Dienstag, 17. September 2019

Rezension: Wir, im Fenster von Lene Albrecht


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Wir, im Fenster
Autorin: Lene Albrecht
Erscheinungsdatum: 13.09.2019
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 98733519050658
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Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil beide gerne dort sitzen. Später wird Linn klar, dass ein Fenster nicht nur Ausblicke gewährt, sondern auch Einblicke.

Linn und Laila sind von Kindheit an beste Freundinnen bis zu ihrem Zerwürfnis. Für Linn ist ihre Freundschaft zu Laila wie das Schwimmen in unbefestigten Gewässern immer mit Ungewissem verbunden und doch so neugierig machend, dass sie sich darauf einlässt. Erst ganz zum Ende der Geschichte offenbart sich in allen Einzelheiten, warum die Freundschaft zerbrochen ist.

Linn ist die Protagonistin des Romans. Sie ist Doktorandin, in einer festen Beziehung und schwanger. Bei einer Fahrt mit der Bahn beobachtet sie zwei Freundinnen, die sich vertrauensvoll miteinander unterhalten. Dadurch wird sie an ihre jahrelange besondere Beziehung zu Laila erinnert. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass sie ihre Freizeit abwechselnd bei Linn Zuhause und bei Lailas Großmutter, bei der die Freundin wohnt, verbracht haben. Doch die Großmutter zieht zurück in die Türkei und Laila zieht zu Linn. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt mit ihrem Vater in der Türkei kehrt sie verändert zurück. Ein nahtloses Anknüpfen an die bisherige Freundschaft ist schwierig und wird immer schwieriger bis es schließlich zum Bruch kommt.

Laila und Linn wachsen in Berlin am Ende des vorigen Jahrhunderts auf. Mit den Nachbarskindern treffen sie sich in der Freizeit auf dem Spielplatz, auf dem auch für die Kinder undurchsichtige Geschäfte getrieben werden, dessen sie sich in ihrem Alter noch nicht bewusst sind.
Die beiden Freundinnen ergänzen sich charakterlich. Während Linn eher zurückhaltend ist, bewundert sie die Ideen von Laila und folgt gern ihren Aufforderungen. Sie teilen alles miteinander und entdecken gemeinsam die ersten Spuren von aufkeimender Sexualität.

Nicht nur die Frage danach, was die Freundschaft zerbrochen hat, sondern auch, warum Laila über Monate bei Linn und ihren Eltern gewohnt hat, begleitete mich beim Lesen. Die Suche nach den Puzzleteilen, die mir den gesamten Sachverhalt darstellen konnten, gestaltete sich teilweise mühsam. Immer wieder wird Linn durch kleine Details an die schöne Zeit und an den später immer schwierigeren Umgang mit Laila erinnert. Die Unruhe, die Linn verfolgt aufgrund des Nichtwissens von Lailas weiteren Lebensstationen, war in ihren Gedankensprüngen spürbar, die bei mir als Leser eine gewisse Aufmerksamkeit forderten.

„Wir, im Fenster“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der die Geschichte einer besten Mädchenfreundschaft in der Nachwendezeit in einem Szeneviertel in Berlin erzählt. Von Beginn an war ich interessiert daran, zu erfahren, warum die Freundschaft zerbrochen ist. Die Gründe fügen sich Stück für Stück vor einem immer düsterer werdenden Hintergrund zusammen. Lene Albrecht gelingt eine atmosphärisch gestaltete, berührende Erzählung mit wenigen Schwächen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

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