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Donnerstag, 29. Oktober 2020

Rezension: Und die Welt war jung von Carmen Korn

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Und die Welt war jung (Drei-Städte-Saga)
Autorin: Carmen Korn
Erscheinungsdatum: 22.09.2020
Verlag: Kindler (Link zur Buchseite des Verlags)
ISBN: 9783463407043

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Der Roman „Und die Welt war jung“ von Carmen Korn spielt im Zeitraum von 1950 bis 1959 und nimmt drei Familien in den Mittelpunkt, die verwandt beziehungsweise miteinander befreundet sind. Es ist ein Jahrzehnt, in dem Deutschland geprägt ist vom Wiederaufbau bis hin zum zaghaften Anfang einer Frauen- und Friedensbewegung. Das Schlagwort „Wirtschaftswunder“ wird für diese Zeit oft benutzt, um das schnelle Wachstum der damaligen Wirtschaft auszudrücken. Carmen Korn verknüpft ihre Erzählung eng mit ihren Figuren, die in Hamburg, Köln und San Remo leben. Auch hier zeigt sich, wie die handelnden Personen durch die dem Wandel unterliegende Umgebung geprägt werden.

Der Galerist Heinrich und Gerda Aldenhoven wohnen mit ihren jungen erwachsenen Kindern Ursula und Ulrich und zwei alleinstehenden Kusinen von Heinrich in Köln. Zunächst wird der Alltag durch die angespannte finanzielle Situation des Haushalts beeinflusst, denn es wird noch wenig in Kunst investiert. Schon viele Jahre lang kennt Gerda ihre beste Freundin Elisabeth Borgfeldt, die mit ihrem Mann Kurt in Hamburg in einem Mehrparteienhaus lebt. Zum Haushalt gehört auch die verheiratete Tochter Nina und der Enkel Jan, dessen Vater als im Krieg verschollen gilt. Als Bankangestellter hat Kurt ein sicheres Einkommen, das wohlüberlegt ausgegeben werden möchte.

Heinrichs Schwester Margarethe ist mit dem italienischen Restaurator Bruno Canna verheiratet und wohnt mit ihm in San Remo. Das Ehepaar hat den jungen erwachsenen Sohn Gianni, der sich darauf vorbereitet in den Blumenhandel der Familie einzusteigen. Brunos Beruf bietet zwar den nötigen Abstand zu seiner Mutter, die als Patriarchin über ihre Familie wacht, doch keine Beschäftigungsgarantie.

Carmen Korn führt eine hohe Anzahl Personen durch die von ihr beschriebene Zeit. Um den Überblick zu behalten ist ein Personenverzeichnis und Stammbäume der Familien dem Roman vorgeschaltet. Bei der Vorstellung der Figuren gibt die Autorin einen kurzen Abriss über deren familiären beziehungsweise beruflichen Hintergrund. Das Jahr wird beim Jahreswechsel entsprechend angekündigt, die dann folgenden Kapitel sind mit Tag und Monat betitelt. Die drei Handlungsstränge werden kontinuierlich fortgesetzt und folgen den Handlungsorten.

Wie in ihrer Jahrhundert-Trilogie so findet sich auch in diesem Roman der eigenwillige Schreibstil der Autorin mit kurzen Kapiteln, verkürzten Sätzen und der zügig voranschreitenden Entwicklung durch einige Zeitsprünge. Darin spiegelt sich die Vergänglichkeit des Moments wider und die Chance zu Neuanfängen. Die Schatten des Kriegs sind in einigen Aspekten immer noch zu spüren, deutlich wird das vor allem bei Nina, die ihren Ehepartner vermisst. Über die Jahre hinweg wächst die Kaufkraft der Bevölkerung und jenseits der Grundversorgung kann langsam auch daran gedacht werden, sich darüber hinaus wieder etwas Schönes zu leisten. Aber alle Protagonisten haben ihre eigenen Sorgen und Nöte und auch jenseits des Krieges wird jung gestorben, was der ganzen Geschichte einen durchgehend melancholischen Touch verleiht.

Deutlich wird auch die Gebundenheit, vor allem der Frauen an die Gesetze und die Konventionen ihrer Zeit. In der Generation der Kinder der Paare, die im Fokus stehen, schafft Carmen Korn dementgegen das Bild der Frau, die im Beruf Erfüllung findet. Sie kennt die von ihr gewählten Orte aus eigener Erfahrung sehr gut, was den Schilderungen Authentizität verleiht. Immer wieder lässt sie den örtlichen Dialekt einfließen und beschriebt bei Mahlzeiten die regionale Küche. Daneben konnte ich über gerade aktuelle Filme, Musik und Bücher lesen. Die Geschichte spielt allerdings nur im städtischen Bereich, so dass die Nachkriegsentwicklung auf dem Lande außen vor bleibt. Die historischen Hintergründe sind bestens recherchiert. Einige Ausführungen innerhalb der fiktiven Handlungsstränge sind kleinteilig und führen zu wenigen Längen.

„Und die Welt war jung“ ist der Auftakt der Dilogie einer Drei-Städte-Saga von Carmen Korn, die im gewohnt rasanten Stil durch die 1950er Jahre dreier Familien führt, die in Hamburg, Köln und San Remo leben. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der mich auf die baldige Fortsetzung hoffen lässt. Für alle Carmen Korn-Fans ist der Roman ein Muss, gerne empfehle ich ihn allen Lesern, die historische Romane aus dem letzten Jahrhundert mögen.