Rezension von Ingrid Eßer
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Titel: Mathilda oder Irgendwer stirbt immer
Autorin: Dora Heldt
Erscheinungsdatum: 12.03.2020
Verlag: dtv (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783432362491
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Die Titelfigur „Mathilda“ im gleichnamigen Roman von Dora
Heldt nimmt im Prolog der Geschichte Rückblick auf die vergangenen turbulenten
Monate und verrät dabei einiges, was in dieser Zeit geschehen ist. Ein wenig
lässt auch der Untertitel des Buchs „Irgendwer stirbt immer“ vermuten, dass die
Dorfidylle von Dettebüll, dem Ort, in dem Mathilda nun schon über 60 Jahre
lebt, durch unerwartete Ereignisse gestört wurde. Noch vor Aufblättern der ersten
Seiten führt das Cover mit einer beschaulichen Szene des Landlebens
stimmungsvoll in die Erzählung ein.
Gemeinsam mit ihrem Mann Gunnar, der inzwischen in Rente
ist, wohnt Mathilda in einer Haushälfte, die ihrer Mutter Ilse gehört. Sie hat
zwei erwachsene Kinder, die nicht mehr vor Ort leben. Obwohl sie gern im Dorf
lebt, muss sie sich mit einigen Dingen, die ihr weniger oder gar nicht
gefallen, arrangieren. Dazu gehört zum Beispiel ihre in der anderen Hälfte des
Hauses wohnende Mutter, der sie zwar Respekt zollt, die sich aber auf ihre
eigene Weise in sämtliche Belange einmischt, ihre Meinung kundtut und dabei
immer auf der Suche nach einer wenig konstruktiven Auseinandersetzung zu sein
scheint. Mathilda liebt Frieden und ist immer bereit, einzulenken und Streit
beizulegen. Und eines Tages geschieht ein Unfall, der für Ilse nicht gut endet,
aber für Mathilda vieles verändert. In der Zwischenzeit kehrt ihr Bruder Pit,
ein Kneipenwirt in Hamburg, ohne ihr Wissen in besonderer Mission in sein
Heimatdorf zurück. Er ahnt nicht, dass er selbst seinen Teil dazu beitragen
wird, dass ungewöhnliche Ereignisse im Dorf geschehen, mit denen niemand
gerechnet hat.
Mathilda ist ein sympathischer Charakter. Liebevoll kümmert
sie sich sowohl um die ihr anvertrauten Menschen wie auch die ihr übertragenen
Aufgaben. Viele Erledigungen sind für sie Routine und werden selten von ihr hinterfragt.
Die Beziehungen innerhalb der Dorfgemeinschaft haben sich über Jahre
herausgebildet, Freundschaften werden gepflegt, Widersacher gemieden. In
Dettebüll kennt jeder jeden und weil so wenig geschieht, tragen sich
Neuigkeiten schnell weiter, denn alle freuen sich über neue Gesprächsthemen. Dora
Heldt schafft Figuren, denen sie einen eigenwilligen, nicht immer liebenswerten,
manchmal überspitzt dargestellten Charakter verleiht, der sich aber im Laufe
der Ereignisse auch ändern kann. Die Absichten einiger Personen sind schwierig
vorherzusehen und tragen zu den ereignisreichen Begebenheiten bei. Mit der Zeit
erhält die Handlung einige kriminelle Elemente. Über allem liegt ein
durchgehend amüsanter Unterton, auch durch die Verknüpfung von Handlungen, die
über den Zufall hinausgehen. Allerdings führte der gekonnt konstruierte
Handlungsablauf mit immer neuen Verwicklungen zum Ende hin zu wenigen Längen.
In ihrem Roman „Mathilda“ schildert Dora Heldt zwar ein
lauschiges Landleben, doch demgegenüber stellt sie auch die Vorteile des
Wohnens in einer Stadt. Sie vermischt eine vergnügliche Geschichte mit
kriminellen Handlungen, die sie aber passend zur Story als unerheblich
erscheinen lässt. Gerne empfehle ich das Buch an Leser, die nach einer
Erzählung für unterhaltsame Stunden suchen.