Montag, 29. Juni 2020

Rezension: City of Girls von Elizabeth Gilbert



Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: City of Girls
Autorin: Elizabeth Gilbert
Übersetzerin aus dem amerikanischen Englisch: Britt Somann-Jung
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Softcover mit Klappen
ISBN: 9783100024763
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Die Geschichte in ihrem Roman „City of Girls“ lässt die US-Amerikanerin Elizabeth Gilbert von der 79-jährigen Protagonistin Vivian Morris erzählen. Im Frühjahr 2010 erhält diese einen Brief, der sie dazu bringt, auf ihr langes Leben zurückzublicken. Vor allem eine Zeit, die sie als junge Frau Anfang der 1940er Jahre im Theater Lily Playhouse in Manhattan verbringt, hat sie geprägt. Das Theater gehört ihrer Tante Peg, die dort für ein örtliches Publikum ein wenig gewinnbringendes Unterhaltungsprogramm mit Gesang, Schauspiel und Tanz anbietet. Die Produktion „City of Girls“, die dem Buch seinen Titel gibt, erlangt dabei besondere Aufmerksamkeit. Die Idee, die Geschichte als Antwort von Vivian an die Absenderin zu gestalten ist gut, aber die Ausgestaltung des Briefs mit über hunderte von Seiten ist eher unrealistisch.

Vivian ist in einer Unternehmerfamilie in einer Kleinstadt im Süden aufgewachsen. Unentschlossen darüber, welchen Beruf sie ergreifen soll, wird sie schließlich von ihren Eltern zu ihrer Tante geschickt. Mit im Gepäck ist ihre Nähmaschine, denn von ihrer Großmutter hat sie Schneidern gelernt. Ihr Hobby wird ihr später sehr nützlich sein. Doch zuerst genießt sie das unabhängige Leben in der Metropole und an der Seite ihrer neuen Freundin, der Revuetänzerin Celia, stürzt sie sich ins Nachtleben.

Es ist kurzweilig, die Entwicklung von Vivian zu verfolgen. Sie ist in gutsituierten Familienverhältnissen aufgewachsen. Ihre Eltern sind von ihr oft enttäuscht, denn sie nimmt die gebotenen Möglichkeiten, ihre Zukunft zu gestalten, nicht an. In New York genießt sie ihre Freiheit und lotet ihre Grenzen aus. Schritt für Schritt lässt sie sich immer tiefer in die Verführungen des Nachtlebens hineinziehen, bis es zu einem jähen Erwachen kommt, das aber letztlich wegweisend für sie ist. Bis in die Nebenfiguren hinein gestaltet die Autorin ihre Figuren abwechslungsreich und lebensnah.

Es glitzert und prickelt in diesem Roman und fasst könnte man dabei vergessen, dass der Zweite Weltkrieg gerade begonnen hat. Elizabeth Gilbert schildert Liebeständeleien voller Genuss und Sinnlichkeit, stellt dem aber auch eine dunkle Seite der Lustsuchenden gegenüber. Sie zeigt ebenfalls Liebe ohne Grenzen, die damals im Geheimen ausgeübt wurde.

Gespannt wartete ich darauf, dass Vivian das Geheimnis lüftet, das die Absenderin in der Anfangsszene zum Schreiben des Briefs veranlasste. Die sehr detaillierten Schilderungen der Inszenierungen des Theaters zu Beginn der 1940er Jahre führten zu einiger Länge im Mittelteil. Es fordert die Geduld des Lesers bis sich in Vivians Leben eine Richtungsänderung ergibt.

Der Roman „City of Girls“ von Elizabeth Gilbert ist trotz einiger Längen und bedrückender Szenenelemente eine amüsante und unterhaltsame Lektüre, die den Leser mitnimmt in das Theater- und Nachtleben New Yorks in den ersten Jahren der 1940er. 


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