Im Thriller „Marta schläft“ von Romy Hausmann steht Nadja,
die seit einigen Jahren in einer großen Anwaltskanzlei in Berlin arbeitet, im
Mittelpunkt der Geschehnisse. Sie ist in einem Wohnblock in Polen ohne Vater
aufgewachsen, ihre Mutter Marta verdiente gerade genug, damit sie die Miete
bezahlen und genug zu essen für sich und ihre beiden Kinder kaufen konnte. Für
Nadja brach ihre Welt an dem Tag zusammen, als sie glaubte, dass Marta
schlafen würde, sie jedoch tatsächlich verstorben war. Inzwischen lebt sie
zurückgezogen in Berlin. Als eine ihrer Freundinnen sie um ihre Mithilfe
bittet, um eine Straftat zu vertuschen, erklärt sie sich dazu bereit.
Die Geschichte spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, einerseits
im heutigen Berlin und andererseits schwenkt sie zu Ereignissen, die sich vor
sechs Jahren zugetragen haben, darin ist die junge Gastwirtstocher Nelly die Hauptfigur. Obwohl die Erzählungen zunächst nichts miteinander verbindet,
verknüpfen sie sich später durch die handelnden Personen. Unterbrochen werden
die Handlungsstränge von Briefen, deren Absender und Empfänger zunächst
unbekannt bleiben.
Wie bereits bei ihrem Thriller-Debüt blickt Romy Hausmann
auch diesmal wieder tief in die Abgründe der Psyche ihrer Figuren, die
bisweilen unerwartet reagieren und die nach außen hin, anderen Personen
gegenüber, ganz andere Eigenschaften zeigen, meist positiv besetzt. Die Autorin
versieht ihre Figuren mit einer bewegten Vergangenheit durch die sie, vom Leben
gezeichnet, Macken und Kanten aufweisen. Das ist überaus faszinierend, aber ich
fand es diesmal nicht ganz so glaubhaft wie in „Liebes Kind“.
Von Beginn an ist es schwierig, zwischen Opfer und
Schuldigen zu unterscheiden und das ist auch die Absicht der Autorin. Dadurch
bleibt der Thriller immer auf einem spannenden Level, der auf neue
Entwicklungen hoffen lässt und damit nicht enttäuscht.
Zurück bleibt die Frage, ob Strafe von Schuld befreien kann
oder den Täter ein Leben lang begleiten wird. Der Thriller „Marta schläft“ von
Romy Hausmann stimmt darüber nachdenklich und ist erschreckend aufgrund der
geschilderten fiktiven Taten zu denen Menschen möglicherweise fähig sind. Gerne
empfehle ich das Buch an alle Thrillerfans weiter.