Montag, 21. September 2020

Rezension: Die Kinderbuchbrücke von Jella Lepman

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Die Kinderbuchbrücke
Autorin: Jella Lepman
Erscheinungsdatum: 09.09.2020
Verlag: Antje Kunstmann (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover
ISBN: 9783956143922

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Im Buch „Die Kinderbuchbrücke“ hat Jella Lepman ihre Erinnerungen an den Aufbau der Internationalen Jugendbibliothek in München, an dem sie maßgeblich beteiligt war, festgehalten. Zu ihrem 50. Todestag am 04.10.2020 ist eine Neuauflage in schöner Aufmachung im Verlag Antje Kunstmann erschienen.

Jella Lepman wurde 1891 in Stuttgart geboren. Bereits mit 31 Jahren verwitwete sie und blieb mit den beiden kleinen gemeinsamen Kindern zurück, die nun allein für den Unterhalt der kleinen Familie sorgen musste. Sie wurde die erste weibliche Redakteurin beim „Stuttgarter Neuen Tagblatt“, aber als Jüdin verlor sie im Herbst 1935 jede Möglichkeit der Mitarbeit. Ein Jahr später emigrierte sie mit ihren Kindern nach England, hier arbeitete sie in den nächsten Jahren journalistisch.

Nach dem Ende des Zeiten Weltkriegs erhielt sie eine Anfrage der US-Armee, im amerikanischen Hauptquartier in Bad Homburg als Beraterin „für die kulturellen und erzieherischen Belange der Frauen und Kinder“ zu arbeiten. Für Jella Lepman, deren Leben sich grundlegend wegen des Antisemitismus in Deutschland vor dem Krieg verändert hatte, standen bei ihrer Entscheidung für eine Zusage die Kinder im Vordergrund. Das Wort „Umerziehung“ stand im Raum und Jella Lepman erkannte, dass internationale Kinder- und Jugendbücher, die lange Zeit verboten waren, eine Möglichkeit sind, den deutschen Kindern die Welt außerhalb Deutschlands nahe zu bringen. Daher wollte sie eine „Bücherbrücke“ bauen. Ihre Memoiren setzen mit dem Beginn ihres Engagements in dieser Sache ein.

Es ist erstaunlich mit welcher Vehemenz, auch auf manchmal unkonventionelle Weise, sie ihr Ziel verfolgt hat. Immer wieder registriert sie, dass von den Erwachsenen die vergangenen Jahre einfach ignoriert werden. Aber sie ist überzeugt, dass sie durch ihre Arbeit zur Völkerverständigung beitragen und auf ihre Weise die Kinder zum Frieden erziehen kann. Dafür nimmt sie nie enden wollende Arbeitstage und beengte und kalte Räumlichkeiten in Kauf. Es ist eindrucksvoll davon zu lesen, mit welchen Personen sie Kontakt aufnahm und mit wem sie sich persönlich getroffen hat. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz konnte sie viele Menschen begeistern und sie dazu bringen, ihr Projekt zu unterstützen. Jella Lepman vergisst aber auch nicht die Widerstände und Rückschläge in ihre Erinnerungen einzuflechten.

Von der zunächst vorgesehenen Ausstellung 1946 im Haus der Kunst in München entwickelte sich schnell der Gedanke hin zu einer Kinder- und Jugendbuchbibliothek. Endlich war es am 14.09.1949 soweit, dass die Internationale Jugendbibliothek eröffnet werden konnte. Immer wieder gelang es ihr mit Hilfe ihres ständig wachsenden Teams, frische neue Einfälle umzusetzen. Beispielsweise wird das Erlernen von Sprachen ermöglicht und das Malen von Bildern, die Geschichten werden gespielt und neue erdacht. Jella Lepman erzählt mit einigen amüsanten Histörchen und über Ereignisse, von denen sie selbst tief bewegt wurde. Der Text ist mit vielen Fotos aus der damaligen Zeit versehen und wird eingeleitet mit einem Vorwort von Dr. Christiane Raabe, der heutigen Direktorin der Internationalen Jugendbibliothek, die darauf hinweist, dass die Worte Jella Lepmans im Kontext ihrer Zeit zu sehen sind.

Mir brachte das Buch nicht nur eine Person näher, die mir bisher nicht bekannt war, sondern öffnete mir auch den Fakt, dass die Internationale Jugendbibliothek heute als Archiv dient und weiterhin die Ziele Jella Lepmans verfolgt, mit den Kinder- und Jugendbüchern für Verständnis und Toleranz zwischen den Kulturen beizutragen. Gerne habe ich die Erinnerungen ihrer Gründerin gelesen und empfehle sie gerne weiter.


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