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Montag, 31. August 2020

Rezension: Aus allen Wolken fällt man auch mal weich von Valerie Korte

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Aus allen Wolken fällt man auch mal weich
Autorin: Valerie Korte
Erscheinungsdatum: 28.08.2020
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9783404180592

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Der Roman „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist das Debüt der in Köln lebenden Autorin Valerie Korte. Bei allen Höhen und Tiefen, die die Protagonistin Julia Brass in der Geschichte durchläuft, habe ich darauf gehofft, dass der Titel hält was er verspricht und die Erzählung zu einem guten Ende führt, wie es typisch für eine RomCom ist. Das Cover lädt dazu ein, Platz zu nehmen und es sich beim Lesen gemütlich zu machen. Der Einladung bin ich gerne gefolgt.

Julia ist erfolgreiche Unternehmerin und Influencerin. Im lässigen Style präsentiert sie ihre Armband-Kollektion auf Instagram, die sie entsprechend ihrem Alltag im Loft, an der Seite ihres gutaussehenden Ehemanns und ihrer fünfjährigen elfengleichen Tochter inszeniert. Leider ist davon eigentlich nur ihr Schmuck real. Seit der Trennung von ihrem Ex lebt sie mit ihrer Tochter Fee in einem kleinen Souterrain, immerhin mit Sitzgelegenheit im Hinterhof. Von hier hat sie die beste Aussicht auf das Nachbarhaus, in dem ein Bildhauer seine Werke schafft. Durch Zufall lernen sie sich kennen, doch eines Tages ist die Wohnung gegenüber leer, ihr Ex stellt Forderungen an Julia und der Absatz ihrer Kollektion stagniert. Julia benötigt kreative Ideen, um weiterhin ihren Lebensunterhalt mit ihrer Tochter finanzieren zu können.

Als Buchbloggerin mit Insta-Account fand ich das Thema des Romans besonders ansprechend. Valerie Korte war selbst Social-Media Managerin. Beim Lesen spürt man, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Ihre Postings sind denen nachempfunden, die auf Instagram zu lesen sind und realistisch. Dabei geht sie noch darüber hinaus und ließ mich als Leserin auch an dem teilhaben, was zwischen den Zeilen beim Posten nicht zu lesen ist und offenlegt, was Julia tatsächlich beim Erstellen des Posts empfindet. Das macht einen Teil dessen aus, was den Roman vielfach amüsant sein lässt. Dennoch ist die Erzählung nicht seicht, sondern beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Problem, dass man als Influencer ständig in der Öffentlichkeit steht und dadurch glaubt, ein gewisses Bild aufrecht erhalten zu müssen, weil sonst ein Absprung der Follower droht und damit die Verkaufszahlen zurück gehen. In sehr kurzer Zeit droht die Geldnot.

Natürlich geht es in dieser RomCom auch um die große Liebe, die ebenfalls mit Julias Bild in der Öffentlichkeit verbunden ist. Die Schwierigkeit besteht darin, die fiktive Onlinewelt mit der Realität zu verknüpfen. Dabei stellt sich die Frage, wie viel Wahrheit der geliebte Mensch verträgt. Für Julia gibt es keine einfache Antwort darauf, für sie wird die Angelegenheit knifflig. Sie gerät in unangenehme Situationen, für die Valerie Korte immer wieder ideenreiche Lösungen findet.

„Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ ist ein heiter bis wolkiger Roman im locker-leichten Schreibstil mit sympathischen, aber auch einigen weniger angenehmen sowie undurchschaubaren Charakteren der für unterhaltsame Lesestunden sorgt. Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.


Sonntag, 30. August 2020

Rezension: Und auf einmal diese Stille von Garrett M. Graff

 

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Und auf einmal diese Stille
Autor: Garrett M. Graff
Übersetzerin: Philipp Albers und Hannes Meyer
Broschiert: 537 Seiten
Erschienen am 17. August 2020
Verlag: suhrkamp Taschenbuch

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Der 11. September 2001 ist ein Tag, an den sich fast jeder, der damals schon auf der Welt war, erinnern kann. Ich selbst war 10 Jahre alt und hörte im Radio auf dem Heimweg von der Schule von einem Anschlag auf das World Trade Center in New York. Als die Türme einstürzten, hatten wir zu Hause gerade den Fernseher angeschaltet. Wie aber haben Menschen den Tag erlebt, die von den Anschlägen unmittelbar betroffen waren?

Garrett M. Graff hat unzählige Augenzeugenberichte und Aufzeichnungen aus Oral-History-Projekten gesichtet und diese um zahlreiche eigene Interviews ergänzt. Daraus ist dieses Buch entstanden, dass den Leser detailliert durch den Tag führt und an viele unterschiedliche Orte des Geschehens mitnimmt. Die Flugzeugentführungen werden rekapituliert und durch Tonaufzeichnungen sowie Erinnerungen der Personen, mit denen die Passagiere telefoniert haben, erhält man einen Eindruck, was an Bord passiert ist. Überlebende, die insbesondere aus den höheren Etagen des World Trade Center fliehen konnten, kommen zu Wort und berichten von den Einschlägen und ihrem Weg ins Freie. Feuerwehrleute nehmen den umgekehrten Weg, um weitere Menschen zu retten, viele von ihnen kommen beim Einsturz der Türme ums Leben.

Das Buch ist eine bedrückende Lektüre. Die Überlebenden berichten von den grauenhaften Dingen, die sie gesehen und erlebt haben. Gleichzeitig gibt es auch viele beeindruckende Geschichten über Zivilisten und Helfer von Feuerwehr und Polizei, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens anderen geholfen und sie damit gerettet haben. Gleichzeitig begreift man, wie unübersichtlich die Lage vor Ort war. Viele wussten nicht, was überhaupt geschehen war und nur wenige rechneten damit, dass die Türme wirklich einstürzen könnten.

Das Buch blickt aber nicht nur auf die Ereignisse rund um das World Trade Center, sondern berichtet auch vom Geschehen in Washington D.C. und dem angrenzend liegenden Pentagon, wo das dritte Flugzeug einschlug. Die vierte Flugzeugentführung wird ebenfalls thematisiert. Zudem erfährt man einiges über die Handlungen und Entscheidungen der Politik, des Militärs und der Geheimdienste. Der Tag von George W. Bush wird ausführlich geschildert, und auch die Erinnerungen des damaligen Verteidigungsminister Rumsfeld sowie der damaligen Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und ihrer Mitarbeiter sind abgedruckt.

In Summe erhält man eine bewegende und emotionale Chronik des 9. September 2001, in der zahlreiche persönliche Erinnerungen ihren Platz gefunden haben und gleichzeitig eine verständliche Einordnung ins Gesamtgeschehen stattfindet. „Und auf einmal diese Stille“ ist ein gelungener Beitrag dazu, die schlimmen Ereignisse ebenso wie die kleinen und großen Heldentaten an diesem Tag nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch zukünftigen Generationen ein Nachvollziehen zu ermöglichen.

Samstag, 29. August 2020

Rezension: Zugvögel von Charlotte McConaghy


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Zugvögel
Autorin: Charlotte McConaghy
Übersetzerin: Tanja Handels
Erscheinungsdatum: 26.08.2020
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
ISBN: 9783103974706
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Der Roman „Zugvögel“ der Australierin Charlotte McConaghy ist eine Dystopie und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Tiere mit Ausnahme von Haustieren fast ausgestorben sind. Die Autorin ist eine erfolgreiche Fantasyautorin, mit diesem Buch legt sie ihr literarisches Debüt vor.

Die 34-jährige Franny hat in ihrem Leben manchen Schicksalsschlag verkraften müssen. Das Meer hat sie immer geliebt und den Nervenkitzel, den potentielle Gefahr mit sich bringt. Jetzt ist sie nach Grönland gefahren, um von dort aus den letzten Küstenseeschwalben nach Süden zu folgen. Dazu hat sie drei Vögel einer dortigen Kolonie mit einem Peilsender ausgestattet. Hochseefischerei steht kurz vor dem endgültigen Verbot, doch in der ostgrönländischen Stadt Tasiilaq gelingt es ihr, den Kapitän eines Fischerboots davon zu überzeugen, sie mitzunehmen unter dem Verweis, dass die Seeschwalben letzte Heringsschwärme auffinden werden.

Frannys Motiv, den Zugvögeln zu folgen, ist ihr selbst nicht wirklich klar. Indem sie sich um die Fahrt auf einem Fischerboot bewirbt setzt sie sich über ihre eigenen Überzeugungen hinweg, denn ihr liegt der Artenschutz am Herzen, dem die Überfischung der Meere entgegensteht. Die Mitglieder der Crew sind unverwechselbare Charaktere, an ihrer Seite wird die Reise zum Abenteuer. Ihre bewegte Vergangenheit begleitet Franny an Bord und lässt sie auch dort nicht ruhen. Immer wieder gleiten ihre Gedanken zu bestimmten bewegenden Ereignissen in ihrem Leben.

Charlotte McConaghy lässt die Protagonistin ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen. Bereits auf der ersten Seite deutet sie die Ruhelosigkeit von Franny an, die immer wieder zu Abschieden und Neuanfängen führt. Für ein Erlebnis in diesem Zusammenhang, dass sich ereignete als sie zehn Jahre alt war, gibt sie sich die Schuld, weil sie glaubt, dass sie dadurch den Kontakt zu ihrer Mutter verloren hat. Dennoch ist sie weiterhin rastlos. Die Autorin findet Worte voller Klarheit, teils poetisch, um das Geschehen auszudrücken.

Obwohl ein Teil des Romans auf begrenztem Raum an Bord des Boots mitten im Ozean spielt, sorgen die ungewöhnlichen Figuren, deren Lebensgeschichte sich für mich mit und mit durch die Gespräche Frannys mit den Crewmitgliedern erschloss, für Abwechslung. Charlotte McConaghy beschreibt die täglich anfallenden Tätigkeiten auf dem Fischerboot, bei denen auch Frannys Mithilfe von Anfang an gefordert wird und ließ mich dabei die Kraft des Meeres beim Wellengang und die Unabdingbarkeit von Teamarbeit beim Verrichten der schweren Arbeit durch ihren Sprachstil förmlich spüren.

Die Autorin thematisiert den Klimawandel auf eine ganz eigene Weise, die fesselnd ist, atmosphärisch dicht, die mich mitleiden ließ und neugierig machte auf die in der Vergangenheit der Protagonistin verborgenen Geheimnisse, so dass sich ein schneller Fluss des Lesens ergab.

Franny begleitet dank ihrer starken Willenskraft im Roman „Zugvögel“ von Charlotte McConaghy Küstenseeschwalben auf der längsten Reise ihres Lebens. Die Fahrt auf dem Hochseefischerboot steht symbolisch auch für das Leben der Protagonisten mit vielen Höhen und Tiefen. Gerne empfehle ich diese bewegende, intensive Geschichte, die in Erinnerung bleibt, weiter.


Freitag, 28. August 2020

Rezension: Kalmann von Joachim B. Schmidt

 

 

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Kalmann
Autor: Joachim B. Schmidt
Hardcover: 352 Seiten
Erschienen am 26. August 2020
Verlag: Diogenes

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Im hohen Nordosten Islands befindet sich das Dorf Raufarhövn. In dem ehemaligen Fischerdorf leben inzwischen nur noch wenige Menschen. Einer von ihnen ist Kalmann. Er macht den zweitbesten Gammelhai nach seinem Großvater, der inzwischen im Pflegeheim lebt. Zu Kalmanns Standard-Ausrüstung gehören Cowboyhut, Sherrifstern und eine alte Mauser - drei Dinge, die ihm sein amerikanischer Vater bei seinem einzigen Besuch überlassen hat. Eines Tages entdeckt Kalmann während der Jagd auf einen Polarfuchs eine große Blutlache. Damit fangen die Probleme an. Denn Róbert McKenzie, der Quotenkönig des Dorfes, ist verschwunden.

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive Kalmanns geschrieben. Er ist dreiunddreißig Jahre alt und hat sein ganzes Leben in Raufarhövn verbracht. In der Schule war er immer der schlechteste und einige Leute behaupten, dass die Räder in seinem Kopf rückwärts laufen. Sein Großvater, mit dem er lange unter einem Dach lebte, hat ihm jedoch viele wichtige grundlegende Dinge beigebracht, ist mit ihm auf die Jagd gegangen und mit dem Boot aufs Meer gefahren. Er hat Kalmann immer darin bestärkt, dass mit ihm schon alles in Ordnung sei.

Kalmanns Schilderungen und vor allem sein Verhalten deuten auf eine geistige Behinderung hin, die in ihrer Natur nicht näher erläutert wird. Wenn er die Kontrolle verliert, neigt er zu Gewaltausbrüchen, die sich vor allem gegen ihn selbst, manchmal aber auch eher versehentlich gegen andere richten. Seine Gedanken sind einfach gestrickt und pragmatisch, manchmal auch ein wenig philosophisch. Frauen werden von ihm allerdings auf ihr Aussehen und die potenzielle Fähigkeit, mit ihm Kinder zu zeugen, reduziert. Die Lektion in Emanzipation hat sein Großvater wohl übersprungen.

Als Kalmann eine große Blutlache in der Nähe des Artic Henge entdeckt, einem noch unvollendeten Steinkreis, der zur Touristenattraktion werden soll, geraten einige Dinge in Bewegung. Die Polizistin Birna kommt ins Dorf, um die Ermittlungen im Vermisstenfall Róbert McKenzie aufzunehmen, und das Blut ist der einzige Anhaltspunkt. Kalmanns Überlegungen, ob ein Eisbär Róbert gefressen hat, kommen ihr höchst ungelegen, da sie Suchtrupps losschicken will. Schließlich kommt es zu weiteren Vorfällen, bei denen zunächst nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang gibt.

Die atmosphärischen Schilderungen des Lebens inmitten der rauen Natur haben mich in die Geschichte eintauchen lassen. Der Autor lebt selbst seit einigen Jahren in Island und hat das Lebensgefühl im kleinen Raufarhövn gelungen eingefangen. Durch die Ermittlungen ist im Dorf so viel Trubel wie lange nicht mehr. Zum Ende hin gibt es noch mal einige Twists - manche sah ich kommen, andere konnten mich überraschen.

„Kalmann“ wird von vielen als einfältiger und harmloser Dorftrottel abgestempelt. Ihn beschäftigt allerdings so einiges, wie der Leser dank der Ich-Perspektive des Romans schnell feststellen kann. Kalmann ist ein spezieller, ungewöhnlicher Protagonist, den ich aber nicht sonderlich sympathisch fand. Das muss man auch nicht, um die Atmosphäre Islands zu genießen und im Vermisstenfall mitzurätseln. Ein Roman für alle, die Lust auf eine ganz besondere Reise in einen abgelegenen Zipfel Islands haben!

Mittwoch, 26. August 2020

Rezension: Zugvögel von Charlotte McConaghy

 

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Zugvögel
Autorin: Charlotte McConaghy
Übersetzerin: Tanja Handels
Hardcover: 400 Seiten
Erschienen am 26. August 2020
Verlag: S: FISCHER

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Franny lebt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in welcher so gut wie keine größeren Tiere mehr in freier Natur leben. In Grönland findet sie einige der letzten Küstenseeschwalben und stattet drei von ihnen mit einem Peilsender aus. Sie sind die Vögel mit der längsten Zugstrecke, denn jedes Jahr fliegen sie von der Nord- in die Südpolarregion und zurück. Weil es im Meer kaum noch Fische gibt, wird es jedoch ihr letzter Flug sein, und Franny ist wild entschlossen, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Es gelingt ihr, Ennis Malone, den Kapitän des Fischerbootes „Saghani“, von ihrem Plan zu überzeugen. Die Signale der Peilsender sind ihr einziger Anhaltspunkt auf der gefährlichen Reise gen Süden...

Das Buch nimmt den Leser mit ins eisige Grönland, wo es der Protagonistin Franny unter Einsatz all ihrer Kräfte gelungen ist, drei ihrer geliebten Küstenseeschwalben mit Peilsendern auszustatten. Nun steht sie jedoch vor dem nächsten Problem: Sie hat kein Geld, keine Ausrüstung und erst recht kein Schiff, um ihnen auf ihrem Weg in den Süden zu folgen. Die „Saghani“ ist ihre letzte Chance und es kostet Franny einiges an Einsatz und Überredungskunst, um überhaupt aufs Schiff zu gelangen.

Es wird hier eine Zukunft dargestellt, in der das Artensterben weit vorangeschritten ist und die sich gleichzeitig nicht so weit entfernt anfühlt. Die meisten Säugetiere sind ausgestorben, und auch Vögel und Fische gibt es nur noch wenige. Fischer werden deshalb von den meisten Menschen verachtet und weil sie fast nichts mehr fangen lohnt sich der Beruf auch finanziell nicht mehr. Doch Franny braucht ein Boot, auch wenn das heißt, dass sie die Fische fangen werden, zu denen die Vögel sie führen.

Ennis Malone und die anderen Mitglieder der Besatzung lernt man mit der Zeit besser kennen. Sie alle haben schon einiges mitgemacht im Leben und wuchsen mir zunehmend ans Herz. Es erfolgt eine einfühlsame Auseinandersetzung mit der Frage, was einen Menschen in solch einer Welt noch immer zum Fischen aufs Meer hinauszieht.

Auch über Frannys Vergangenheit erfährt man stückweise mehr. Sie hat ihre Kindheit in Irland und Australien verbracht und zuletzt mit ihrem Mann Niall in der Nähe von Galway gelebt. Ihr Wesen wird von Rastlosigkeit geprägt und ihr häufiges Schlafwandeln war schon immer eine gefährliche Sache. An viele Ereignisse ihrer Kindheit und der letzten Jahre denkt sie nicht gern zurück, sodass man als Leser gespannt darauf wartet, ihre Geheimnisse zu erfahren. Die Andeutungen machen klar, dass hier Dinge vorgefallen sind, die nicht leicht zu verdauen sein werden.

Bei der Fahrt übers Meer muss sich die Besatzung der „Saghani“ so mancher gefährlichen Situation stellen. Charlotte McConaghy ist eine aufregende Form des „Nature Writings“ gelungen, bei der ich tief eingetaucht bin und mitgefiebert habe. Die dystopischen Schilderungen machen das Buch zu einem Appell, die Erde zu schützen und das Artensterben zu verhindern. Atmosphärisches Erzählen trifft hier auf vielschichtige Charaktere, deren emotionale Offenbarungen im Laufe der Geschichte mich berührt haben. Mir hat „Zugvögel“ ausgesprochen gut gefallen, sodass ich eine klare Leseempfehlung gebe!