Donnerstag, 20. Juni 2019

Rezension: Marina, Marina von Grit Landau


Rezension von Ingrid Eßer

*Werbung*
Titel: Marina, Marina
Autorin: Grit Landau
Erscheinungsdatum: 02.05.2019
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783426281994
------------------------------------------------------------------------------------------------


Der Roman „Marina, Marina“ wurde nach dem gleichlautenden italienischen Hit der 1960er Jahre von Rocco Granata benannt, der ebenfalls in Deutschland ein sehr großer Erfolg war. Auch die Protagonistin des Romans von Grit Landau, dem Pseudonym einer deutschen Autorin, heißt Marina. Überhaupt spielt Musik eine große Rolle im realen Leben der Autorin wie auch in ihrem Roman. Die Geschichte, die sie in ihrem Buch erzählt, beginnt im Jahr 1960, spielt in Episoden und endet zunächst 1968. Jedes Jahreskapitel ist mit einem Hit aus den italienischen Charts dieser Zeit betitelt und umfasst ein oder mehrere Unterteilungen. Die Lieder sollten fast jedem Leser bekannt sein und sorgten während des Lesens bei mir für Ohrwürmer.

Nicht nur die handelnden Figuren sind fiktiv, sondern auch der Handlungsort Sant’Amato an der ligurischen Riviera. Grit Landau hat den Ort in der Nähe von Imperia angesiedelt und mit zahlreichen Dorfbewohnern besiedelt. In Imperia habe ich vor ein paar Jahren selbst Urlaub gemacht und so habe ich mich durch die Beschreibungen der Autorin gerne wieder daran zurück erinnert an die vielen engen Straßen, das quirlige Miteinander und das karge Hinterland. Vor allem zwei Familien spielen im Roman eine bedeutende Rolle: Zum einen ist es die Familie des Lanteri, die Oliven anbaut und verarbeitet, zum anderen die Familie Vassallo, die im Ort einen Friseursalon betreibt. Alle anderen Charaktere, denen im Buch eine mehr oder weniger wichtige Rolle zukommt, stehen zu ihnen in verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher Beziehung. Zu Beginn der Geschichte findet sich zur besseren Übersicht und für ein kurzes Nachschlagen während des Lesens eine nützliche Auflistung der Charaktere.

Marina Vasallo stammt eigentlich aus ärmlichen Verhältnissen in Rom. Sie ist ihrem Gatten an die Riviera gefolgt. Gemeinsam haben sie zwei Kinder im Teenageralter. Nini, der halbwüchsige Sohn des Olivenbauern Davide Lanteri, ist unglücklich in sie verliebt. Aber niemand weiß, dass Marina ihrerseits ihr Herz an jemand anderen verschenkt hat. Außereheliche Affären wurden damals mit Strafen belegt und so scheint es für Marina und ihren Geliebten keine Zukunft zu geben. Grit Landau lässt auch ein Erlebnis in ihren Roman einfließen, das ihre Mutter in den 1960 selbst erlebt hat, und verbindet es mit einer weiteren romantischen Liebesgeschichte.

Zunächst ist es eine kleine Herausforderung sich an die italienischen Wörter zu gewöhnen, die die Autorin einflechtet, die allerdings eine typische Stimmung wie man sie vom Urlaub in Italien her kennt zaubern. In einem Glossar im Anhang konnte ich die Übersetzung nachschlagen, wenn sie sich nicht aus dem Textzusammenhang ergeben hat. Doch Sprache und Figuren im Blick zu behalten lohnt sich und es entspinnt sich eine Erzählung mit zahlreichen Intrigen und Verwicklungen eines ganzen Dorfs. Ich merkte rasch, dass im Hintergrund noch einige Geheimnisse in der Vergangenheit lauern, die das Verhalten einiger Bewohner in bestimmten Situationen begründen könnten und deren Schatten bis in den Zweiten Weltkrieg zurück reichten. Die Autorin schreibt dazu ein eigenes Kapitel im Anschluss an das Jahr 1968, das offene Fragen und viele Zusammenhänge klärt. Als Historikerin verbindet die Autorin hierin geschickt geschichtliche Ereignisse mit dem fiktiven Schicksal des Ortes Sant’Amato. Beendet wird der Roman mit einem Sprung ins Jahr 1980, was ich als Leser besonders angenehm fand, denn dort durfte ich erfahren, welche Entwicklungen die mir sympathisch gewordenen Figuren inzwischen durchlaufen hatten.

„Marina, Marina“ ist eine Spiegelung des Lebens der Bewohner eines italienischen Dorfs an der ligurischen Riviera. Dabei thematisiert Grit Landau deren Wünsche, Träume und Vorstellungen von einer sinnerfüllten Zukunft, die jedoch den orts- und familiengegebenen Abhängigkeiten bei der Verwirklichung unterliegen. Gerade das macht den Roman realistisch und nachvollziehbar. Gerne empfehle ich ihn weiter.

-->