Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Glasflügel
Übersetzer aus dem Dänischen: Ulrich Sonnenberg
Erscheinungsdatum: 26.02.2020
Verlag: Diogenes (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783257071238
weitere Bücher der Kopenhagen-Thriller-Reihe:
Fall 1: Krokodilwächter (Rezension KLICK!)
Fall 2: Blutmond (Rezension KLICK!)
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In der Reihe der Kopenhagen-Thriller der Dänin Katrine
Engberg ist „Glasflügel“ der dritte Band bei dem der Ermittlungsleiter bei der Kopenhagener Polizei Jeppe Körner versucht, den Fall zu klären. Seine Kollegin
Anette Werner, inzwischen 44 Jahre alt und in Elternzeit, ist diesmal nicht an
seiner Seite. Stattdessen erhält Körner mehr Unterstützung durch seine Kollegen
Falck und Larsen sowie von Sara Saidani, mit der er privat eine Beziehung führt,
die er bisher aber nicht öffentlich gemacht hat. Für Werner spricht allerdings nichts
dagegen, dass sie sich als Abwechslung zur Mutterrolle auf eigene Faust einige
Informationen zum Fall einholt …
Die Ermittlungen führen wenige Jahre in die Vergangenheit zu
dem inzwischen geschlossenen Fürsorgeheim für Jugendliche, der Wohnstätte
„Sommerfuglen“, ins Deutsche übersetzt bedeutet der Begriff „Schmetterlinge“. Dabei
ist der titelgebende Glasflügler eine besonders zerbrechlich wirkende Schmetterlingsart,
die aber für ihre Fressfeinde tödlich sein kann.
In Kopenhagen wird in einem Brunnen eine nackte weibliche
Leiche gefunden, blutleer mit Schnitten an den Handgelenken und der Leiste. Körner
steht vor einem Rätsel. Erst als am nächsten Tag ein weiteres Opfer gefunden
wird, führt eine erste Spur nach „Sommerfuglen“. Die Zeit drängt, denn das
Motiv ist nicht klar und es könnte weitere Tote geben.
Körner und Werner waren vor der Erziehungszeit ein
eingespieltes Team. Jetzt gibt es Situationen für beide, in denen sie den
jeweils anderen auf gewisse Weise vermissen, weil sie genau einschätzen können,
welche Tätigkeit der Partner jetzt übernehmen beziehungsweise welche Gedanken
er äußern würde. Werners Verhalten zeigt, dass bei weiteren Bänden mit ihrer unkonventionellen
Hilfe bei den Fallermittlungen zu rechnen ist. Sowohl das Privatleben wie auch
der berufliche Alltag von Körner und Werner sind mit Sorgen und Problemen
belastet und dabei lässt sich die jeweilige Stimmungslage nicht immer scharf
dazwischen trennen.
Angeteasert wird der Thriller durch eine Szene, in der eine
Krankschwester einem Patienten eine Überdosis eines Medikaments verabreicht. Im
Laufe der Erzählung hatte ich eine vage Ahnung davon, um welchen Erkrankten es
sich dabei handeln könnte, was die Spannung zusätzlich steigerte. Katrine
Engberg hat für „Glasflügel“ als Hintergrundthema den Pflegenotstand gewählt,
der uns auch gerade jetzt in Deutschland wieder einmal schmerzlich bewusst
wird. Sie verweist auf den Umstand, dass gerade im Bereich der Psychiatrie,
aber auch in anderen medizinischen Gebieten, durch eine erhöhte Medikation beispielsweise
eine Beruhigung des Patienten erreicht werden kann und dadurch die Zeit für
eine effektivere, jedoch kostspieligere Therapie durch entsprechend geschulten
Personals eingespart werden kann. Außerdem verdeutlicht sie, wie viel
Verantwortung, aber auch Macht über Leben und Tod den Pflegern, Therapeuten und
Ärzten zukommt.
„Glasflügel“ ist wie die beiden vorigen Fälle wieder durchgehend
spannend. Die Haupthandlung mit der Suche nach dem Mörder wird garniert mit
etlichen liebevoll gestalteten Nebenhandlungen in denen ich auch wieder
bekannten Figuren wie zum Beispiel der emeritierten Professorin Esther de
Laurenti begegnete. Ein Lesen des Buchs ohne Kenntnis der ersten Bände ist
möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll. Der Thriller ist ein Muss für alle Fans
der Serie und eine Empfehlung für alle Leser des Genres.