Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Die Parade
Autor: Dave Eggers
Übersetzer: Ulrike Wasel und Claus Timmermann
Erscheinungsdatum: 08.04.2020
Verlag: Kiepenheuer & Witsche (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783462053579
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Dave Eggers Roman „Die Parade“ spielt in einem unbenannten Land,
in dem bis vor kurzem Bürgerkrieg herrschte, in der jetzigen Zeit. Auf
Anordnung des Unternehmens, für das die zwei Protagonisten arbeiten, sind deren
Namen anonymisiert, was konkret heißt, dass die beiden sich mit einstelligen
Zahlen anreden, die sie sich selbst ausgesucht haben. Ihre Aufgabe besteht
darin, eine bereits planierte und verdichtete Straße mittels einer Maschine zu
asphaltieren und zu markieren. Sie ist 230 Kilometer lang und führt von der
quirligen Hauptstadt im Norden in den ländlich geprägten Süden, Für die Arbeiten
ist ein Zeitraum von höchstens zwölf Tagen vorgesehen. Der Plan muss
eingehalten werden, denn die fertige Straße soll für die große angekündigte
Parade, die als Zeichen für den Anbruch friedlicherer Zeiten stattfinden soll, zur
Verfügung stehen.
Der Protagonist „Vier“ ist ein erfahrener Tiefbauarbeiter,
der schon viele Aufträge zur Zufriedenheit für das Unternehmen durchgeführt
hat. Er beherzigt die Ratschläge der Firma in Bezug auf das Verhalten vor Ort
gegenüber den Einheimischen und die Empfehlungen in Bezug auf den Verzehr von
Speisen und Getränken. Doch nicht nur Zuverlässigkeit, sondern auch
Durchsetzungskraft sind ihm zu eigen, darum sieht er sich auch als
weisungsgebend seinem Kollegen „Neun“ gegenüber, was dieser aber nicht akzeptieren
will. Vier wird die Maschine fahren, während Neun mit einem Quad vorausfährt
und mögliche Hindernisse beseitigt. Für Neun ist es der erste Auftrag. Er hat
seine eigenen Auffassungen vom Umgang mit Land und Leuten hat. Sein Vorteil ist
die Kenntnis der Sprache. Schon kurz nach dem Kennenlernen stellt Vier fest,
dass die Arbeitsbeziehung sich schwierig gestalten könnte.
Dave Eggers stellt zwei sehr unterschiedliche Charaktere
gegenüber mit jeweils einer anderen Auffassung davon, wie die aufgetragene
Arbeit zu erfüllen ist. Während für Vier, auch aufgrund seiner langjährigen
Erfahrung, die strikte Erfüllung des Solls im Vordergrund steht und er Kontakte
zu Einheimischen durchaus auch als gefährlich einstuft, interessiert sich Neun
für die fremde Kultur und genießt neue, ungewöhnliche Angebote mit allen
Sinnen. Konfliktpotential ist von Beginn an reichlich vorhanden. Mit einer
gewissen Spannung verfolgte ich die Auseinandersetzungen. Die Folgen des
jeweiligen Verhaltens waren zunächst fast absehbar, wurden dann aber
überraschend.
Neun ist stolz darauf, wertvolle Hilfe bei der Fertigstellung
der Straße leisten durch das Unternehmen für das er arbeitet leisten zu können.
Sie wird eine schnellere Verbindung schaffen, was vor allem dem Handel zwischen
den Regionen zugutekommen wird und die Wiederaufbauarbeiten des Landes werden
schneller möglich. Allerdings wird der Transportweg nicht nur für Güter des
täglichen Bedarfs zur Verfügung stehen, sondern in dem korrupten Land auch
Möglichkeiten zur rascheren Verbreitung unerwünschter Ware bieten.
„Die Parade“ von Dave Eggers ist eine erschreckend
realistische und verstörende Geschichte, die einerseits für Völkerverständigung
und Kulturausstausch steht, andererseits aber unserer Skepsis Fremdländischen
und Unbekanntem gegenüber Nahrung gibt. Der Schluss wird nicht jedem Leser
gefallen, wäre aber durchaus denkbar. Gerne vergebe ich hierzu eine
Leseempfehlung.