Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Meine Schwester, die Serienmörderin
Autorin: Oyinkan Braithwaite
Übersetzung aus dem Englischen: Yasemin Dincer
Erscheinungsdatum: 10.03.2020
Verlag: Blumenbar (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover (Leseexemplat)
ISBN: 9783351050740
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Der Debütroman „Meine Schwester, die Serienmörderin“ der in
Nigeria geborenen Autorin Oyinkan Braithwaite spielt in ihrer Heimat. Die
Geschwister Korede und Ayoola sind junge Frauen, die in Lagos leben. Während
die ältere von ihnen, Korede, als Krankenschwester arbeitet, entwirft Ayoola
von zu Hause aus eine Modelinie, die sie selber schneidert und in den Sozialen
Medien präsentiert. Die beiden sind auch vom Äußeren her sehr unterschiedlich,
Korede ist einen Kopf größer als ihre Schwester und ihre Haut ist dunkler. Ayoola
fällt allgemein durch ihre Schönheit auf.
Eines Tages erhält Korede einen Anruf ihrer Schwester in dem
diese ihr lapidar mitteilt, dass sie ihren derzeitigen Freund umgebracht hat.
Nach drei Morden zählt jemand als Serienmörder, wie Korede als Ich-Erzählerin
der Geschichte mir als Leserin mitteilt und ich konnte es kaum glauben, aber
genau das ist jetzt der Fall. Wer dazu zählt, bleibt zunächst verborgen, doch es
ist nicht der erste Freund, den Ayoola umgebracht hat. Korede eilt Ayoola zu
Hilfe, denn sie weiß am besten, wie man alle Spuren und die Leiche beseitigt.
Am Anfang wusste ich nicht, wie ich das Verhalten beurteilen
sollte, denn immerhin handelt es sich um schwere Straftaten, die die beiden
Schwestern vertuschen möchten. Korede erscheint über das neue Verbrechen von
Ayoola kaum entsetzt, sondern macht sich eher Gedanken dazu, wie sie weiteren
Delikten vorbeugen kann. Brisant wird die Situation, als Ayoola sich in den
Arzt Tade auf der Station verliebt, auf der Korede arbeitet. Korede ist
eifersüchtig, aber sie fühlt sich auch dem allgemeinen Verständnis verpflichtet,
als ältere Schwester für die jüngere verantwortlich zu sein. Die Frage steht im
Raum, ob es Korede gelingen wird, die Beziehung zwischen Ayoola und Tade zu
beenden.
Die Geschichte ist bitterböse. Zunächst wirkte es auf mich,
als ob Korede einfach ihrer beschützenden Rolle nachkommt. Ich glaubte, sie
würde aus Solidarität alles für Ayoola tun. Korede schildert die Umstände eher schicksalergebenen
und kann der Situation dennoch etwas Aufhellendes abgewinnen. Erst nach und
nach, jedoch beständig erfuhr ich die Hintergründe, nicht nur für ihre
Stimmungslage, sondern vor allem, warum Ayoola so schnell ihren Partnern
gegenüber zu ihrer eigenen Verteidigung mit allen ihr zur Verfügung stehenden
Mitteln bereit ist.
In Nebenhandlungen, durch einige Rückblicke und der
Schilderung des Alltags ihrer Protagonistinnen, gewährte Oyinkan Braithwaite
mir kulturelle Einblicke. Die Schwestern sind aus gut betuchtem Haus und
rebellieren auf ihre eigene Art gegen das patriarchale gesellschaftliche System.
Ihre Handlungen wurden für mich dadurch verständlicher, obwohl sie natürlich
verwerflich sind. Die Geschichte bleibt durch eine unerwartete Wendung spannend
bis zum Schluss.
Oyinkan Braithwaite hat in ihrem Roman „Meine Schwester, die
Serienmörderin“ verschiedene Genres ungewöhnlich miteinander gemixt. Während
ich als Leser darauf gespannt wartete, ob man der Mörderin auf die Schliche
kommt, plädierte die Autorin in geschickt gesetzten Schilderungen von
misslichen Handlungen für die Selbstbestimmung der Frauen in ihrer Heimat. Dem
Roman kommt ein hoher Lesegenuss zu und darum empfehle ich ihn gerne weiter.