Rezension von Ingrid Eßer
„Winter der Hoffnung“ war der erste Roman, den ich vom Autor
Peter Prange gelesen habe. Er spielt in der Zeit vom ersten Advent bis zum
Weihnachtsfest 1946 in Altena, einer Kleinstadt im Märkischen Kreis. Schon das
Cover vermittelte mir, dass in jenem Jahr die Kälte besonders groß war.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie des
Fabrikanten Eduard Wolf, dessen drei Töchter Ruth, Ulla und Gundel noch zu
Hause wohnen. Ruth ist bereits verheiratet und hat einen dreijährigen Sohn. Ihr
Ehemann gilt seit dem Weltkrieg als vermisst. Ulla und Gundel helfen fleißig
bei der Flüchtlingshilfe mit und können sich nicht über Verehrer beklagen.
Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage nach dem Krieg darbt die Bevölkerung
und Familie Wolf lebt auf Weisung von Eduard ebenfalls nur allein von dem, was die
Familienmitglieder über ihre Lebensmittelkarten erhalten. Altena ist britisch
besetzt und eines Tages erhält Eduard Bescheid darüber, dass die Maschinen in
seinem Unternehmen als Reparationszahlungen von denen Briten abgebaut und nach
England verschifft werden. Es scheint so, als ob ein Konkurs unvermeidbar ist …
Peter Prange ist in Altena aufgewachsen. Seiner Erzählung
merkt man die Kenntnis vom Ort und den Eigenheiten der Bewohner der Kleinstadt
an, auch wenn er natürlich nicht zur damaligen Zeit gelebt hat. Indem er sein
Wissen einfließen lässt, verleiht er seiner Erzählung Authentizität. Er schafft
sympathische Protagonisten, zeigt aber auch die Wandlungsfähigkeit seiner
Figuren im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die durch Konventionen, Gesetze und
finanzieller enger Gegebenheiten eingeschränkt sind. Dennoch gelingt es ihm zu
vermitteln, welche Energie viele handelnde Personen innehaben, um sich und ihre
Lieben durch den Winter zu bringen in Anbetracht der aufkeimenden Hoffnung auf
bessere Zeiten. Trotz der Nöte der Nachkriegszeit streben die Altonaer danach,
sich vom Alltag abzulenken. Dabei darf gerne getanzt und gelacht werden.
Der Autor weist darauf hin, dass seine Geschichte das
Kennenlernen verschiedener Paare beschreibt, deren weiteres Leben in seinem
Buch „Unsere wunderbaren Jahre“ Eingang finden. Der Roman kann aber auch
selbständig gelesen werden. Er gibt einen guten Eindruck von den vordringlichen
Sorgen zur damaligen Zeit genügend Essen zu erhalten und nicht zu erfrieren.
Der Schreibstil von Peter Prange ist lesenswert und unterhaltsam. Der Roman
„Winter der Hoffnung“ bleibt sicher nicht das einzige Buch, das ich von ihm
gelesen habe.