Lydia und Freddie sind verlobt und möchten im nächsten Jahr
heiraten, die Planungen dazu sind bereits angelaufen. Doch am späten Nachmittag
ihres Geburtstags im März 2018 steht die Zeit für Lydia still als sie vom
Verkehrsunfall ihres Freunds erfährt, der an den Folgen seiner Verletzungen
verstirbt. Seine letzten Worte an sie, so unwichtig und nebensächlich sie auch
sind, bleiben ihr im Gedächtnis, sie sehnt sich nach seiner Nähe und will über
Wochen und Monate nicht das Unabänderliche akzeptieren.
Im Roman „Zwei in einem Herzen“ schildert die britische
Autorin Josie Silver wie Lydia sich ihre eigene Traumwelt schafft, in der
Freddie lebendig ist und sie gemeinsam in die geplante Zukunft gehen. Fortan
lebt Lydia im Schlaf in ihrer Fantasiewelt, in der sich die Handlungen
unabhängig von der Realität, aber kontinuierlich weiterentwickeln. Allerdings
stellt Lydia bald fest, dass sie die geträumte Welt nicht mit ihren Gedanken
leiten kann und diese auch nicht frei ist von Kummer und Sorgen.
Die Autorin schreibt über eine besondere Form der Trauerbewältigung.
Es verdeutlicht, dass jeder seinen eigenen Weg dazu finden muss, den erlittenen
Verlust zu verarbeiten. Lydia klammert sich fest an ihrem bisherigen Leben an
der Seite von Freddie. Gerade weil sie glaubt, alle Facetten von ihm zu kennen
ist es umso schwieriger für sie, sich auf neue Freundschaften und Bekannte
einzulassen und Vertrauen aufzubauen. Jonah, der gemeinsame Freund des Paars,
der bei dem Unfall auf dem Beifahrersitz saß, verarbeitet den Verlust des
Freunds auf eine andere Weise und streckt Lydia sinnbildlich eine hilfreiche
Hand entgegen. Doch um bereit zu sein, Hilfe anzunehmen, muss sie gleichzeitig
wieder bereit sein, sich auf die Realität einzulassen und zu lernen, dass es
ohne Freddie Möglichkeiten für sie gibt, die sie an seiner Seite vermutlich
nicht gehabt hätte.
Josie Silver räumt der Trauerphase in ihrem Roman einen
breiten Raum ein, währenddessen die Romantik zurücksteht. Leider führte dieses
Vorgehen zu leichten Längen. Die Autorin schreibt mit viel Gefühl, berührend
und trotz der anhaltenden Melancholie der Protagonistin ist stellenweise ein
heiterer Unterton vorhanden. Den Rückzug in eine Traumwelt fand ich eine
freundliche Idee, doch ich halte es für mystisch, dass beim Träumen mit
Unterbrechungen und der Wiederaufnahme an weiteren Tagen eine so wie
beschrieben durchgehende Handlung möglich ist.
Im Roman „Zwei in einem Herzen“ beschreibt Josie Silver die
besondere Form einer Trauerverarbeitung ihrer Protagonistin Lydia, die mit dem
plötzlichen Tod ihres Verlobten konfrontiert ist. Wer nach einer emotional
erzählten Geschichte über Liebe, Verlust und den Weg, sich auf neue Beziehungen
einzulassen sucht, dem empfehle ich gerne das Buch.