Mittwoch, 12. August 2020

Rezension: Die Dirigentin von Maria Peters

 

Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Dirigentin
Autorin: Maria Peters
Übersetzer aus dem Niederländischen: Stefan Wieczorek
Erscheinungsdatum: 05.08.2020
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783455009606
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Wilhelmina Wolthuis, kurz Willy, ist 24 Jahre alt und arbeitet neben ihrem täglichen Bürojob im Jahr 1926 als Platzanweiserin in der Konzerthalle in New York. Ihren Lohn aus beiden Jobs muss die junge Frau, die noch bei ihren Eltern wohnt, zu Hause abgeben. Doch sie ist genügsam, denn ihr Leben ist die Musik und ihr ganzer Stolz ist ein Klavier, das ihr Vater, der bei einem Entsorgungsunternehmen beschäftigt ist, beim Müll gefunden und ihr zum zehnten Geburtstag geschenkt hat. In der kleinen Wohnung im Mehrfamilienhaus ist das Klavierspiel wegen der Nachbarn schwierig, doch sie wendet ihre gesamte Freizeit dafür auf, denn sie wünscht sich nichts mehr, als eines Tages ein Orchester zu dirigieren. Der Weg ist nicht nur schwer, weil sie aus einfachen Verhältnissen kommt, sondern vor allem, weil sie eine Frau ist. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist getrübt und als sie eines Tages erfährt, dass sie adoptiert ist, gelingt es ihr, sich vom Elternhaus zu lösen und einzig ihrem Traum nachzugehen. Dafür ist sie bereit, Opfer zu bringen, die darin bestehen, auf viele Dinge des Konsums, aber auch auf eine feste Partnerschaft zu verzichten.

Maria Peters schreibt in ihrem Roman „Die Dirigentin“ über die historische Figur der Antonia Brico, die als Willy Wolthuis heranwächst, und ihren steinigen Weg, der sie zur ersten Dirigentin eines Orchesters von Weltruf macht. Für ihre Erzählung hat sie eine weniger bekannte Persönlichkeit gewählt, die mir vorher nicht präsent war. Bei ihrer Geschichte hat die Autorin sich einige künstlerische Freiheiten in Bezug auf die Fakten genommen, was zu einer abwechslungsreicheren Unterhaltung führt. In den einzelnen Kapiteln wechselt sie die Protagonisten, so dass auch zwei Freunde von ihr zu Wort kommen. Auch die Lebenswege von Frank und Robin sind interessant. Ihre Perspektive bietet nochmal einen anderen Blickwinkel auf die Karriere von Antonia und die Wirkung ihres Engagements auf ihr Umfeld. Durch sie bezieht die Autorin auch weitere, in den 1920ern und 1930er aktuelle Themen mit ein.

Wie besonders ihr Lebensweg war zeigt auch eine heutige Sicht auf die Musikwelt, in der Dirigentinnen bedeutender Orchester nach wie vor unterrepräsentiert sind. Lange war es ihnen sogar vielerorts verboten, bei ihren Auftritten Hosen zu tragen. Vor dem Schreiben ihres Romans hat Maria Peters bereits einen Film über Antonia Brico gedreht. Es gelingt ihr nun auch in schriftlicher Form, das Leben von Antonia wirklichkeitsnah darzustellen. Als Leserin war ich den Gedankengängen der Protagonistin als Ich-Erzählerin mit all ihren Zweifeln und Ängsten ganz nah. Obwohl die Autorin eine historische Figur beschreibt, deren Lebensweg sich in den Medien nachlesen lässt, konnte sie mich durch die fiktionalen Elemente ihres Romans immer wieder überraschen

„Die Dirigentin“ von Maria Peters ein Buch über eine junge Frau, die für ihren Lebenstraum in einer von Männern beherrschten Domäne kämpft. Auch wenn sie manches Mal in ihren Szenen einiges Klischee einbringt, so ist dieser Kunstgriff der Autorin auch der Darstellung geschuldet, die auftretenden Probleme auf dem Weg der Antonia Brico herauszustellen. Gerne empfehle ich den Roman weiter.


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