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Kintsugi
Kintsugi
Autorin: Miku Sophie Kühmel
Hardcover: 304 Seiten
Erschienen am 28. August 2019
Verlag: S. Fischer
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Ein ruhiges Wochenende in ihrem Haus am See schwebt Max und Reik vor, die seit zwanzig Jahren ein Paar sind. Eingeladen sind nur Tonio, ein guter Freund der beiden, mit dem Reik als Teenager zusammen war, und Pega, seine zwanzigjährige Tochter, welche die drei quasi gemeinsam großgezogen haben. Doch ruhig wirkt die Situation nur nach außen hin, denn in allen vieren brodelt etwas. Den Archäologen Max beschäftigt die Frage, was er im Leben noch erreichen kann, während Reik als Künstler schon lange erfolgreich ist und sich mit seinem wachsenden Kinderwunsch auseinandersetzt. Tonio ist mit seinen Gedanken bei einer neuen Frau, von der er seiner Tochter noch nichts erzählt hat. Und Pega steht vor einigen Herausforderungen, die mit dem Erwachsenwerden verbunden sind.
Auf dem Cover von „Kintsugi“ sieht man vier Menschen, die an einem See stehen. Dieser glänzt golden und spielt damit auf den Titel an. Dieser beschreibt eine japanische Handwerkskunst, bei der zerbrochenes Porzellan mit Gold repariert wird. Mit jedem der vier Charaktere wird der Leser sich während des Wochenendes, das sie miteinander verbringen, ausführlich auseinandersetzen.
Ein kurzes Intro schildert das Ankommen von Max und Reik, am nächsten Morgen treffen auch Tonio und Pega ein. Danach besteht das Buch hauptsächlich aus vier langen Kapiteln, die jeweils einen Charakter zu Wort kommen lassen. Den Anfang macht Max, der sich mit der Frage beschäftigt, warum die beiden nicht verheiratet sind, obwohl das inzwischen möglich ist. Er lässt die Beziehung der beiden Revue passieren, in der die Rollen klar verteilt waren und ein Ungleichgewicht spürbar ist.
Die Autorin hat eine intensive Sprache, mit der sie mich hinter die Fassade der Charaktere schauen ließ. Von jedem Protagonisten hat sie ein sorgfältiges Psychogramm entworfen. Ich habe jedem der Vier einen eigenen Lesetag gegönnt, um mich in Ruhe mit ihren Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen. Die Atmosphäre ist melancholisch, denn es gibt viele Rückblicke und es wird klar, dass manches sich verändern wird. Immer wieder mischt sich ein hoffnungsvoller Ton hinein, denn auch Neuanfänge liegen in der Luft.
Das Tempo der Geschichte ist ruhig und der Blick der Erzählenden stark nach innen gerichtet. Demensprechend bewegt sich in jedem einzelnen sehr viel, während in der Interaktion miteinander wenig passiert, diese Szenen aber richtungsweisend sind. Ich hätte mir noch mehr Dialoge gewünscht, um mehr Einblicke in den Umgang miteinander zu erhalten.
Der Titel „Kintsugi“ ist überaus passend, denn vieles zerbricht in diesem Roman, sowohl im eigentlichen als auch im übertragenen Sinne. Es muss neu zusammengesetzt werden, wobei die Bruchstellen deutlich zu sehen sind und das Ergebnis in seiner Unperfektheit wertgeschätzt wird. Eine eindringliche Erzählung über vier ganz verschiedene Charaktere, die auseinanderdriften und dennoch zusammenhalten, um ihren Weg zu finden.