Rezension von Ingrid Eßer
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Wenige Wochen lang scheint das Leben für Claudine, kurz
Claude genannt, still zu stehen, nichts ist mehr wie sonst und nichts so wie
erwartet. In ihrem Roman „Für einen Sommer unsterblich“ für Leser ab 14 Jahren
erzählt die US-Amerikanerin Jennifer Niven die Geschichte ihrer 18-jährigen
Protagonistin in dem Zeitraum kurz vor deren High School Abschluss bis hin zum
Studienbeginn. Sie lässt Claude selbst erzählen, so dass ich als Leser ganz
dicht an der Figur war.
Kurz vor ihrer Abschlussfeier erfährt Claude, die in einer
Kleinstadt in Ohio lebt, dass sich ihre Eltern scheiden lassen. Zunächst soll
sie darüber nach außen hin noch Stillschweigen bewahren. Ihre Mutter
entscheidet sich, vorläufig auszuziehen und mit Claude gemeinsam auf einer
Insel vor der Küste Georgias den Sommer zu verbringen. Die Pläne von Claude für
ihre Sommerferien sind hinfällig. Ihre Laune verschlechtert sich noch mehr als
sie erfährt, dass ihre langjährige beste Freundin sich verliebt hat. Eher
widerwillig folgt sie ihrer Mutter und begegnet auf der Insel Jeremiah, von dem
sie sich auf eine ganz neue Weise wahrgenommen fühlt.
Jennifer Niven schreibt auch in dieser Geschichte erneut
sehr gefühlsbetont. Sie bringt deutlich zum Ausdruck wie falsch sich das Leben
für Claude plötzlich anfühlt, nachdem sie von der Scheidung erfahren hat. Ihre
Protagonistin schimpft mit sich selbst, weil sie keinerlei Anzeichen wahrnahm,
obwohl sie sich mit beiden Elternteilen sehr gut versteht. Auf die Zeit nach
der High School, in der es Abschied nehmen von zu Hause, sich eine neue
Umgebung erschließen und neue Freunde finden heißt, hat sie sich emotional
vorbereitet. Die Entscheidung ihrer Eltern trifft sie unerwartet und macht sie
traurig und wütend, weil sie machtlos ist, etwas dagegen zu unternehmen. Das
Geständnis ihrer Freundin bringt sie ins Grübeln und macht sie sprachlos. Sie
fühlt sich nicht mehr wahrgenommen und benötigt Zeit zu erkennen, dass sie
selbstbewusster werden muss.
Als sie Jeremiah kennenlernt hält sie ihn zunächst für
besserwisserisch, doch er begegnet ihr mit Zuneigung und Nonchalance. Beide
finden eine gemeinsame Basis darin, sich nicht ineinander zu verlieben, aber
den Sommer in jeder ihnen gebotenen Art zu genießen. Einige Inselbewohner
stehen Jeremiah aufgrund seiner Vergangenheit skeptisch gegenüber. Hierin zeigt
die Autorin die Schwierigkeit, sein Leben zu ändern und sein früheres Image
hinter sich zu lassen.
In ihren Roman lässt Jennifer Niven eigene Erfahrungen einfließen, wie aus dem Dankeswort am Ende des Buchs zu erfahren ist. Die Figuren handeln authentisch, die widerstreitenden Gefühle von Claude fand ich nachvollziehbar. Aber dennoch fehlt der Geschichte ein gewisser Schwung oder etwas Spannung im Hintergrund. Fast von Beginn an ist klar, dass das Leben von Claude sich Studienbeginn drastisch verändern wird, ganz egal wie sie ihren Sommer gestaltet. Die Ausführungen des Insellebens ziehen sich stellenweise durch Belanglosigkeiten.
In ihrem Roman "Für einen Sommer unsterblich" zeigt Jennifer Niven erneut ihre einfühlsame Art zu schreiben. Anhand der 18-jährigen Claude verdeutlicht sie, dass man seinen Wünschen und Träumen folgen und jeden Tag seines Lebens genießen soll. Gerne empfehle ich das Buch an junge Leser und Erwachsene weiter.