Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die stumme Patientin
Autor: Alex Michaelides
Übersetzerin: Kristina Lake-Zapp
Erscheinungsdatum: 02.05.2019
Verlag: Droemer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783426282144
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Die stumme Patientin im gleichnamigen Psychothriller von
Alex Michaelides heißt Alicia Berenson. Sie ist Malerin und wird mit blutigen
Schnitten an ihren Armen neben ihrem toten Ehemann gefunden. Alles deutet
darauf hin, dass sie ihren Gatten an einen Stuhl gefesselt und anschließend mit
fünf Schüssen auf den Kopf getötet hat. Inzwischen lebt sie seit sechs Jahren
in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Anstalt. Seit dem Mord
spricht sie kein einziges Wort und verweigert sich jeder Therapie. Über ein
Bild von ihr wird immer noch gerätselt, ob es in Bezug zur Tat stehen könnte.
Es entstand während ihres Hausarrests nach dem Verbrechen und thematisiert eine
griechische Sage.
Theo Faber ist ein engagierter Psychotherapeut, der dem Fall
von Beginn an viel Aufmerksamkeit gewidmet hat. Als in der
Sicherheitsabteilung, in der Alicia eingewiesen ist, eine Stelle frei wird,
bewirbt er sich darum und wird angenommen. In der Folgezeit setzt er alles
daran, die Geschehnisse in der Nacht der Tat aufzuklären. Er fungiert in diesem
Psychothriller als Ich-Erzähler. Dadurch konnte ich auch an seinen Gefühlen
teilhaben. Hielt ich ihn zunächst für absolut integer, so stellte sich im Laufe
der Geschichte heraus, dass er eine schwierige Kindheit hatte und selbst immer
noch mit psychischen Problemen kämpft. Erstaunlich ist sein Wissen und sein
Interesse über die einzelnen Details der Gewalttat.
Seine Erzählung wird durch einige Kapitel im Buch
unterbrochen, in denen ich im Tagebuch von Alicia über die letzten Wochen vor
dem Mord lesen konnte. Ein erster Hinweis darauf wurde im Prolog gegeben. Doch
was ursprünglich als „freudige Aufzeichnung von Ideen und Bildern“ der
Titelfigur gestartet wird, geht bald über in düstere Schilderungen.
Nach einigen Seiten begann ich unwillkürlich mit zu rätseln,
was sich tatsächlich in der Mordnacht ereignet hat. Obwohl Alicia durch ihr
mündliches und schriftliches Schweigen keine Hinweise geben kann, präsentiert
Alex Michaelides einige eventuelle Mitwisser an den Ereignissen. Natürlich habe
ich ständig darauf gehofft, dass es Theo gelingen wird, das Schweigen von
Alicia zu brechen. Ich fand es interessant, dass der Autor, der selbst eine
Ausbildung zum Psychotherapeuten absolviert hat, einige Einblicke in
Therapiemethoden gibt. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen kleinen
Weiterentwicklungen und Rückschritten im Verhalten von Alicia was die Spannung
noch steigerte, denn der Weg zur Aufklärung der Tat war steinig. Neben seinem
Vorgehen bei der Arbeit schildert Theo auch seine Eheprobleme und seinen Umgang
damit. Er präsentiert sich einerseits als guter Therapeut, andererseits aber
auch als Mensch mit Ecken und Kanten.
„Die stumme Patientin“ ist ein Psychothriller bei dem die
Spannung auf subtile Art und Weise von Alex Michaelides herbeigeführt wird und
bis zum Schluss nicht abbricht. Trotz möglicher eigener Lösungsansätze, die beim
Lesen automatisch Gestalt annehmen, überrascht der Autor zum Ende mit einer
großen Wende. Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung an alle Thrillerfans.