Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die schönste und die traurigste aller Nächte
Autor: Mauricio Gomyde
Übersetzerinnen: Johanna Schwering und Viktoria Wenker
Erscheinungsdatum: 20.08.2019
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783499000485
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Die schönste und die traurigste aller Nächte war für Victor
und Amanda, den beiden Protagonisten im gleichnamigen Buch von Mauricio Gomyde,
die Nacht des Abschlussballs ihrer Schule in Brasilia/Brasilien im Jahr 1997.
Beide waren damals 17 Jahre alt und sie küssten sich in dieser Nacht zum ersten Mal.
Doch Victor weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Beginn ihrer Liebe
gleichzeitig verbunden ist mit dem bevorstehenden Umzug von Amanda und ihrer
Familie nach Kenia und zwar schon am nächsten Tag. Der Kontakt zueinander
bricht ab. Zwanzig Jahre später erhalten beide eine Einladung zum Jahrgangstreffen.
Obwohl beide Gründe haben, daran nicht teilzunehmen, entscheiden sie sich für
eine Zusage, die ihr Leben komplett verändern wird.
Das zauberhafte Cover des Buchs entführte mich in das
tropische Klima der Hauptstadt Brasiliens. Von Beginn an hat mich die
Liebesgeschichte zwischen Victor und Amanda in seinen Bann gezogen. Beide sind
sympathisch, vielleicht auch oder vor allem aufgrund des Schicksals, das jeder
von ihnen trägt. Victor hat die Besonderheit, dass seine Gefühle ihn für
Minuten und Stunden in eine andere Zeit tragen und er in der Gegenwart dadurch
physisch nicht anwesend ist. Er kann sein Glück und seine Traurigkeit nicht
beeinflussen und ist darum stark von Eindrücken seiner Umgebung abhängig. Glück
bringt ihn in die Vergangenheit, Trauer in die Zukunft. Den Grund dafür sieht
er in seiner Liebe zu Amanda. Er hat sich deshalb weitgehend eine Existenz
fernab allen Trubels gesucht.
Amanda hingegen ist inzwischen in Argentinien zu Hause. Sie
hat einige liebe Menschen verloren und Halt gesucht. Letztlich hat sie aber
nicht die Erfüllung im Leben gefunden, die sie sich vorgestellt hat. Ihre Liebe
zu Victor und die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft mit ihm bilden seit der
verhängnisvollen Nacht ihren Maßstab für ihr persönliches Glück. Sowohl Amanda
und Victor sind feinsinnige Menschen, die ein Faible haben für Künstlerisches
und Kulinarisches. Bereits auf der Innenseite der vorderen Klappe im Buch
findet sich ein romantisches Zitat vom Glück, weitere sind zwischen den
Kapiteln des Romans zu finden, die auch das Leben der Hauptfiguren begleiten.
Die Geschichte entwickelte für mich ihren ganz eigenen Sog,
der mich schnell weiterlesen ließ, um zu erfahren, ob es für Amanda und Victor
eine gemeinsame Zukunft geben wird. Bald vergaß ich, dass es nach meiner
Vorstellung vielleicht in der ersten Zeit andere Möglichkeiten der
Kontaktaufnahme zueinander gegeben hätte und die Beziehung der beiden überdauert
hätte.
Das mystische Element der Zeitreisen bleibt realistisch ohne
wissenschaftliche Erklärung. Ich hoffte und bangte für die beiden Protagonisten,
dass sie Wege zueinander finden würden. Immer wieder flechtet der Autor
unerwartete Wendungen ein, so dass das Lesen dieser bewegenden Geschichte für
mich abwechslungsreich und unterhaltsam war. Gerne empfehle ich den Roman
weiter.