Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Wir, im Fenster
Autorin: Lene Albrecht
Erscheinungsdatum: 13.09.2019
Verlag: Aufbau (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 98733519050658
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Das Buch „Wir, im Fenster“ ist der Debütroman von Lene
Albrecht. Er umfasst zwei Teile, einerseits „Wir“, damit sind die beiden
Protagonistinnen Linn und Laila gemeint und andererseits „Im Fenster“, weil
beide gerne dort sitzen. Später wird Linn klar, dass ein Fenster nicht nur
Ausblicke gewährt, sondern auch Einblicke.
Linn und Laila sind von Kindheit an beste Freundinnen bis zu
ihrem Zerwürfnis. Für Linn ist ihre Freundschaft zu Laila wie das Schwimmen in
unbefestigten Gewässern immer mit Ungewissem verbunden und doch so neugierig
machend, dass sie sich darauf einlässt. Erst ganz zum Ende der Geschichte
offenbart sich in allen Einzelheiten, warum die Freundschaft zerbrochen ist.
Linn ist die Protagonistin des Romans. Sie ist Doktorandin,
in einer festen Beziehung und schwanger. Bei einer Fahrt mit der Bahn
beobachtet sie zwei Freundinnen, die sich vertrauensvoll miteinander
unterhalten. Dadurch wird sie an ihre jahrelange besondere Beziehung zu Laila
erinnert. Es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass sie ihre Freizeit abwechselnd
bei Linn Zuhause und bei Lailas Großmutter, bei der die Freundin wohnt,
verbracht haben. Doch die Großmutter zieht zurück in die Türkei und Laila zieht
zu Linn. Nach einem mehrwöchigen Aufenthalt mit ihrem Vater in der Türkei kehrt
sie verändert zurück. Ein nahtloses Anknüpfen an die bisherige Freundschaft ist
schwierig und wird immer schwieriger bis es schließlich zum Bruch kommt.
Laila und Linn wachsen in Berlin am Ende des vorigen
Jahrhunderts auf. Mit den Nachbarskindern treffen sie sich in der Freizeit auf
dem Spielplatz, auf dem auch für die Kinder undurchsichtige Geschäfte getrieben
werden, dessen sie sich in ihrem Alter noch nicht bewusst sind.
Die beiden Freundinnen ergänzen sich charakterlich. Während
Linn eher zurückhaltend ist, bewundert sie die Ideen von Laila und folgt gern
ihren Aufforderungen. Sie teilen alles miteinander und entdecken gemeinsam die
ersten Spuren von aufkeimender Sexualität.
Nicht nur die Frage danach, was die Freundschaft zerbrochen
hat, sondern auch, warum Laila über Monate bei Linn und ihren Eltern gewohnt hat,
begleitete mich beim Lesen. Die Suche nach den Puzzleteilen, die mir den
gesamten Sachverhalt darstellen konnten, gestaltete sich teilweise mühsam.
Immer wieder wird Linn durch kleine Details an die schöne Zeit und an den
später immer schwierigeren Umgang mit Laila erinnert. Die Unruhe, die Linn
verfolgt aufgrund des Nichtwissens von Lailas weiteren Lebensstationen, war in
ihren Gedankensprüngen spürbar, die bei mir als Leser eine gewisse
Aufmerksamkeit forderten.
„Wir, im Fenster“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der die
Geschichte einer besten Mädchenfreundschaft in der Nachwendezeit in einem
Szeneviertel in Berlin erzählt. Von Beginn an war ich interessiert daran, zu
erfahren, warum die Freundschaft zerbrochen ist. Die Gründe fügen sich Stück
für Stück vor einem immer düsterer werdenden Hintergrund zusammen. Lene
Albrecht gelingt eine atmosphärisch gestaltete, berührende Erzählung mit
wenigen Schwächen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.