Freitag, 24. Juli 2020

Rezension: Das Gartenzimmer von Andreas Schäfer



Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Das Gartenzimmer
Autor: Andreas Schäfer
Erscheinungsdatum: 21.07.2020
Verlag: Dumont Buchverlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Leseband
ISBN: 9783832183905
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„Das Gartenzimmer“ im gleichnamigen Roman von Andreas Schäfer liegt in der fiktiven Villa Rosen am Rande des Grunewalds. Es ist das erste Gebäude, das die in der Erzählung fiktive Figur des noch jungen, ländlich aufgewachsenen und später weltbekannten Architekten Max Taubert im Jahr 1909 entworfen hat. Das Ehepaar Rosen wünscht sich ein Landhaus zur dauerhaften Bewohnung, doch der Idee von Max folgend entsteht ein gegen den Trend der Zeit schnörkelloses Gebäude, das von der Hangseite aus gesehen an die Form eines Schiffs erinnert.

Max hat bereits als Junge in der Werkstatt des Vaters an Klötzen geschreinert, die er gerne vor seinem Auge in die Umgebung eingegliedert hat. Fast hundert Jahre nach seinen Bemühungen steht Luis Lekebusch, der Sohn der aktuellen Besitzer, als stiller unbemerkter Zuhörer vor dem Haus und lauscht auf die eindeutigen Geräusche seines Vaters mit einem anwesenden weiblichen Gast im Zimmer über ihm. Für die Familie Lekebusch wird der Tag von besonderer Bedeutung sein, weil er vieles im Leben der Familienmitglieder verändert. Doch im Innern des Hauses haben sich im Laufe der Zeit seit seiner Erbauung viele bemerkenswerte Geschehnisse mit weitreichenden Folgen ereignet. Und auch wenn es über einige Jahre leer gestanden hat und erst durch die Lekebuschs wiederentdeckt wurde, streckt sich mit unheimlicher Macht seine frühere Bedeutung bis in die Gegenwart. Das Gartenzimmer wird dabei zwischenzeitlich sogar zum Politikum.

Der Aufbau des Romans lässt sich ein wenig mit dem des Hauses vergleichen: Andreas Schäfer schreibt ruhig und klar auf zwei Zeitebenen, die er gegeneinander versetzt wie die beiden Ebenen des Gebäudes. Wie an Bord eines Schiffes lauern auf die Hauptfiguren so manche Gefahren. Seine Charaktere beschreibt der Autor detailliert, mit unterschiedlichen Ansichten über das Haus, die manchmal konträr zueinanderstehen und zu Konflikten führen. Durch die Nebenfiguren bindet der Autor die zur jeweiligen Zeit passenden aktuellen Themen mit ein und zeigt dadurch einen Wandel in Kunst, Politik und Konventionen. Er hat von Anfang verstanden, mich mit der Begeisterung des Architekten für sein Werk und der Bewunderung des Ehepaars Rosen für ihr Heim zu umgarnen, mich weiter mit der Zweckentfremdung des Gartenzimmers im Zweiten Weltkrieg zu verstören und mich schließlich mit der Renovierung durch das Ehepaar Lekebusch zu versöhnen.

Der Roman „Das Gartenzimmer“ von Andreas Schäfer ist thematisch ungewöhnlich und bietet bewegende und berührende Unterhaltung. Die geschilderten Ereignisse im und um das Haus und seiner Nutzer bleiben in Erinnerung. Gerne vergebe ich hierzu eine uneingeschränkte Leseempfehlung.


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