Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Arena - Grausame Spiele (Band 1 von 2)
Autorin: Hayley Barker
Übersetzerin: Katharina Naumann
Erscheinungsdatum: 17.09.20119
Verlag: Wunderlich Jugendbuch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783805200486
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„Die Arena – Grausame Spiele“ ist der erste Teil einer
Dilogie der Engländerin Hayley Barker. Die Geschichte spielt im London der
Zukunft, in etwa hundert Jahren. Zu dieser Zeit zieht ein Zirkus über die
britische Insel, der vor bereits rund 40 Jahren gegründet wurde. In ihrer Arena
finden jedoch keine Vorführungen wie wir sie heute kennen statt, sondern es
wird den Zuschauern ein besonderer Nervenkitzel dadurch geboten, dass die Künstler
ohne eine Absicherung auftreten oder per Losverfahren über den Ausgang einer
Zirkusdarbietung bestimmt wird. Ein wenig erinnerte mich das an die Spiele der
Römer im Kolosseum und die Christenverfolgung.
Hoshiko ist bereits seit ihrem fünften Lebensjahr im Zirkus.
Sie ist eine Dreg, eine Migrantin, also jemand bei dem nicht wie bei den Pures
rein englisches Blut in den Adern fließt. Die Dregs wurden von den Pures in den
letzten Jahren zunehmend an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Unter den
Kindern der Dregs finden Auswahlverfahren statt. Wer die körperlichen
Voraussetzungen dazu besitzt, wird an den Zirkus gegeben, so wie Hoshiko. Sie
hat dort unter den Dregs so etwas wie eine Ersatzmutter gefunden, die aber
wenig älter ist als sie selbst. Und nach mehr als zehn Jahren dort, kümmert sie
sich seit Kurzem selbst um eine Nachwuchsartistin. Doch jeden Tag stellt sie
ihr Leben in der Manege auf die Probe, ein Entkommen gibt es nicht, alles wird
strengstens bewacht und Kranksein ist nur in bestimmten Fällen erlaubt.
Ben ist so alt wie Hoshiko. Er gehört zu den Pures und das
auf ganz besondere Weise, denn seine Mutter ist so etwas wie die
Kultusministerin des Landes. Durch besonders rigides Verfolgen von Dregs möchte
sie auf sich aufmerksam machen, weil sie sich dadurch Hoffnung auf den Platz
der Präsidentin macht. Als der Zirkus nach London kommt, setzt Ben alles daran,
an einer Vorführung teilnehmen zu dürfen. Schließlich gibt eine offizielle
Einladung an die Familie ihm die Gelegenheit dazu. Und dann sieht er sich auf
seinem Logenplatz plötzlich Hoshiko gegenüber, die um ihr Leben kämpft und die
in ihm ungeahnte Gefühle weckt.
Durch die Trennung von Pures und Dregs zeichnet Hayley
Barker ein düsteres Bild unserer Gesellschaft in der Zukunft, die sich aus unserer
heutigen Situation heraus, mit Blick auf die Flüchtlingskrise, ergeben könnte.
Bewusst führte sie mir als Leserin vor Augen, welche Auswirkungen Rassismus
haben kann. Dazu nutzt sie das Stilmittel der Übertreibung, denn alles an ihrer
Dystopie ist im Zusammenspiel mit den beiden Gesellschaftsklassen grausam und
brutal. Nicht umsonst wird die Zirkusshow von der Autorin als die tödlichste
auf der Welt beschrieben.
Einige Pures verallgemeinern ihre unberechtigte Wut auf die
Dregs mit der Behauptung, dass diese alle Verbrecher seien. Individualität wird
ihnen nicht zugestanden. In den Dregs schwelt der Hass und sie finden zunehmend
Mittel und Wege zum Aufstand. Spannend war es für mich zu sehen, wie die
Autorin Ben und Hoshiko und ihre gegensätzlichen Welten zusammenbringt.
Symbolisch zeigt sie hier, dass es immer noch Pures gibt, die dazu in der Lage
sind, sich ein eigenes Urteil nach eigenen Erfahrungen zu bilden. Der Mut dazu,
sich öffentlich dazu zu bekennen, ist beachtenswert.
Die Kapitel wechseln ständig zwischen Ben und Hoshiko, die
in der Ich-Form erzählen. So konnte ich mich gut in ihre jeweilige Gefühlslage
hineinversetzen. Durch die oft kurzen Kapitel wird das Tempo der Handlung
erhöht, allerdings kommt es manchmal zu szenischen Überscheidungen, die die
Spannungskurve kurz abbremsen. Dennoch ließen kleine Cliffhanger mich schnell
weiterlesen und trieben mich durch die Geschichte mit zahlreichen Wendungen.
Trotz einiger dramaturgischer Ungenauigkeiten ist die
Dystopie „Die Arena – Grausame Spiel“ fesselnd, stimmte mich aber auch
nachdenklich. Hayley Barker zeigt eine gespaltene Gesellschaft in der Zukunft,
in der allein die Herkunft eines Menschen bestimmt, wer er zu sein hast. Die
Begegnung der beiden Jugendlichen Ben und Hoshiko während einer Zirkusvorstellung
bringt einen Stein ins Rollen von dem ich sehr gespannt bin, wohin er in der
Fortsetzung, die ich unbedingt lesen möchte, rollen wird. Aufgrund der
teilweise brutalen Szenen im Buch empfehle ich es erst für ältere Jugendliche.