Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Nach Mattias
Autor: Peter Zantingh
Übersetzerin aus dem Niederländischen: Hanni Ehlers
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
ISBN: 9783257071290
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Zu Beginn des Romans „Nach Mattias“ des Niederländers Peter
Zantingh steht ein klarer Schnitt: Mattias ist tot. Daran bemisst sich die Zeiteinteilung
seiner Freundin, seiner Freunde und Verwandten, für die es ein „mit“ und ein
„ohne“ Mattias gibt. Der Autor erzählt aus acht Perspektiven mit neun Figuren,
die im Mittelpunkt der jeweiligen Geschichte stehen. Der Blick auf seine
Freundin und Lebenspartnerin Amber eröffnet und beschließt die Kurzgeschichten
im Buch.
Lange bleibt verborgen, wie und wo Matthias gestorben ist, erst
allmählich erhielt ich als Leser hierzu weitere Informationen. Der Raum um sein
Sterben bleibt jedoch weit und unausgefüllt, genauso wie die Rollen, die er
eingenommen hat und die jetzt nicht mehr zu füllen sind.
Die Charaktere, die Peter Zantingh selbst zu Wort kommen
lässt oder auf denen sein Blick ruht, kennen den für eine Eventagentur
arbeitenden Matthias nicht immer persönlich. Dennoch sind sie auf gewisse Weise
mit ihm verbunden, eventuell auch nur durch Auswirkungen seiner Handlungen.
Deutlich zu spüren ist der persönliche Bezug zu dem Verstorbenen durch die
Tiefe der Trauer der jeweiligen Person. Obwohl der Schreibstil des Autors recht
schnörkellos ist, beschreibt er die Emotionen mit treffenden und berührenden
Worten.
Weil einige Figuren miteinander verwandt oder befreundet
sind oder der gleichen Freizeitgestaltung nachgehen, kreuzen sich gelegentlich
einige Wege. Daher findet die Entwicklung des Protagonisten einer der
Kurzgeschichten eventuell später nochmal eine Fortsetzung, was ich sehr gut
fand.
Auf der Trauerfeier von Matthias zeigt sich, dass die
anwesenden Personen den Verstorbenen auf ganz unterschiedliche Weise gekannt
haben. Die Erzählungen vermittelten mir ein Bild von ihm als Neuem gegenüber
aufgeschlossen und zu spontanen Aktionen bereit. Er konnte gut zuhören, bot
gerne seine Hilfe an, suchte den Konsens, doch er war auch ein Mensch mit Ecken
und Kanten.
Die Geschichten spielen in einer unbenannten Stadt, nicht
allzu weit vom Meer entfernt, wie beispielsweise in Utrecht, der Heimat des
Autors. Beim Schreiben hört der Autor gerne Musik, die ihm auch zur Inspiration
dient, und die er für dieses Buch in einer Playlist zusammengestellt hat.
Die Erzählungen sind realistisch und nachvollziehbar. Peter
Zantingh lässt seinen Figuren ein Stück Hoffnung, in dem er einigen eine
Aufgabe gibt, die für sie sinnerfüllend ist. Allerdings blieb mir der Charakter
des Sohns einer der Protagonistinnen nicht ausformuliert genug, so dass mir
dessen Handlungsmotiv unklar bilieb.
Peter Zantingh hat einen bewegenden Roman geschrieben über Trauer und
verschiedene Arten, diese zu bewältigen. Die Geschichten im Buch
„Nach Mattias“ zeigen auf, dass auch kleine Handlungen in unserem Leben von
Bedeutung für andere Personen sind und eine verändernde Wirkung haben können,
die nicht durch den Tod beendet wird. Gerne empfehle ich das Buch weiter.