Rezension von Ingrid Eßer
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Alice Schwarzer als Namen habe ich etwa Ende der 1970er
Jahre bewusst wahrgenommen, ohne mich jedoch näher mit den Meinungen der Person
dahinter zu beschäftigen. Immer wieder und zunehmend interessiert nahm ich über
die folgenden Jahre Kenntnis von dem Auftreten von Frau Schwarzer in den
Medien. Ihr Buch „Lebenswerk“ bot mir die Gelegenheit mich mit ihren Ansichten
im Zusammenhang zu beschäftigen und die mir in Erinnerung gebliebenen
Mosaikteilchen ihres Schaffens in ein Gesamtbild zu bringen.
Zu Beginn der Ausführungen habe ich von den
unterschiedlichen Strömungen des Feminismus erfahren, was mir bis dahin nicht
präsent war. Weil Frau Schwarzer das Buch selbst geschrieben hat, gehen keine
Informationen aufgrund der Vermittlung durch einen Biographen verloren. Sie
positioniert sich innerhalb der Bewegung eindeutig und verteidigt ihre
Standpunkte durchgängig. Um ihre Ansichten an die Öffentlichkeit zu bringen,
handelt sie informierend, gibt sich sarkastisch, anklagend oder provozierend
auch mit bewusster, wachrüttelnder unrichtiger Aussage über sich selbst.
Sie begründet ihre Meinungen mit den Erfahrungen aus ihrer
eigenen Jugend, von der sie einige Erlebnisse schildert. Hauptsächlich
beschäftigen sich ihre Aufzeichnungen aber mit der Zeit, ab der sie
journalistisch arbeitet, also ab Ende der 1960er Jahre bis heute. Ein großes
Highlight war sicherlich die Gründung der Zeitschrift Emma, die bis heute
besteht und für die sie immer noch tätig ist. Interessant waren ihre
Auseinandersetzungen mit Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit stehen.
Deutlich bewusst wurde mir beim Lesen wie viel sie mit ihrem Einsatz bewirkt
hat, aber auch, dass es noch einiges zu erreichen gilt.
Ihre öffentliche Präsenz ist auch in ihren Zeilen zu spüren.
Sie ist über die Jahre und Jahrzehnte hinweg zum Flaggschiff der Frauenbewegung
geworden und an diese Stelle gehört sie auch nach wie vor hin. Das Buch lässt
sich dank ihrer ausdrucksvoll beschreibenden Sprache leicht lesen. Im
Mittelteil finden sich viele Fotos aus den vergangenen 50 Jahren. Es sind
Porträts von ihr oder sie zeigen Frau Schwarzer im Gespräch mit bedeutenden
Persönlichkeiten sowie im Rahmen wichtiger Zusammenkünfte. Im letzten Viertel
des Buchs sind wichtige Schlüsseltexte nachzulesen, auf die Frau Schwarzer in
ihrem Lebensbericht verweist. Ich empfehle das Buch all denjenigen, die sich
ein umfassendes Bild der Person Alice Schwarzer und ihrer Meinungen machen
möchten.