Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Es wird Zeit
Autorin: Ildikó von Kürthy
Erscheinungsdatum: 20.08.2019
Verlag: Wunderlich (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783805200431
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In ihrem Roman „Es wird Zeit“ schreibt Ildikó von Kürthy
darüber, dass es immer wieder Herausforderungen gibt, die das Leben mit sich
bringt. Das bedeutet oft, dass man Bekanntes, vielleicht sogar Gewünschtes oder
aber bequem Eingespieltes hinter sich gelassen werden will und die Entscheidung
für einen Neuanfänge zu treffen ist. Die Rosen auf dem Buchumschlag stehen mit
ihrer stolzen Pracht für glückliche Zeiten, zeigen aber auch durch ihre Dornen
die Schattenseiten und Gefahren.
Für Judith Rogge, die Protagonistin des Romans, hat das
Leben sich schon in vielen Höhen und Tiefen gezeigt. Sie ist fast fünfzig Jahre
alt, wohnt seit fast zwanzig Jahren in Wedel bei Hamburg, wo sie seit genauso
langer Zeit mit einem Zahnarzt verheiratet ist und mit ihm drei Kinder hat. Als
ihre Mutter unerwartet stirbt, fährt sie zur Abklärung der Formalitäten und der
anschließenden Beerdigung in ihre Heimat nach Jülich. Wider Erwarten trifft sie
dort auf ihre frühere beste Freundin Anne. Erinnerungen an die alten Zeiten
werden wach, aber das Erschrecken ist groß, als Anne von ihrer lebensbedrohlichen
Krankheit erzählt. Dabei war sie es doch, die im Gegensatz zu Judith den
perfekten Beruf und den besten Ehemann gefunden hatte. Judith stellen sich im
Vergleich zu ihr viele Fragen, die dazu führen, dass sie überlegt, ob ein Neubeginn
für sie nützlich und möglich ist, so wie sie ihn damals schon mal für angebracht
gehalten hat ...
Bereits auf den ersten Seiten konfrontiert Ildikó von Kürthy
mich mit dem Glück und Leid ihrer Hauptfigur, die ihre Geschichte in der
Ich-Form erzählt. Der Umstand, dass ihre Ehe keine Liebesheirat war und ihre
Freundschaft zu Anne zerbrochen ist, machte mich neugierig darauf, was vor
vielen Jahren geschehen sein mag, bevor Judith ihr Leben in Wedel begonnen hat.
Doch erst nach und nach setzte sich das Bild zusammen.
Judith ist ein Mensch, der sich immer geliebt fühlte und
auch gerne geliebt hat. Doch jetzt sind ihre Kinder flügge geworden und mit dem
Tod ihrer Mutter ist sie Vollwaise und verliert dadurch ihren Halt für
seelische Tiefpunkte. Nicht nur Judith erlebt auf den Seiten des Romans ein
Wechselbad an Gefühlen, sondern auch ich als Leser. Die Autorin lässt Judith häufiger
innehalten, um die Gedanken schweifen zu lassen und eine innere Diskussion über
alltägliche Dinge des Lebens zu führen, die ich sehr gut nachvollziehen konnte.
Ildikó von Kürthy schreibt mit einem Augenzwinkern über
manche Ereignisse. Hier und da überspitzt sie Situationen, die auf diese Weise
die darin enthaltene Aussage nur noch mehr vor Augen führen. Gleichzeitig
schafft die Autorin es, mir die tiefe Traurigkeit von Judith über den Tod der
Mutter und die Krankheit ihrer Freundin zu vermitteln. Die Autorin ist etwa im
gleichen Alter wie ihre Hauptfigur und weiß genau worüber sie schreibt, denn
vieles hat sie so oder ähnlich selbst. Die Widmung auf den ersten Seiten des
Buchs richtet sie an einen lieben Menschen in ihrem Leben, die Zuneigung zu ihr
glaubte ich in den Zwischenzeilen der Erzählung zu spüren.
„Es wird Zeit“ ist ein Roman über Freundschaft, Heimat,
Wohlbefinden, Glück, Lebensträume, aber auch Traurigkeit über verpasste Chancen
und Verlust geliebter Menschen. Jeder Leser wird sich in der ein oder anderen
Situation wiederfinden, so wie ich. Dadurch stimmt die Erzählung stellenweise
nachdenklich, obwohl der Grundton heiter ist. Der Prolog setzte von Anfang an
eine gewisse Spannung, ob der zu klärenden offenen Fragen in der Vergangenheit
der Hauptfigur. Zur Klärung flogen die Seiten dahin und unterhielten mich aufs
Beste. Gerne empfehle ich den Roman weiter.