Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Drei Frauen am See
Autorin: Dora Heldt
Erscheinungsdatum: 31.08.2019
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783423262064
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„Drei Frauen am See“ von Dora Heldt ist ein bewegender Roman
über die Freundschaft. Im Mittelpunkt stehen nicht nur drei Frauen wie der
Titel aussagt, sondern vier, die von Kindheit an miteinander befreundet sind.
Doch nach vielen Jahrzehnten in denen sie füreinander da waren, kam der große
Streit und das Ende ihrer Freundschaft. Eine von ihnen, Marie, wurde mit einem
Herzfehler geboren, ihr früher Tod ist vorhersehbar. In ihrem Testament hat sie
ihre Freundinnen Friederike, Jule und Alexandra als Erben ihres Ferienhauses am
See vorgesehen. Dort haben sie früher viele schöne Tage verbracht. Um das Erbe
anzutreten, müssen die drei ein gemeinsames Wochenende im Ferienhaus
verbringen.
Für mich war es spannend zu verfolgen, ob die Freundinnen
ihre Wut aufeinander und ihren Ärger überwinden werden. Besonders schön fand
ich es, dass von Beginn an, nicht der monetäre Aspekt des Erbes im Vordergrund
stand, sondern die Erinnerung an Marie und die Freundschaft mit ihr.
„Drei Frauen am See“ war für mich der erste Roman, den ich
von Dora Heldt gelesen habe. Mit den vier Freundinnen hat sie interessante, vom
Charakter her sehr unterschiedliche Personen geschaffen.
Inzwischen sind alle
vier Mitte Fünfzig. Marie ist Fotografin. Sie ist aufgrund ihrer Krankheit
immer die Zarteste der befreundeten Frauen gewesen. Ihr ausgleichendes Wesen
hat einen positiven Einfluss auf die anderen. Jule ist Physiotherapeutin mit
eigener Praxis, sportbegeistert und schon früh an Männern interessiert. Sie ist
geschieden und hat eine erwachsene Tochter. Marie und Jule sind ihrer Heimat in
Norddeutschland verbunden geblieben, während Alexandra als Verlagsleiterin nach
München gezogen ist. Friederike leitet ein Hotel in Hamburg und ist so wie
Alexandra nicht verheiratet und kinderlos.
Jede der vier Frauen ist auf ihre Weise erfolgreich und
dennoch liest sich aus den Zeilen ihre Unzufriedenheit. Zwar hat jede von ihnen
Bezugspersonen, doch ihnen fehlen seit dem Streit die vertrauten Gespräche
miteinander, die gemeinsamen Aktivitäten, das Scherzen, Lachen und füreinander
da sein. Lange ließ die Autorin mich darauf warten, zu schildern, was die
schlimme Auseinandersetzung herbeigeführt hat. Der Tod von Marie bringt die
Freundinnen zum Nachdenken, nicht nur über ihre Freundschaft, sondern auch über
ihre eigene Position im Leben. In vielen Rückblenden konnte ich mehr über den
Lebensweg jeder einzelnen Freundin erfahren. Da alle in meinem Alter sind,
teilte ich ihre Erinnerungen an viele Dinge des Alltags der letzten Jahrzehnte.
Dora Heldt hat mich mit ihrem Roman „Drei Frauen am See“ berührt.
Die Geschichte und die Figuren sind realistisch gestaltet und die Schilderungen
rund um die Freundschaft der vier Frauen mit Gefühl ausgeführt. Gerne empfehle
ich den Roman weiter, ganz besonders an Frauen in der Altersklasse der Autorin.