Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Levi
Autorin: Carmen Buttjer
Erscheinungsdatum: 22.08.2019
Verlag: Galiani Berlin (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783869711799
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„Levi“ ist der Debütroman von Carmen Buttjer. Die Handlung
spielt in Berlin in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht der 11-jährige Levi
Naquin, der erst vor etwa einem halben Jahr mit seinen Eltern in die
Bundeshauptstadt gezogen ist. Es sind Sommerferien, doch statt Levis Familie
bei Ferienaktivitäten zu erleben, traf ich den Jungen und seinen Vater auf den
ersten Seiten des Buchs bei der Beerdigung von Levis Mutter. Levi schafft es
kaum, ruhig sitzen zu bleiben. In einer spontanen Aktion greift er die Urne,
läuft damit nach Hause und richtet sich in einem Versteck auf dem Dach des
Mehrfamilienhauses ein.
Bereits vor dem Tod seiner Mutter war das Leben von Levi
gestört durch die ständigen Streitereien seiner Eltern. Es gelang ihnen nicht,
die Differenzen untereinander vor Levi zu verbergen und große Probleme gab es schon
beim Umzug nach Berlin. Die Erzählform wechselt zwischen den Kapiteln, einige
erzählt Levi in der Ich-Form. Während seiner Schilderungen denkt er nicht ein
einziges Mal an einen gleichaltrigen Freund und ich vermutete, dass er keinen
hat. Stattdessen verbringt er einen Teil seiner Freizeit beim Kioskbesitzer
Kolja gegenüber und nimmt Kontakt zu Vincent, einem Mitbewohner des Mietshauses
auf.
Levi und sein Vater finden keine gemeinsame
Kommunikationsebene, viele Dinge bleiben ungesagt, entwicklungsbedingt klafft
der Spalt des Verständnisses füreinander immer weiter auf. Schon vor dem
schrecklichen Tod der Mutter hat Levi begonnen, sich in eine eigene Welt
einzuweben voller Tiere, manche davon gefährlich. In seiner Fantasie ist es
spannend und es gibt immer was zu erleben. Doch die Grenzen zur Realität
verschwimmen mitunter.
Kolja und Vincent sind auf ihre Art für Levi da, wenn er sie
braucht, doch als Vorbilder für ihn dienen sie weniger. Beide sind von den
eigenen Schatten der Vergangenheit geprägt. Sie sind zwar Anlaufstelle für Levi,
doch sie können sein aufgewühltes Innenleben nicht in geordnete Bahnen lenken.
Carmen Buttjer zeigt einfühlsam wie wichtig es für Heranwachsende ist, einen
Vertrauten zu haben, der nicht nur zuhört, sondern auch mit viel Verständnis
Fragen beantwortet und Werte zu vermitteln weiß, jemand dessen uneigennützige
Liebe man spürt und der dabei hilft die Tiefen des Lebens zu überbrücken. Dabei
bedient die Autorin sich einer feinsinnigen Sprache, die die andersartige Welt
von Levi bildhaft aufzeigt.
„Levi“ von Carmen Buttjer ist ein gelungenes Debüt, dass auf
ergreifende Weise das Schicksal eines 11-Jährigen und seiner Eltern aufzeigt
und mir wieder bewusst machte, dass der Verlust eines geliebten Menschen
unersetzlich ist. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.