Das Buch „Arbeit“ ist ein in Szenen erzählter Roman von
Thorsten Nagelschmidt. Die einzelnen Geschichten der enthaltenen Kapitel spielen
alle innerhalb weniger Stunden in Berlin, von Freitag bis zum Samstagmorgen.
Sie handeln von unterschiedlichen Figuren, die ihren Berufen oder ihrer
Berufung nachkommen und ließen mich als Leserin tief eintauchen in die quirlige
lebhafte nächtliche Welt der Großstadt.
Hier begegnete ich Drogenhändlern und Türstehern, einer
Fahrradkurierin, dem Nachtportier eines Hostels, der Inhaberin eines Spätkaufs,
Sanitätern, Polizisten und weiteren arbeitsamen Personen. Jedes Kapitel wird
von der Fortsetzung der Schilderung über die nächtlichen Ereignisse des
Taxifahrers Bederitzky unterbrochen, der neben seinen üblichen Geldproblemen in
den nächsten Stunden große Pläne für sich und seine Lebensgefährtin hat.
Von Kapitel zu Kapitel wechselt zeitweilig der Schreibstil,
den der Autor entsprechend der Situation anpasst, um dadurch deren jeweilige
Besonderheit herauszustellen und deren Wahrnehmung bei den Lesern zu
intensivieren. Die Erzählungen ergänzen sich, verbinden sich und ergeben einen
großartigen Roman über Begebenheiten in einer nächtlichen Gesellschaft.
Thorsten Nagelschmidt gestaltet seine Figuren eigenwillig
und sehr realistisch, seine Beschreibungen ließen für mich die Lichter in einer
dunklen Welt aufblitzen, die mir sonst verborgen bleibt. Dadurch, dass die
einzelnen Storys nicht zu Ende erzählt sind bleibt immer die Hoffnung, die
Charaktere später wiederzufinden, was meinen Lesefluss ständig steigerte. Auch
die Fortsetzungsgeschichte sorgte für eine unterschwellige Spannung, denn ich
wollte wissen, ob Bederitzky seine Pläne umsetzen konnte.
Es sind die Träume und Wünsche, aber auch die Sorgen und
verpassten Chancen der Figuren, deren sie sich mehr oder weniger bewusst sind
und denen sie in dieser einen Nacht nachhängen, die den Roman so berührend und
bewegend machen. Die Darstellung der Arbeit der einzelnen Personen brachte mir
unbekannte Einsichten dank der sehr guten Recherche und des
Einfühlungsvermögens des Autors zum jeweiligen beruflichen Verhalten. Es ist
vor allem die Gewöhnlichkeit mit denen die Figuren ihren Tätigkeiten
nachkommen, die das Ganze eindringlich sein lässt und bewusst macht, dass diese
eine Nacht sich immer wieder so oder so ähnlich abspielt.
Der Roman „Arbeit“ von Thorsten Nagelschmidt ist die
überzeugende Schilderung einer Nacht in Berlin mit leuchtenden Figuren und
überraschenden Wendungen in mal düsteren, mal glitzernden Settings, immer sehr
nah an der Realität. Es hat mir große Freude bereitet das Buch zu lesen und
daher vergebe ich gerne ein uneingeschränkte Leseempfehlung.