Sonntag, 29. November 2020

Rezension: Lebenswerk von Alice Schwarzer

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Lebenswerk
Autorin: Alice Schwarzer
Erscheinungsdatum: 08.10.2020
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 978346205436

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Alice Schwarzer als Namen habe ich etwa Ende der 1970er Jahre bewusst wahrgenommen, ohne mich jedoch näher mit den Meinungen der Person dahinter zu beschäftigen. Immer wieder und zunehmend interessiert nahm ich über die folgenden Jahre Kenntnis von dem Auftreten von Frau Schwarzer in den Medien. Ihr Buch „Lebenswerk“ bot mir die Gelegenheit mich mit ihren Ansichten im Zusammenhang zu beschäftigen und die mir in Erinnerung gebliebenen Mosaikteilchen ihres Schaffens in ein Gesamtbild zu bringen.

Zu Beginn der Ausführungen habe ich von den unterschiedlichen Strömungen des Feminismus erfahren, was mir bis dahin nicht präsent war. Weil Frau Schwarzer das Buch selbst geschrieben hat, gehen keine Informationen aufgrund der Vermittlung durch einen Biographen verloren. Sie positioniert sich innerhalb der Bewegung eindeutig und verteidigt ihre Standpunkte durchgängig. Um ihre Ansichten an die Öffentlichkeit zu bringen, handelt sie informierend, gibt sich sarkastisch, anklagend oder provozierend auch mit bewusster, wachrüttelnder unrichtiger Aussage über sich selbst.

Sie begründet ihre Meinungen mit den Erfahrungen aus ihrer eigenen Jugend, von der sie einige Erlebnisse schildert. Hauptsächlich beschäftigen sich ihre Aufzeichnungen aber mit der Zeit, ab der sie journalistisch arbeitet, also ab Ende der 1960er Jahre bis heute. Ein großes Highlight war sicherlich die Gründung der Zeitschrift Emma, die bis heute besteht und für die sie immer noch tätig ist. Interessant waren ihre Auseinandersetzungen mit Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen. Deutlich bewusst wurde mir beim Lesen wie viel sie mit ihrem Einsatz bewirkt hat, aber auch, dass es noch einiges zu erreichen gilt.

Ihre öffentliche Präsenz ist auch in ihren Zeilen zu spüren. Sie ist über die Jahre und Jahrzehnte hinweg zum Flaggschiff der Frauenbewegung geworden und an diese Stelle gehört sie auch nach wie vor hin. Das Buch lässt sich dank ihrer ausdrucksvoll beschreibenden Sprache leicht lesen. Im Mittelteil finden sich viele Fotos aus den vergangenen 50 Jahren. Es sind Porträts von ihr oder sie zeigen Frau Schwarzer im Gespräch mit bedeutenden Persönlichkeiten sowie im Rahmen wichtiger Zusammenkünfte. Im letzten Viertel des Buchs sind wichtige Schlüsseltexte nachzulesen, auf die Frau Schwarzer in ihrem Lebensbericht verweist. Ich empfehle das Buch all denjenigen, die sich ein umfassendes Bild der Person Alice Schwarzer und ihrer Meinungen machen möchten.


Donnerstag, 26. November 2020

Rezension: Hier und jetzt für immer von Hanna Miller

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Hier und jetzt für immer
Autorin: Hanna Miller
Erscheinungsdatum: 30.10.2020 
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur 
ISBN: 9783785727034

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Der Roman „Hier und jetzt für immer“ der unter Pseudonym schreibenden, in Hamburg lebenden Hanna Miller ist eine überarbeitete Ausgabe ihres bereits erschienen Buchs „All die schönen Tage“. In beiden Titeln kommt zum Ausdruck, dass die Protagonistin Stella Asmus sich gerne an das Glück in ihrem Leben erinnert und es festhalten möchte. Stella war 14 Jahre alt als sie eine unvergleichbare Zeit mit ihrem Mitschüler Max verbracht hat. Doch auf der Fahrt zur Schule, am ersten Schultag nach den Ferien, kommt es zum Eklat, denn Stella fühlt sich aufgrund eines für sie sehr unangenehmen Ereignisses von ihm verraten und ist schwer enttäuscht. Alle ihre Träume von einer gemeinsamen Zukunft zerplatzen an diesem Tag.

15 Jahre später ist Stella als Orthopädin an einem Krankenhaus beschäftigt. Nach ihrer Scheidung von einem damaligen Kollegen ist sie von Freiburg wieder zurück in ihre Heimatstadt Hamburg gezogen. Von Tonia, ihrer seit Schulzeiten besten Freundin, wird sie dazu überredet, ein Schülertreffen zu besuchen. Dort sieht sie Max und er sieht sie, bis sie sich abwendet. Aber seitdem schleichen sich die Erinnerungen an ihn immer wieder in ihre Gedanken. Stellas Gefühle fahren Achterbahn. Schließlich ist sie bereit, mit ihm abzuschließen, aber dazu muss sie unbedingt mit ihm über die seinerzeit furchtbare Begebenheit im Bus reden.

Hanna Miller hat in ihrem Roman die bezaubernde Idee einer „Schöne-Tage-Box“ mit Kärtchen, auf denen der Besitzer Erlebnisse aufschreibt, an die er sich gerne erinnert. Vor jedem Kapitel finden sich ein oder mehrere solcher Ereignisse. Auf diese Weise konnte ich an den Glücksmomenten von Stella teilhaben. Während ich in der Gegenwart um die Liebe zwischen Stella und Max hoffte und bangte, schaute ich in Rückblicken auf die gemeinsame Zeit der beiden in der Vergangenheit zurück.

Längst haben die zwei sich ihr je eigenes Leben aufgebaut. Aber wie in der Realität steht nicht immer die Suche nach einem Partner im Mittelpunkt, sondern unsere Sorgen um diejenigen, denen wir uns durch die Familie verbunden fühlen, drängen sich daran vorbei. Stella war mir von Beginn an sympathisch, Max musste sich diese Sympathie erst verdienen, denn sein Charakter war zunächst widersprüchlich, obwohl ich seine Handlungsweise durchaus nachvollziehbar fand. Die beiden Protagonisten erleben einige Höhen und Tiefen in ihrer Beziehung und überraschten mich immer wieder durch unerwartete Wendungen.

Hanna Millers Roman „Hier und jetzt für immer“ ist einfühlsam und berührend geschrieben. Die Geschichte könnte tatsächlich so geschehen sein, denn sie ist ausgefüllt von guten und schlechten Tagen, gerade so wie es in Wirklichkeit ist. Gerne empfehle ich das Buch allen Lesern von Liebesromanen weiter.


Mittwoch, 25. November 2020

Rezension: Das Vermächtnis der besonderen Kinder von Ransom Riggs

 

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Das Vermächtnis der besonderen Kinder
Autor: Ransom Riggs
Übersetzerin: Silvia Kinkel
Hardcover: 384 Seiten
Erschienen am 2. November 2020
Verlag: Knaur HC

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Jacob befindet sich mit Noor auf der Flucht, nachdem es dem geheimnisvollen H gelungen ist, sie aus der Zeitschleife des Clanchefs Leo Burnham zu befreien. Kurz vor seinem Tod vertraute H Jacob an, dass Noor Teil einer Prophezeihung ist, die von sieben Befreiern der Besonderenwelt spricht. Er soll sie zu V bringen, der letzten der Jäger. Doch trotz einer Landkarte als Hinweis ist Vs Aufenthaltsort schwer auszumachen. Während Jacob und Noor mithilfe der besonderen Kinder nach weiteren Anhaltspunkten suchen, gelingt in Devil’s Acre einigen Wights die Flucht. Sie zu fangen hat oberste Priorität, denn sie scheinen einen düsteren Plan zu verfolgen.

Der inzwischen fünfte Band der Reihe rund um die besonderen Kinder startet rasant, denn Jacob und Noor werden von Leo Burnhams Männern durch New York verfolgt. Zum Glück eilen die besonderen Kinder den beiden zur Hilfe und bringen sie zu ihrer neuen Unterkunft in Devil’s Acre. H hat Jacob zwar gewarnt, Noor zu den Ymbrinen zu bringen, da ihre Befreiung die Friedensverhandlungen mit den amerikanischen Clans belastet. Doch er sieht keine andere Möglichkeit, um Unterstützung zu erhalten.

Noor, die man im vorherigen Band kennengelernt hat, spielt nun eine zentrale Rolle. Sie muss sich an die Besonderenwelt erst gewöhnen und erhält dabei Unterstützung von Jacob, der sich noch gut an seine eigene Anfangszeit erinnern kann. Dabei ist Noor aufgeweckt, schlagfertig und bringt eine nützliche Fähigkeit in die Runde ein. Gleichzeitig dürfen auch die liebgewonnenen besonderen Kinder wieder zeigen, was in ihnen steckt.

Nachdem es einen Band lang nicht um Wights und Hollows ging sind die alten Feinde nun durch ihren Gefängnisausbruch zurück. Ich hatte mich gerade an eine Welt ohne sie gewöhnt und dachte, dass es sich die Handlung um die Prophezeihung und das Auffinden der anderen „Befreier“ drehen wird, weshalb ich ein wenig enttäuscht war. Die spannende Umsetzung konnte mich aber wieder begeistern. Zum Ende hin wird es noch einmal besonders dramatisch und die Ereignisse überschlagen sich, weshalb ich nun sehnsüchtig auf den sechsten und (vorerst?) letzten Band der Reihe warte. Für alle Fans der besonderen Kinder ist auch dieser Band ein Must Read!

Montag, 23. November 2020

Rezension: Fräulein Gold - Scheunenkinder von Anne Stern

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Fräulein Gold - Scheunenkinder (Band 2 der Hebamme von Berlin-Reihe)
Autorin: Anne Stern
Erscheinungsdatum: 13.10.2020
Verlag: Rowohlt Polaris (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 9783499004292

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Der Roman „Fräulein Gold - Scheunenkinder“ von Anne Stern ist der zweite Teil einer Serie rund um die Schöneberger Hebamme Hulda Gold. Er spielt im historischen Berlin von Mitte Oktober bis Anfang Dezember des Jahrs 1923. Der Stadtteil „Scheunenviertel“ rückt in den Mittelpunkt dadurch, dass es dort im November des Jahres ein antisemitisches Pogrom gibt und die Protagonistin in dieser Zeit vor Ort ist. Die vordere Klappe des Buchs bietet in ihrer Gestaltung den Ausschnitt einer Karte von Berlin zur besseren Verortung der Lokalitäten. Der Untertitel des Romans ist unabhängig von den Ausschreitungen und bezieht sich auf strafbare Ereignisse im Viertel bei denen Kinder eine wichtige Rolle spielen. Im Prolog wirft die Autorin das Rätsel auf, wie die dort geschilderte Handlung in den Gesamtkontext einzuordnen ist. Erst zum Ende der Geschichte ergab sich für mich ein Gesamtbild, das allerdings nicht zum Verständnis des Romans notwendig war, wohl aber die Vergangenheit einer der Figuren klärt.

Hulda hat zu ihrem Vater kaum Kontakt, doch über dessen Bekanntenkreis erhält sie den Auftrag, nach der hochschwangeren Tamar im Scheunenviertel zu schauen. Die junge Frau ist eine Nichtjüdin aus Smyrna, dem heutigen Izmir und mit einem galizischen Juden verheiratet. Hulda erlebt die Spannungen in der Familie, die sich aus den verschiedenen Glaubensansichten ergeben. Zwei Tage nach der Geburt verschwindet das Neugeborene spurlos. Es ist nicht leicht, in dem verbauten, als anrüchig betrachteten Scheunenviertel nach einem Säugling zu suchen und als Auswärtige stößt sie bei den Bewohnern auf Misstrauen. Viele sind arbeitslos, das Geld hat immer weniger Kaufkraft. Dafür verantwortlich gemacht werden die Juden des Viertels weswegen es zu Unruhen kommt. Währenddessen ermittelt Kommissar Karl North, Huldas Freund, in einem Fall von Kinderhandel. Obwohl er Hulda gegenüber nicht ins Detail gehen darf, wittert diese einen Zusammenhang mit der Entführung und beginnt mit eigenen Recherchen.

Die sympathische Hulda, inzwischen 28 Jahre alt, ist stolz auf ihre Unabhängigkeit. Ihre Beziehung mit Karl erlebt im Roman einige Höhen, aber auch Tiefen, die von beiden bedauert werden. Sowohl Hulda wie auch Karl sehen die Schuld für ihre Streitigkeiten bei sich. Hulda entspricht nicht der damals geltenden Norm der Frau als Hausfrau und Mutter, weil sie sich ihrem Beruf eng verbunden fühlt. Obwohl es damals für die freien Hebammen klare Grenzen bei der Ausübung ihres Berufs in ihren Tätigkeiten gibt, setzt sie sich mit all ihren Fähigkeiten bei jeder Geburt für die Gesundheit von Mutter und Kind ein. Doch das Leben auf Rufbereitschaft geht nicht ohne Spuren an ihr vorbei. Karl hingegen hat Zweifel an seinen beruflichen Fähigkeiten, weil er den enormen Einsatz seines Kollegen bewundert und seine eigenen Ergebnisse ständig mit dessen vergleicht. Aufgrund seiner Vergangenheit scheut er davor, in der Liebe enttäuscht zu werden und nimmt jedes kritisch beurteilende Wort einer Situation von Hulda persönlich.

Es gelingt Anne Stern ihre Geschichte an eine wenig thematisierte, aber geschichtlich bedeutende Episode zu koppeln. Die Bevölkerung ist mehr und mehr unzufriedener. Zunehmend ist es schwierig, selbst Lebensnotwendiges zu besorgen, Hunger und Kälte nehmen zu. Die Unzufriedenheit äußert sich in der Kritik gegen die politischen Führungskräfte, durch die Republik geht ein Rechtsruck. Obwohl Hulda nicht religiös ist, wird ihre jüdische Herkunft immer häufiger thematisiert. Die Autorin vermittelt die düstere Atmosphäre der damaligen Zeit. Dennoch finden auch die Vergnügungssuchenden einen Platz im kalten Berlin. Bis in die Nebenfiguren hinein begegnete ich Personen mit interessantem Hintergrund. In der hinteren Klappe wird nicht nur auf den ersten Band der Reihe hingewiesen, sondern auch auf den dritten Teil, der im Mai 2021 erscheinen wird.

Der zweite Band der Romanreihe um die Hebamme Fräulein Gold von Anne Stern stand dem ersten in nichts nach. Auch diesmal schafft die Autorin es, mir ein authentisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse zur damaligen Zeit zu vermitteln und ihre Figuren dabei nachvollziehbar handeln zu lassen. Gerne empfehle ich das Buch an Leser historischer Romane weiter und freue mich auf den nächsten Band.


Samstag, 21. November 2020

Rezension: Sodom von Eva Siegmund

 

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Sodom. Utopia Gardens 1
Autorin: Eva Siegmund
Broschiert: 368 Seiten
Erschienen am 2. November 2020
Verlag: Knaur TB

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Einige Jahre in der Zukunft ist Altberlin zu einem Ort geworden, in dem die Polizei nicht mehr viel zu sagen hat. Die meisten Polizisten sind korrupt, und für Technologie und Ausstattung steht kaum Budget zur Verfügung. Birol arbeitet trotzdem in der Polizeizentrale Altberlins, dem „Käfig“, und ist wild entschlossen, dem Verbrechen die Stirn zu bieten. Mit seinem neuen Team, das aus der Polizeischülerin Laura und der zum Strafdienst verurteilten Raven besteht, soll er einen Mordfall lösen. Was er nicht ahnt: Laura hat ihren Dienst im Käfig unter einer falschen Identität angetreten. Und Raven kannte das Opfer...

„Sodom“ ist das erste Buch der Reihe „Utopia Gardens“ - der Name eines berühmt-berüchtigten Clubs, den man gleich auf den ersten Seiten kennenlernt. Alle Wünsche, auch die geheimsten, werden in seinen Mauern erfüllt. Wilde Partys, Drogen aller Art, hemmunglose Orgien und Kämpfe bis zum Tod sind hier Programm. Raven treibt sich hier oft herum - aber nicht um zu feiern, sondern weil sie als Laufbursche für den erfolreichen Modder Dark arbeitet.

Der Leser kennt von Beginn an Ravens Geheimnis: Sie selbst ist Dark und verwandelt ihre Kunden in sogenannte Cheater, indem sie ihnen Hightech-Prothesen aller Art einsetzt. Die Chefs des „Utopia Gardens“ schicken meist Schuldner zu ihr, die mit den Prothesen im Club kämpfen sollen. Für diese Arbeit hat sie allerdings kaum mehr Zeit, als sie zum Strafdienst bei der Polizei antreten muss, weil sie beim Klauen erwischt wurde. Dass die Polizei verzweifelt genug ist, um eine Diebin in der Mordkommission einzusetzen, fand ich weit hergeholt, doch darauf muss man sich einlassen, damit die Geschichte funktioniert.

Auf 370 Seiten hat die Autorin unglaublich viele Ideen und Themen einfließen lassen: Die dystopische Welt Altberlins, das Utopia Gardens, Modder und Cheater, drei Mordfälle, ein Vermisstenfall, zwei verfeindete mächtige Geschwister und tödliche Experimente. Die Geschichte wechselt alle paar Seiten die Perspektive, um all das aus verschiedenen Blickwinkeln weiterzuerzählen.

Für meinen Geschmack war das Buch thematisch überfrachtet. Es blieb kaum Zeit, die einzelnen Charaktere besser kennenzulernen und ihre Hintergrundgeschichte zu verstehen. Im Hinblick auf die verschiedenen Fälle gibt es nur kleine Fortschritte. Bei einer Trilogie möchte ich am Ende des ersten Bandes zumindest einen Fall als gelöst betrachten können. Stattdessen wird alles für die kommenden zwei Bände in Position gebracht und ich blickte auf eine Vielzahl offener Handlungsstränge. Ob im zweiten Band mehr Antworten warten oder diese sich alle im dritten Band verstecken? Das herauszufinden werde ich anderen Lesern überlassen.

„Sodom“ bietet mit einer Art „Babylon Berlin“ der Zukunft ein faszinierendes Setting, das für alle, die die Serie und spannende Dystopien mögen, interessant sein dürfte. In der Umsetzung packt das Buch jedoch zu viele Themen auf einmal an und ließ mich zu lange auf Antworten warten.

Mittwoch, 18. November 2020

Rezension: Anyone Can Cook: Unsere liebsten Gerichte für jeden Tag - Das Kochbuch von Kitchen Stories

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Anyone Can Cook: Unsere liebsten Gerichte für jeden Tag
Autoren: Kitchen Stories
Erscheinungsdatum: 12.10.2020
Verlag: Penguin Verlag (Link zur Buchseite des Verlags)
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Leseband
ISBN: 9783328601609

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Djuvec Reis






Jägerschnitzel mit Pilzsoße






Cobb Salad






Das Kochbuch „Anyone Can Cook – Unsere liebsten Gerichte für jeden Tag“ ergänzt die vielfach bekannte Rezepte- und Koch-App „Kitchen Stories“, die von Mengting Gao und Verena Hubertz gegründet wurde. Es beinhaltet einige exklusive Rezepte, die man so auf der App nicht findet. Ich erwartete vom Buch raffinierte, aber dennoch einfache Rezepte zum alltäglichen Nachkochen.

Sehr gut gefallen hat mir die Einführung, in der der Aufbau des Buchs erklärt wird, wie die Informationen zu den Rezepten zu lesen sind und was die Symbole auf den Seiten der Rezepte zu bedeuten haben. Bevor die Rezepte, unterteilt in fünf Kapiteln, zum Nachkochen gezeigt werden, fand ich Hinweise dazu, welche sinnvollen Utensilien in einer Küche zu finden und welche Gewürze zur Hand sein sollten sowie welche Zutaten sich für eine ständige Vorratshaltung eignen. Ich finde die Empfehlungen sehr sinnvoll, da ich sie in meiner Küche abgleichen konnte und sie mir das gute Gefühl vermittelt haben, dass ich durch das Vorhandensein der Vorschläge bestens ausgerüstet für das Kochen der folgenden Rezepte sein würde.

Im ersten Kapitel, betitelt mit „Küchentipps“ werden einige Grundlagen des Kochens näher erklärt. Es folgt eine bebilderte Darstellung einiger Schnitttechniken mit dem Hinweis auf verschiedene Rezepte bei denen man eine der vorgestellten Möglichkeiten des Zerkleinerns anwenden kann. Ein Barcode brachte mich zur App „Kitchen Stories“ auf der erklärt wird, wie man Messer schärfen kann. Des Weiteren gibt es Erläuterungen zum Garen im Backofen, zum Braten, Sautieren, Blanchieren, zum richtigen Kochen von Nudeln, Reis und dergleichen sowie zum Rösten von Nüssen und Samen. Alle Anleitungen sind mit nebenstehenden Fotos und übersichtlich angeordnet. Auch hier finden sich wieder Verweise auf Rezepte im Buch.

„Salate & Suppen“, „Vegetarisch und vegan“, „Pasta“, „Fleisch“ und „Aus dem Ofen“ lauten die Bezeichnungen der Kapitel zwei bis fünf, in denen neben den Rezepten zum Nachkochen informative Hinweise und bereichernde Tipps von den Köchen gegeben werden. Hier findet man Ratschläge beispielsweise zum Ergänzen oder dem Austausch von Zutaten und zur Aufbewahrung. Jedes Rezept wird begleitet von der Zeitangabe, wie lange es bis zur Fertigstellung dauert. Manchmal finden sich Angaben zur Ernährungsweise und der Einordnung zur jahreszeitlichen Saison. Besonders begeistert haben mich die mehrseitigen Einschübe in den Kapiteln über die Herstellung verschiedener Variationen bestimmter Gerichte wie zum Beispiel Curry und Pesto.

Einige Gerichte habe ich getestet. Die Mengenangaben haben gestimmt, ebenfalls die Zubereitungszeiten. Bei Ofengerichten gibt es eine Angabe zum, leider aber nicht darüber, dass es sich um die Gradzahl für Ober- und Unterhitze handelt, das habe ich in der App nachgelesen. Am Ende des Buchs gibt es ein Rezeptregister, das nach Kapiteln aufgeteilt ist. Hier hätte ich mir eine Auflistung nach Zutaten für ein schnelleres Auffinden von Rezepten gewünscht. Ein Lesebändchen sorgt dafür, dass aktuell angesagte Rezept direkt wieder aufzublättern.

Insgesamt hat mir die Aufmachung des Buchs sehr gut gefallen. Die Zubereitung von Djuvec-Reis, Jägerschnitzel mit Pilzsoße und Cobb Salad war problemlos nach der Anleitung möglich. Die großformatigen Fotos der fertigen Gerichte machen Appetit und entsprechen der Realität. Gerne lasse ich mich hiervon zum Kochen inspirieren. Wer durch die beinhalteten Rezepte auf den Geschmack gekommen ist, kann in der App „Kitchen Stories“ sicher noch weitere leckere Gerichte entdecken. Es hat mir sehr gut geschmeckt und gerne empfehle ich das Buch daher weiter.


Sonntag, 15. November 2020

Rezension: Winter der Hoffnung von Peter Prange

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Winter der Hoffnung
Autor: Peter Prange
Erscheinungsdatum: 23.09.2020
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN: 9783651000919
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„Winter der Hoffnung“ war der erste Roman, den ich vom Autor Peter Prange gelesen habe. Er spielt in der Zeit vom ersten Advent bis zum Weihnachtsfest 1946 in Altena, einer Kleinstadt im Märkischen Kreis. Schon das Cover vermittelte mir, dass in jenem Jahr die Kälte besonders groß war.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie des Fabrikanten Eduard Wolf, dessen drei Töchter Ruth, Ulla und Gundel noch zu Hause wohnen. Ruth ist bereits verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn. Ihr Ehemann gilt seit dem Weltkrieg als vermisst. Ulla und Gundel helfen fleißig bei der Flüchtlingshilfe mit und können sich nicht über Verehrer beklagen. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage nach dem Krieg darbt die Bevölkerung und Familie Wolf lebt auf Weisung von Eduard ebenfalls nur allein von dem, was die Familienmitglieder über ihre Lebensmittelkarten erhalten. Altena ist britisch besetzt und eines Tages erhält Eduard Bescheid darüber, dass die Maschinen in seinem Unternehmen als Reparationszahlungen von denen Briten abgebaut und nach England verschifft werden. Es scheint so, als ob ein Konkurs unvermeidbar ist …

Peter Prange ist in Altena aufgewachsen. Seiner Erzählung merkt man die Kenntnis vom Ort und den Eigenheiten der Bewohner der Kleinstadt an, auch wenn er natürlich nicht zur damaligen Zeit gelebt hat. Indem er sein Wissen einfließen lässt, verleiht er seiner Erzählung Authentizität. Er schafft sympathische Protagonisten, zeigt aber auch die Wandlungsfähigkeit seiner Figuren im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die durch Konventionen, Gesetze und finanzieller enger Gegebenheiten eingeschränkt sind. Dennoch gelingt es ihm zu vermitteln, welche Energie viele handelnde Personen innehaben, um sich und ihre Lieben durch den Winter zu bringen in Anbetracht der aufkeimenden Hoffnung auf bessere Zeiten. Trotz der Nöte der Nachkriegszeit streben die Altonaer danach, sich vom Alltag abzulenken. Dabei darf gerne getanzt und gelacht werden.

Der Autor weist darauf hin, dass seine Geschichte das Kennenlernen verschiedener Paare beschreibt, deren weiteres Leben in seinem Buch „Unsere wunderbaren Jahre“ Eingang finden. Der Roman kann aber auch selbständig gelesen werden. Er gibt einen guten Eindruck von den vordringlichen Sorgen zur damaligen Zeit genügend Essen zu erhalten und nicht zu erfrieren. Der Schreibstil von Peter Prange ist lesenswert und unterhaltsam. Der Roman „Winter der Hoffnung“ bleibt sicher nicht das einzige Buch, das ich von ihm gelesen habe.


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