Montag, 16. März 2020

Rezension: Meine Schwester, die Serienmörderin von Oyinkan Braithwaite


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Meine Schwester, die Serienmörderin
Autorin: Oyinkan Braithwaite
Übersetzung aus dem Englischen: Yasemin Dincer
Erscheinungsdatum: 10.03.2020
Verlag: Blumenbar (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover (Leseexemplat)
ISBN: 9783351050740
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Der Debütroman „Meine Schwester, die Serienmörderin“ der in Nigeria geborenen Autorin Oyinkan Braithwaite spielt in ihrer Heimat. Die Geschwister Korede und Ayoola sind junge Frauen, die in Lagos leben. Während die ältere von ihnen, Korede, als Krankenschwester arbeitet, entwirft Ayoola von zu Hause aus eine Modelinie, die sie selber schneidert und in den Sozialen Medien präsentiert. Die beiden sind auch vom Äußeren her sehr unterschiedlich, Korede ist einen Kopf größer als ihre Schwester und ihre Haut ist dunkler. Ayoola fällt allgemein durch ihre Schönheit auf.

Eines Tages erhält Korede einen Anruf ihrer Schwester in dem diese ihr lapidar mitteilt, dass sie ihren derzeitigen Freund umgebracht hat. Nach drei Morden zählt jemand als Serienmörder, wie Korede als Ich-Erzählerin der Geschichte mir als Leserin mitteilt und ich konnte es kaum glauben, aber genau das ist jetzt der Fall. Wer dazu zählt, bleibt zunächst verborgen, doch es ist nicht der erste Freund, den Ayoola umgebracht hat. Korede eilt Ayoola zu Hilfe, denn sie weiß am besten, wie man alle Spuren und die Leiche beseitigt.

Am Anfang wusste ich nicht, wie ich das Verhalten beurteilen sollte, denn immerhin handelt es sich um schwere Straftaten, die die beiden Schwestern vertuschen möchten. Korede erscheint über das neue Verbrechen von Ayoola kaum entsetzt, sondern macht sich eher Gedanken dazu, wie sie weiteren Delikten vorbeugen kann. Brisant wird die Situation, als Ayoola sich in den Arzt Tade auf der Station verliebt, auf der Korede arbeitet. Korede ist eifersüchtig, aber sie fühlt sich auch dem allgemeinen Verständnis verpflichtet, als ältere Schwester für die jüngere verantwortlich zu sein. Die Frage steht im Raum, ob es Korede gelingen wird, die Beziehung zwischen Ayoola und Tade zu beenden.

Die Geschichte ist bitterböse. Zunächst wirkte es auf mich, als ob Korede einfach ihrer beschützenden Rolle nachkommt. Ich glaubte, sie würde aus Solidarität alles für Ayoola tun. Korede schildert die Umstände eher schicksalergebenen und kann der Situation dennoch etwas Aufhellendes abgewinnen. Erst nach und nach, jedoch beständig erfuhr ich die Hintergründe, nicht nur für ihre Stimmungslage, sondern vor allem, warum Ayoola so schnell ihren Partnern gegenüber zu ihrer eigenen Verteidigung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln bereit ist.

In Nebenhandlungen, durch einige Rückblicke und der Schilderung des Alltags ihrer Protagonistinnen, gewährte Oyinkan Braithwaite mir kulturelle Einblicke. Die Schwestern sind aus gut betuchtem Haus und rebellieren auf ihre eigene Art gegen das patriarchale gesellschaftliche System. Ihre Handlungen wurden für mich dadurch verständlicher, obwohl sie natürlich verwerflich sind. Die Geschichte bleibt durch eine unerwartete Wendung spannend bis zum Schluss.

Oyinkan Braithwaite hat in ihrem Roman „Meine Schwester, die Serienmörderin“ verschiedene Genres ungewöhnlich miteinander gemixt. Während ich als Leser darauf gespannt wartete, ob man der Mörderin auf die Schliche kommt, plädierte die Autorin in geschickt gesetzten Schilderungen von misslichen Handlungen für die Selbstbestimmung der Frauen in ihrer Heimat. Dem Roman kommt ein hoher Lesegenuss zu und darum empfehle ich ihn gerne weiter.

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