Rezension von Ingrid Eßer
*Werbung*
Titel: Die Herren der Zeit
Autorin: Eva García Sáenz
Übersetzerin: Alice Jakubeit
Erscheinungsdatum: 25.03.2020
Verlag: Scherz (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783651025851
---------------------------------------------------------------------------
Der Thriller „Die Herren der Zeit“ von Eva García Sáenz ist
der dritte und abschließende Teil der Serie „Trilogie der Weißen Stadt“. Der
Titel der Reihe bezieht sich auf den Haupthandlungsort Vitoria im Baskenland.
Hier wohnt der Protagonist und Ich-Erzähler des Buchs Inspector Unai López de
Ayala, den seine Freunde wegen seiner langen Arme von Jugendtagen an „Kraken“
rufen, und hier ist er bei der Kriminalpolizei als Spezialist für Täteranalysen
angestellt. Bei den Fallermittlungen ist auch diesmal wieder seine Kollegin
Estíbaliz Ruiz de Gauna an seiner Seite, die ihn als Spezialistin für
Opferanalysen unterstützt und arbeitsmäßig ergänzt. Der dritte Band kann ohne
die Kenntnis der beiden ersten Teile gelesen werden, was aber sehr schade wäre,
weil man dadurch viele spannende Einzelheiten der bisherigen Ermittlungen
verpassen würde.
Die Handlung setzt ungefähr 2 ½ Jahre nach dem Zeitpunkt der
Ereignisse im Buch „Das Ritual des Wassers“ ein. In Vitoria findet eine Lesung
zum historischen Roman „Die Herren der Zeit“ statt, die mit Spannung erwartet
wird, weil sich der Autor bisher noch nicht in der Öffentlichkeit gezeigt hat.
Unai und seine Famile sowie Estibaliz nehmen daran teil. Der Autor erscheint
nicht, stattdessen wird in den Toilettenanlagen ein Mann gefunden, der
vergiftet wurde. Es ist der Beginn einer Serie von Verbrechen, die Unai in
Verbindung mit dem Roman sieht, weil sie denjenigen ähneln, die dort
beschrieben werden. Die Begebenheiten im Buch spielen im Mittelalter und
basieren auf dem für den vorliegenden Thriller geschichtlichen, tatsächlich
aber fiktivem Hintergrund der Stadt Vitoria. Sie stehen im Zusammenhang mit den
alten Familiengeschlechtern, die die Stadt bevölkerten und deren Nachfahren
heute noch, wie beispielsweise Unai, vor Ort leben.
Eva García Sáenz baut von Beginn an Spannung auf. Unai ist
ein Ermittler, der sich voll und ganz der Aufklärung seiner Fälle widmet und
trotzdem versucht, sein Familienleben damit in Einklang zu bringen. Zum Glück
haben seine Verwandten, Freunde und Bekannten Verständnis dafür. Manchmal sind
sie sogar selbst darin involviert, was Unai durchaus bewusst ist. Diesmal sorgt
er sich vor allem um seine kleine Tochter und dennoch vermag er es nicht, all
diejenigen zu schützen, die ihm am Herzen liegen.
Die Autorin erzählt abwechslungsreich und vielschichtig. Die
Kapitel werden immer wieder unterbrochen mit dem Inhalt des fiktiven Romans,
der dem Thriller seinen Titel gibt. Dadurch konnte ich die Parallelen zwischen
den aktuellen Taten und den beschriebenen Delikten im grausamen Mittelalter
sehen, die Unai im Rahmen der Ermittlungen sehr beunruhigten. Vor allem war dem
Inspector aufgrund des gelesenen Buchs bewusst, dass weitere Verbrechen
entsprechend der Erzählung folgen könnten. Geschickt legt Eva García Sáenz wieder
Fährten zu mehreren potentiellen Tätern.
Wie in jedem Band der Serie vermittelte mir die Autorin auch
diesmal interessante geschichtliche und kulturelle Details rund um Vitoria, den
Sehenswürdigkeiten, den Bewohnern und der Umgebung, woraus ihre Liebe zur
Heimat spricht. Am Ende des Buchs findet sich eine Übersicht über die
handelnden Personen in der Gegenwart wie in der Vergangenheit sowie ein Glossar
mit Erläuterungen von Orten, Erklärungen zu Begriffen und weiteren im Buch
genannten besonderen Bezeichnungen. Ich begegnete vielen aus den vorigen Teilen
bekannten Figuren wieder. Der Ich-Erzähler Unai ist ein sympathischer Charakter
gerade wegen einiger Macken und Marotten. Interessiert habe ich die Entwicklung
seines Privatlebens über die Teile hinweg verfolgt. Er setzt sich genauso wie
weitere Familienmitglieder für einen starken Zusammenhalt ein, für den er
bereit ist, Kompromisse einzugehen.
Mit dem Buch „Die Herren der Zeit“ hat Eva Garciía Sáenz
wieder einen fesselnden, durchgehend spannenden Thriller geschrieben zu dem
ihre Kenntnisse historischer Begebenheiten und eine sehr gute
Handlungskonstruktion beitragen. Leider schließt der dritte Band die Serie ab,
ich hätte mir eine weitere Fortsetzung gewünscht. Aufgrund meiner Begeisterung
für alle drei Teile vergebe ich eine große Leseempfehlung an alle Thrillerfans.