Rezension von Ingrid Eßer
*Werbung*
Titel: Einige aber doch
Autorin: Sabine Friedrich
Erscheinungsdatum: 20.09.2019
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband (Leseexemplar)
ISBN: 9783423282017
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Der Roman „Einige aber doch“ ist der erste von drei Bänden
in denen Sabine Friedrich über den deutschen Widerstand gegen den
Nationalsozialismus schreibt. Thematisch fokussiert sie im ersten Teil auf Widerstandgruppen,
die später als „Rote Kapelle“ bezeichnet wurden. Der Name ergibt sich ursprünglich
aus der dem Geheimdienstjargon entlehnten Bezeichnung für eine Gruppe von
Funkern als „Kapelle“. Ein von einem Kommunisten zur Unterstützung der
Résistance gegründetes Spionagenetzwerk in Brüssel funkte seine Sprüche ins „rote“
Moskau. Die Autorin nimmt die unabhängig von diesem Netzwerk agierenden
deutschen linken und liberalen Gruppen in den Fokus und beschreibt die Geschehnisse
rund um Arvid und Mildred Harnack, Harro und Libertas Schulze-Boysen, Hilde und
Hans Coppi, Kurt und Elisabeth Schumacher sowie Adam und Greta Kuckhoff.
Sabine Friedrichs Roman basiert auf den historischen Fakten,
die die Autorin bestens recherchiert hat. Auf der Basis des gesichteten
geschichtlichen Materials versetzt sie sich in ihre Figuren und beschreibt ihre
Eindrücke darüber, wie sie vielleicht gefühlt und gehandelt haben. Ihre
Erzählung beginnt damit, dass Mildred und Arvid sich in Wisconsin/USA
kennenlernen. Schon einige Jahre später, Anfang der 1930er Jahre, reden sie mit
ihren Freunden und Bekannten über die rechtsradikalen Tendenzen im Staat. Bereits
hier lässt sich erkennen, dass die jungen Leute die Entwicklungen kritisch und
beunruhigend sehen. Die Autorin gestaltet private Dialoge, die sie glaubhaft in
Szene setzt, als ob sie tatsächlich so stattgefunden hätten. Sie ließ mich als
Leserin an den Gedankengängen der handelnden Personen teilnehmen und
vermittelte mir ihre möglichen Empfindungen auch im Umgang mit der Angst vor
Entdeckung, vor Gericht und in Anbetracht der Vollstreckung der Urteile.
Immer schon habe ich diejenigen bewundert, die sich dem
Terrorregime mutig entgegenstellten. Obwohl ich wusste, wie die Geschichte
zwangsläufig enden wird, verfolgte ich bewegt die einzelnen Begebenheiten, die
zur Auflösung des Widerstands und dem Tod vieler ihrer Kämpfer führten. Gleichzeitig
erlebte ich eben jene Personen in ihrem Alltag, den die Autorin mit vielen
Details ausgeschmückt hat und vielleicht kamen mir ihre persönlichen Schicksale
daher besonders nahe. Sabine Friedrich zeigt, wie der Widerstand im Kleinen und
Verborgenen entsteht und selbst zunächst unbedeutende Handlungen Großes
bewirken können.
In den Roman eingebunden sind viele Personen. Der
Handlungsort wechselt oft nach kurzen Abschnitten und bedingt dadurch ist auch
der ständige Wechsel zwischen den Charakteren. Das Personenregister am Ende des
Buchs ist daher sehr nützlich.
In ihrem Roman „Einige aber doch“ vermittelt Sabine
Friedrich Geschichte auf eine besondere Art. Die Entscheidung für das aktive Handeln
der historisch verbürgten Personen im Widerstand wird auf diese Weise
verständlich. Gerne empfehle ich das Buch an geschichtlich interessierte Leser
weiter.