Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Jägerin und Sammlerin
Autorin: Lana Lux
Erscheinungsdatum: 10.03.2020
Verlag: Aufbau (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783351037987
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In ihrem Roman „Jägerin und Sammlerin“ erzählt die in Berlin
wohnende Autorin Lana Lux von der schwierigen familiären Beziehung zwischen der
an einer Essstörung leidenden jungen Frau Alisa und ihrer Mutter Tanya. An
bestimmten Tagen überkommt Alisa eine Gier nach Essen, die ihr keine andere
Möglichkeit lässt als einer Befriedigung ihrer Gelüste nachzukommen. Der Titel
nimmt Anspielung darauf, dass sie dann auf die „Jagd“ geht und die immer
gleichen ungesunden Lebensmitteln „sammelt“. Gleichzeitig ist das auf dem Cover
abgebildete Eichhörnchen, das als Jäger und Sammler bekannt ist, auch Titelbild
einer Zeitschrift, in der der vorläufig letzte große Erfolg von Alisa in einem enthaltenen
Artikel beschrieben wird. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg für die
Protagonistin in dieser beeindruckenden, faszinierenden Geschichte.
Zu Beginn des Romans steht Alisa kurz vor ihrem Abitur. Ihre
Mutter hat ihr die frühere gemeinsame Wohnung überlassen als mit ihrem neuen
Freund zusammengezogen ist. An Alisas Seite ist eine Freundin aus Kindertagen,
mit der sie häufig Auseinandersetzungen hat. Neben der Schule hat Alisa mehrere
Jobs, denen sie zu aller Zufriedenheit nachkommt. Trotz ihrer sehr guten Noten
ist sie kaum motiviert, am Schulunterricht teilzunehmen und riskiert dadurch
ihre Zulassung zur Prüfung. Nicht nur dadurch ist sie mit sich selbst
unzufrieden, sondern auch mit ihrem Aussehen. Sie weiß, dass sie nicht den
Ansprüchen entspricht, die Tanya an sie stellt. Alisas Ringen danach, sich
selbst und anderen zu genügen führt sie in eine Abwärtsspirale, die dazu führt,
dass sich ihre Essstörung immer stärker ausprägt und damit ihre
Selbstverachtung immer mehr steigert, bis sie keine andere Möglichkeit mehr
sieht und sich professionelle Hilfe sucht.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten habe ich
darüber darüber gelesen, wie die Krankheit Alina immer mehr zu schaffen macht.
In den beiden weiteren Teilen habe ich mehr über die Hintergründe erfahren wie es
dazu kommen konnte, dass Alina zunehmend über sich selbst enttäuscht ist. Lana
Lux schildert außerdem, wie Tanya ihre Ansichten zur Mutterrolle entwickelt und
welche eigenen Wünsche sie für ihre eigene Zukunft und die ihrer Tochter hat.
Es gelingt der Autorin anfangs, mich neugierig auf den weiteren Weg Alisas zu
machen. Ebenso räumt sie im weiteren Verlauf des Romans der Lebensgeschichte
von Tanya einen breiteren Raum ein, die sehr zum Verständnis der
Mutter-Tochter-Beziehung beiträgt.
Lana Lux beschreibt detailreich und in klaren und deutlichen
Worten, sei es der Umgang mit der unreinen Haut Alinas oder ihre Reaktion auf
den übermäßigen Konsum von Essen. Ihre Schilderungen sind authentisch, auch
weil sie selbst Erfahrung in den von ihren verarbeiteten Themen hat und ihr
Wissen einfließen lässt. Sie hat selbst erlebt, wie man sich als Kind als
Emigrierte in Deutschland fühlt. Als Ernährungswissenschaftlerin hat sie sich
mit der Wirkung von Ernährung auseinandergesetzt.
Mit ihrem Roman „Jägerin und Sammlerin“ hat Lana Lux mich
beeindruckt. Die Darstellung des Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter,
ihrer Erwartungen ans Leben und ihre Träume sind glaubwürdig. Für mich war es
sowohl verstörend wie auch informativ über Essstörungen zu lesen. Dieses sehr
ergreifende und bewegende Buch empfehle ich gerne weiter.