Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Das Labyrinth des Fauns
Autoren: Cornelia Funke und Guillermo del Toro
Übersetzer: Tobias Schnettler
Erscheinungsdatum: 02.07.2019
Verlag: Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag (Leseexemplar)
ISBN: 9783737356664
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„Das Labyrinth des Fauns“, geschrieben von Cornelia Funke,
ist die Adaption des Films „Pans Labyrinth“ von Guillermo del Toro aus dem Jahr
2006, ergänzt durch zehn kurze Geschichten der Autorin, die einige Hintergründe
zu bestimmten Handlungen liefern. Der Roman ist eine Mischung aus fiktiver historischer
Handlung und Phantastik, er spielt in Nordspanien im Jahr 1944.
Der auf den Seiten der Faschisten stehende Capitán Vidal hat
sich mit den ihm unterstellten Soldaten in einer alten Mühle in waldreichem
Gebiet niedergelassen um gegen eine Gruppe Widerstandskämpfer vorzugehen. Er
soll der neue Steifvater der zwölfjährigen Ofelia werden, deren Mutter ein Kind
von ihm erwartet. Erst vor einem Jahr ist der Vater von Ofelia im Krieg
verstorben und die Zukunft steht ungewiss vor ihr. Das herrschsüchtige
Verhalten von Vidal macht ihr Angst und sie sucht Zuflucht in ihren Büchern,
denn mit Geschichten kann sie sich in andere Welten träumen.
Eines Tages begegnet Ofelia einer Fee, doch niemand glaubt
ihr das. Doch die Fee kehrt wieder und führt sie in ein Labyrinth aus Stein,
das sich in der Nähe der Mühle befindet. Dort wartet ein Faun auf sie, der ihr
erzählt, dass sie die mögliche Reinkarnation der lang gesuchten Tochter Moanna
des Königs des Unterirdischen Reiches sei. Um zu beweisen, dass sie tatsächlich
die Prinzessin ist, muss sie drei Aufgaben lösen und bestehen.
Die fantastische Welt, in die Ofelia sich begibt, spiegelt
alles das wider, was sie auch in der Realität erlebt. Es ist nicht immer einfach
in beiden Welten, sofort zu erkennen, wer es gut oder böse mit ihr meint. Sie
begreift nicht die Beweggründe ihrer Mutter, die dazu geführt haben, dass sie
sich auf Vidal eingelassen hat und nun seinen Anweisungen folgt. Von Beginn an
wird der Capitán als pedantisch und fordernd beschrieben. Durch sein Vorgehen
schützt er jedoch auch die ihm Unterstellten und Anvertrauten, sofern sie sich
an die Vorschriften halten. Jeder Verstoß wird von ihm auf grausamste Weise
geahndet. Cornelia Funke fängt die brutale Seite des Kriegs und seiner
Verfechter ein, aus ihren Worten entstehen Bilder im Kopf von barbarischer
Gestalt.
Auch durch ihre Flucht in die Fantasy entkommt Ofelia der
Gewalt nicht. Hier wie dort zeigt sich, dass die Herrschaft über Grundessenzen
des Lebens dazu führt, die davon Abhängigen langsam, doch unwiderruflich dem
Tod auszuliefern. Die auf solche Weise Darbenden greifen viel zu schnell nach
angebotener Hilfe, die nicht ohne weiteren Schrecken zu erhalten ist. Strafe
folgt auf regelwidriges Verhalten in der Realität wie auch in der gedanklichen
Vorstellung von Ofelia. Sie lernt dadurch, dass sie die Konsequenzen aus ihren
Entscheidungen tragen muss, die meistens unumkehrbar sind.
Cornelia Funke bleibt mit der geschriebenen Handlung eng am
Film, Abweichungen in den Dialogen scheinen hauptsächlich der Übersetzung aus
dem Englischen geschuldet zu sein. Gekonnt fängt sie die düstere Handlung in
ihren Worten ein und umgarnt den Leser mit ihrem sprachlichen Können. Sie
fokussiert auf Gesten und Blicke, aus denen sie die Gefühle der Personen in
dieser unterkühlten Situation sprechen lässt, andererseits gibt sie ihre eigenen Empfindungen für das Tun der Figuren an den Leser weiter. Sie schafft es, das
Zwischenmenschliche in ihrem Text zu transportieren. Im Wechsel der Kapitel führt
sie einerseits die Geschichten rund um die Ereignisse an der Mühle und andererseits
in der Fantasywelt weiter Jede der zehn kurzen mystischen Geschichten von Cornelia
Funke, die den Roman bereichern, wird begleitet von einer Illustration, die von
Allan William erstellt wurden.
Ich habe den Roman „Das Labyrinth des Fauns“ gelesen und
erst danach den Film geschaut. Berührt war ich war von der Beherztheit Ofelias,
aber auch überrascht von der Stärke Mercedes, einer jungen Frau die in einer wichtigen Nebenhandlung auf Seiten der Partisanen steht. Die Geschichte um den Mut, sich
dem Bösen entgegenzustellen, empfehle ich. Gleichzeitig war ich
erschreckt von der unverhüllten Grausamkeit in verschiedenen Szenen, so dass
ich das Buch nur für Erwachsene und ältere Jugendliche (der Film hat eine FSK ab
16 Jahren) geeignet halte.
Gesamtfazit: Zwar kommt die Idee des Buchs nicht von
Cornelia Funke selbst, dafür hat sie diese aber begeisternd umgesetzt und
ergänzt.