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Sonntag, 20. Dezember 2020

Rezension: Das letzte Licht des Tages von Kristin Harmel

 


Rezension von Ingrid Eßer

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Titel: Das letzte Licht des Tages
Autorin: Kristin Harmel
Erscheinungsdatum: 02.11.2020
rezensierte Buchausgabe: Taschenbuch mit gestalteten Klappen
ISBN: 9783426227121

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In ihrem Roman „Das letzte Licht des Tages“ erzählt Kristin Harmel auf zwei Zeitebenen. Einerseits schildert sie die Geschichte von Inès und Céline ab Mai 1940, andererseits steht Liv im Jahr 2019 im Mittelpunkt.

Inès ist eine junge Waise, die den Winzer Michel durch ihre beste Freundin Edith kennenlernt. Nach der baldigen Heirat folgt sie ihm auf sein Weingut in die Champagne. Michel kann sich auch zu Kriegszeiten auf seinen Kellermeister Théo und seine Frau Céline verlassen, während Inès sich aufgrund ihrer geringen Kenntnisse über die Weinproduktion häufig unnütz fühlt. Als sie herausfindet, dass Michel sich der Resistance angeschlossen hat, beginnt sie sich verstärkt für das politische Geschehen zu interessieren und hadert mit ihrer eigenen Einstellung. Währenddessen fühlt sie immer mehr Distanz zu ihrem Ehemann. Während sie selbst nach mehr Zuneigung sucht, ahnt sie nicht, was unterdessen das Herz von Michel bewegt.

Die in New York lebende, frisch geschiedene Liv folgt ihrer hochbetagten Großmutter Edith nach deren spontanem Besuch in die Heimat nach Frankreich. Edith verbirgt ein Geheimnis, steht aber kurz davor, es ihr mitzuteilen. Nur langsam entschlüsselt sich ihre Vergangenheit, während der attraktive Enkel einer renommierten Anwaltskanzlei, zu der Edith vollstes Vertrauen hat, an Livs Seite ist und sich gemeinsam mit ihr auf Spurensuche nach familiären Ereignissen im Zweiten Weltkrieg begibt.

Kristin Harmel nahm mich als Leser mit in die Champagne nach Reims und Umgebung. Mit viel Leidenschaft beschreibt sie dank sehr guter Recherche einige Details zu verschiedenen Produktionsschritte, die bei der Manufaktur von Champagner anfallen. Daneben greift sie mit dem Widerstand im Zweiten Weltkrieg in eben jenem Gebiet rund um Reims ein weniger beachtetes Thema der Geschichte auf, das deswegen besonders dramatisch ist, weil auch der Erste Weltkrieg in der Gegend große Schäden hinterlassen hat, in personeller wie auch materieller Hinsicht. Allerdings beschränkt sich die Autorin im Zusammenhang mit der Résistance allein auf Ereignisse, wie sie das Weingut und die dort lebenden Personen betroffen haben könnten, ohne die Fakten in einen größeren Zusammenhang zu stellen.

Die Figuren sind erfreulich wandlungsfähig, auch aufgrund der Geheimnisse, die vor allem die Widerstandskämpfer mit sich trugen. Zwar waren die Handlungen von Inés für mich nicht immer verständlich, aber die Autorin versucht ihr Vorgehen bestens zu begründen. Mit viel Empathie beschreibt sie die Beziehungen und Gefühle zwischen den Charakteren. Sie zeigt, wie schwierig es ist, mit einer langen zurückliegenden Schuld zurecht zu kommen und diese zu verarbeiten. Liebe, Hoffnung und Vertrauen, aber auch Missgunst und Unverständnis zwischen den Protagonisten ziehen sich durch das Geschehen.

Kristin Harmel führt ihren Roman „Das letzte Licht des Tages“, über einige unerwartete, manchmal tragische Wendungen auf beiden Zeitebenen zu einem überraschenden erfreulichen Ende. Die Geschichte hat einen hohen Unterhaltungswert und daher empfehle ich ihn gerne an Leser von Romanen mit Familiengeheimnis weiter.