie man sie vom Urlaub in Italien her kennt zaubern. In
einem Glossar im Anhang konnte ich die Übersetzung nachschlagen, wenn sie sich
nicht aus dem Textzusammenhang ergeben hat. Doch Sprache und Figuren im Blick
zu behalten lohnt sich und es entspinnt sich eine Erzählung mit zahlreichen Intrigen
und Verwicklungen eines ganzen Dorfs. Ich merkte rasch, dass im Hintergrund
noch einige Geheimnisse in der Vergangenheit lauern, die das Verhalten einiger
Bewohner in bestimmten Situationen begründen könnten und deren Schatten bis in
den Zweiten Weltkrieg zurück reichten. Die Autorin schreibt dazu ein eigenes
Kapitel im Anschluss an das Jahr 1968, das offene Fragen und viele
Zusammenhänge klärt. Als Historikerin verbindet die Autorin hierin geschickt
geschichtliche Ereignisse mit dem fiktiven Schicksal des Ortes Sant’Amato.
Beendet wird der Roman mit einem Sprung ins Jahr 1980, was ich als Leser
besonders angenehm fand, denn dort durfte ich erfahren, welche Entwicklungen
die mir sympathisch gewordenen Figuren inzwischen durchlaufen hatten.
„Marina, Marina“ ist eine Spiegelung des Lebens der Bewohner
eines italienischen Dorfs an der ligurischen Riviera. Dabei thematisiert Grit
Landau deren Wünsche, Träume und Vorstellungen von einer sinnerfüllten Zukunft,
die jedoch den orts- und familiengegebenen Abhängigkeiten bei der Verwirklichung
unterliegen. Gerade das macht den Roman realistisch und nachvollziehbar. Gerne
empfehle ich ihn weiter.