Sonntag, 16. August 2020

Rezension: Tage des Aufbruchs von Karin Seemayer

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Tage des Aufbruchs
Autorin: Karin Seemayer
Erscheinungsdatum: 14.07.2020
Verlag: Tinte & Feder 
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch
ISBN: 9782496704068
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In ihrem Roman „Tage des Aufbruchs“ erzählt Karin Seemayer das Leben der Brasilianerin Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva, kurz Aninha oder auch Anita genannt, die später in Italien eingebürgert wurde. Ihre Eltern waren in Brasilien eingewanderte Portugiesen, ihr Vater, ein Gaucho, verstarb als sie 13 Jahre alt war, mit 14 Jahren wurde sie verheiratet.

1839, das ist vier Jahre nach ihrer Hochzeit, setzt die Erzählung ein. Aninah ist inzwischen 18 Jahre alt und lebt allein in Laguna im Haus ihres Ehemanns, der sie vor zwei Jahren verlassen hat, um sich der kaiserlichen Armee anzuschließen. Sie führt ein zurückgezogenes, recht unabhängiges Leben. Ein Onkel von ihr setzt sich vor Ort für eine liberale republikanische Regierung und die Abschaffung der Sklaverei ein, Aninah stellt sich politisch auf seine Seite. Als sie bei einem geheimen Treffen der Rebellen den italienischen Widerstandskämpfer Guiseppe Garibaldi trifft, vergisst sie bald in Bezug auf ihre Ehe ihren Anstand und steht ihm in jeder Lebenssituation zur Seite, was auch beinhaltet, dass sie mit ihm in den Kampf zieht.

Aninha ist unerschrocken, mutig und wenig auf Konventionen bedacht. Sie kämpft für ihre Ansichten mit Herz und Verstand. Schnell wurde sie mir sympathisch. Karin Seemayer füllt die vorliegenden Fakten mit so viel Leben aus, dass ich mir die beschriebenen Situationen sehr gut vorstellen konnte und die Handlungen lebendig wirkten. Die Autorin hat mit viel Liebe zu einzelnen Details die damalige Zeit heraufbeschworen und Aninhas Weg an der Seite der Rebellen nachvollziehbar ausgestaltet.

Auch bei Aninhas späteren längeren Aufenthalten in Uruguay und Italien, die verbunden waren mit der Geburt ihrer Kinder zeigt Karin Seemayer ihre Protagonistin, die inzwischen mit Giuseppe verheiratet ist, als unverdrossen weiterkämpfend für ihre Ideale. Die historischen Daten hat die Autorin bestens recherchiert. Sie versteht es, immer wieder Spannung aufzubauen und Kämpfe mitreißend zu schildern. Glücklicherweise konnte ich die biografischen Daten von Aninha nachlesen, so dass ich beim Lesen bis zuletzt nicht um ihr Leben fürchten musste. Dennoch werden reale und fiktive Personen in der Geschichte nicht verschont. Karin Seemayer bindet geschickt Informationen über Kultur und Politik der jeweiligen Länder in ihre Erzählung ein. Sensibel beschreibt sie auch die möglicherweise manchmal widerstreitenden Gefühle Aninhas, die Frauen beobachtet, die näheren Kontakt zu ihrem als allgemein gutaussehend geltender Ehemann haben.

In ihrem Roman „Tage des Aufbruchs“ schildert Karin Seemayer das faszinierende und bewegende Leben der Aninha beziehungsweise Anita Garibaldi von 1839 bis zu ihrem Tod 1849, die wie so viele ihrer Zeit unermüdlich für den Traum von Freiheit und Gerechtigkeit kämpfte. Die Autorin lässt Zeit und Figuren so lebendig wirken, als wäre man als Leser selbst dabei. Gerne vergebe ich hierfür eine Leseempfehlung.


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