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Samstag, 29. August 2020

Rezension: Zugvögel von Charlotte McConaghy


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Zugvögel
Autorin: Charlotte McConaghy
Übersetzerin: Tanja Handels
Erscheinungsdatum: 26.08.2020
Verlag: S. Fischer (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Leseexemplar
ISBN: 9783103974706
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Der Roman „Zugvögel“ der Australierin Charlotte McConaghy ist eine Dystopie und spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Tiere mit Ausnahme von Haustieren fast ausgestorben sind. Die Autorin ist eine erfolgreiche Fantasyautorin, mit diesem Buch legt sie ihr literarisches Debüt vor.

Die 34-jährige Franny hat in ihrem Leben manchen Schicksalsschlag verkraften müssen. Das Meer hat sie immer geliebt und den Nervenkitzel, den potentielle Gefahr mit sich bringt. Jetzt ist sie nach Grönland gefahren, um von dort aus den letzten Küstenseeschwalben nach Süden zu folgen. Dazu hat sie drei Vögel einer dortigen Kolonie mit einem Peilsender ausgestattet. Hochseefischerei steht kurz vor dem endgültigen Verbot, doch in der ostgrönländischen Stadt Tasiilaq gelingt es ihr, den Kapitän eines Fischerboots davon zu überzeugen, sie mitzunehmen unter dem Verweis, dass die Seeschwalben letzte Heringsschwärme auffinden werden.

Frannys Motiv, den Zugvögeln zu folgen, ist ihr selbst nicht wirklich klar. Indem sie sich um die Fahrt auf einem Fischerboot bewirbt setzt sie sich über ihre eigenen Überzeugungen hinweg, denn ihr liegt der Artenschutz am Herzen, dem die Überfischung der Meere entgegensteht. Die Mitglieder der Crew sind unverwechselbare Charaktere, an ihrer Seite wird die Reise zum Abenteuer. Ihre bewegte Vergangenheit begleitet Franny an Bord und lässt sie auch dort nicht ruhen. Immer wieder gleiten ihre Gedanken zu bestimmten bewegenden Ereignissen in ihrem Leben.

Charlotte McConaghy lässt die Protagonistin ihre Geschichte in der Ich-Form erzählen. Bereits auf der ersten Seite deutet sie die Ruhelosigkeit von Franny an, die immer wieder zu Abschieden und Neuanfängen führt. Für ein Erlebnis in diesem Zusammenhang, dass sich ereignete als sie zehn Jahre alt war, gibt sie sich die Schuld, weil sie glaubt, dass sie dadurch den Kontakt zu ihrer Mutter verloren hat. Dennoch ist sie weiterhin rastlos. Die Autorin findet Worte voller Klarheit, teils poetisch, um das Geschehen auszudrücken.

Obwohl ein Teil des Romans auf begrenztem Raum an Bord des Boots mitten im Ozean spielt, sorgen die ungewöhnlichen Figuren, deren Lebensgeschichte sich für mich mit und mit durch die Gespräche Frannys mit den Crewmitgliedern erschloss, für Abwechslung. Charlotte McConaghy beschreibt die täglich anfallenden Tätigkeiten auf dem Fischerboot, bei denen auch Frannys Mithilfe von Anfang an gefordert wird und ließ mich dabei die Kraft des Meeres beim Wellengang und die Unabdingbarkeit von Teamarbeit beim Verrichten der schweren Arbeit durch ihren Sprachstil förmlich spüren.

Die Autorin thematisiert den Klimawandel auf eine ganz eigene Weise, die fesselnd ist, atmosphärisch dicht, die mich mitleiden ließ und neugierig machte auf die in der Vergangenheit der Protagonistin verborgenen Geheimnisse, so dass sich ein schneller Fluss des Lesens ergab.

Franny begleitet dank ihrer starken Willenskraft im Roman „Zugvögel“ von Charlotte McConaghy Küstenseeschwalben auf der längsten Reise ihres Lebens. Die Fahrt auf dem Hochseefischerboot steht symbolisch auch für das Leben der Protagonisten mit vielen Höhen und Tiefen. Gerne empfehle ich diese bewegende, intensive Geschichte, die in Erinnerung bleibt, weiter.