Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Der Sprung
Autorin: Simone Lappert
Erscheinungsdatum: 28.08.2019
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
ISBN: 9783257070743
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In ihrem Roman „Der Sprung“ beschreibt Simone Lappert zu
Beginn eine prekäre Situation, denn eine junge Frau steht auf dem Dach eines
Hauses in Thalbach in der Nähe von Freiburg. Sie bleibt nicht ungesehen und
Polizei und Feuerwehr sichern schon bald die Umgebung ab. Der polizeilichen
Aufforderung, vom Dach zu steigen, kommt sie nicht nach. Immer mehr Menschen werden
auf die junge Frau namens Manuela aufmerksam, denn nicht nur sie, sondern auch
ich als Leser erwarteten ihren Sprung, der auch eintreten wird, wie der Prolog
mich wissen ließ.
Der Titel des Buchs bezieht sich nicht nur auf diese Szene.
Im weiteren Verlauf der Erzählung nimmt die Autorin auch Bezug auf eine
Redewendung, die mehr oder doch weniger liebevoll für jemanden benutzt wird,
der ein wenig verrückt ist. Diese Aussage nimmt auch Bezug zu Manuela.
Während die Zeit langsam verstreicht, stellte die Autorin
mir in weiteren Handlungen Personen vor, die einen Grund haben, sich am Ort der
Aufregung einzufinden. Ihre Geschichten sind unabhängig voneinander und fließen
doch aufeinander zu und ineinander ein. Die kurzen Kapitel nehmen jeweils eine
der Personen in den Fokus und ich wartete immer wieder ungeduldig darauf, dass
der gerade zurückgelassene Erzählfaden wieder aufgenommen wird. Jede dieser Charaktere
wird durch die unfreiwillige Vorstellung der jungen Frau in seiner
Alltagsroutine gestört und zum Handeln aufgefordert. Dazu gehören nicht nur der
Freund der Frau und ihre Schwester, sondern auch Anwohner, ein Polizist, Obdachloser,
ein Arbeiter einer Fleischverarbeitung, eine korpulente 14-Jährige und ein
italienischer Modemacher. Schon diese Aufzählung zeigt die Vielfalt der Figuren
und genauso abwechslungsreich ist der ganze Roman gestaltet.
Die Autorin fabuliert auf hohem Niveau. Ihre Charaktere sind
gut ausformuliert und reagieren nicht immer so, wie man es erwarten würde, was
den Ablauf überraschend gestaltet. Dennoch bleibt sie realistisch und die
Szenerie ist durchaus vorstellbar. Mit viel Feingefühl lässt sie ihre Figuren
agieren und begründet deren Empfindungen.
Simone Lappert zeigt, dass auf vielfältige Weise anhand von
Details Entwicklungen voneinander abhängen, unsere Wunschvorstellungen
durchkreuzen und unabsehbar sind. Eine solche Geschichte macht buchsüchtig,
denn sie ist so ansprechend gestaltet, dass man immer mehr davon lesen möchte
und das Ende des Romans nur allzu schnell erreicht ist. Der Inhalt selbst
stimmt nachdenklich und bleibt in Erinnerung. Gerne empfehle ich den Roman an
alle weiter.